Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Von der Hölle. sie geschiehet aber dadurch, daß eine Kraftwürket, die andere aber die Würkung leidet, oder daß eine Kraft mit ihrer Würkung ein- fließt, die andere aber solche annimmt und gehörig nachgiebt. Jn der natürlichen Welt nennet man das Würkende und das Entge- genwürkende eine Kraft und auch ein Be- streben; aber in der geistlichen Welt wird das Würkende und das Entgegenwürkende das Leben und der Wille genennet; das Leben daselbst ist eine lebendige Kraft, und der Wil- le ist ein lebendiges Bestreben, und das Gleich- gewicht selber heißt die Freyheit oder der freye Wille: das geistliche Gleichgewicht demnach oder die Freyheit entstehet und bestehet zwi- schen dem Guten, das von der einen Seite würket, und dem Bösen, das von der andern Seite entgegen würket, oder aber zwischen dem Bösen, das von der einen Seite wür- ket, und dem Guten, das von der andern Seite entgegen würket; das Gleichgewicht zwischen dem würkenden Guten und dem ent- gegen würkenden Bösen findet bey den Gu- ten statt, aber das Gleichgewicht zwischen dem würkenden Bösen und dem entgegen wür- kenden Guten findet bey den Bösen statt: daß zwischen dem Guten und Bösen ein geist- liches Gleichgewicht ist, kommt daher, weil alles Leben des Menschen sich auf das Gute und auf das Böse beziehet, und der Wille das Behältnis desselben ist: es ist auch zwi- schen
Von der Hoͤlle. ſie geſchiehet aber dadurch, daß eine Kraftwuͤrket, die andere aber die Wuͤrkung leidet, oder daß eine Kraft mit ihrer Wuͤrkung ein- fließt, die andere aber ſolche annimmt und gehoͤrig nachgiebt. Jn der natuͤrlichen Welt nennet man das Wuͤrkende und das Entge- genwuͤrkende eine Kraft und auch ein Be- ſtreben; aber in der geiſtlichen Welt wird das Wuͤrkende und das Entgegenwuͤrkende das Leben und der Wille genennet; das Leben daſelbſt iſt eine lebendige Kraft, und der Wil- le iſt ein lebendiges Beſtreben, und das Gleich- gewicht ſelber heißt die Freyheit oder der freye Wille: das geiſtliche Gleichgewicht demnach oder die Freyheit entſtehet und beſtehet zwi- ſchen dem Guten, das von der einen Seite wuͤrket, und dem Boͤſen, das von der andern Seite entgegen wuͤrket, oder aber zwiſchen dem Boͤſen, das von der einen Seite wuͤr- ket, und dem Guten, das von der andern Seite entgegen wuͤrket; das Gleichgewicht zwiſchen dem wuͤrkenden Guten und dem ent- gegen wuͤrkenden Boͤſen findet bey den Gu- ten ſtatt, aber das Gleichgewicht zwiſchen dem wuͤrkenden Boͤſen und dem entgegen wuͤr- kenden Guten findet bey den Boͤſen ſtatt: daß zwiſchen dem Guten und Boͤſen ein geiſt- liches Gleichgewicht iſt, kommt daher, weil alles Leben des Menſchen ſich auf das Gute und auf das Boͤſe beziehet, und der Wille das Behaͤltnis deſſelben iſt: es iſt auch zwi- ſchen
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Von der Hoͤlle.
ſie geſchiehet aber dadurch, daß eine Kraft
wuͤrket, die andere aber die Wuͤrkung leidet,
oder daß eine Kraft mit ihrer Wuͤrkung ein-
fließt, die andere aber ſolche annimmt und
gehoͤrig nachgiebt. Jn der natuͤrlichen Welt
nennet man das Wuͤrkende und das Entge-
genwuͤrkende eine Kraft und auch ein Be-
ſtreben; aber in der geiſtlichen Welt wird das
Wuͤrkende und das Entgegenwuͤrkende das
Leben und der Wille genennet; das Leben
daſelbſt iſt eine lebendige Kraft, und der Wil-
le iſt ein lebendiges Beſtreben, und das Gleich-
gewicht ſelber heißt die Freyheit oder der freye
Wille: das geiſtliche Gleichgewicht demnach
oder die Freyheit entſtehet und beſtehet zwi-
ſchen dem Guten, das von der einen Seite
wuͤrket, und dem Boͤſen, das von der andern
Seite entgegen wuͤrket, oder aber zwiſchen
dem Boͤſen, das von der einen Seite wuͤr-
ket, und dem Guten, das von der andern
Seite entgegen wuͤrket; das Gleichgewicht
zwiſchen dem wuͤrkenden Guten und dem ent-
gegen wuͤrkenden Boͤſen findet bey den Gu-
ten ſtatt, aber das Gleichgewicht zwiſchen
dem wuͤrkenden Boͤſen und dem entgegen wuͤr-
kenden Guten findet bey den Boͤſen ſtatt:
daß zwiſchen dem Guten und Boͤſen ein geiſt-
liches Gleichgewicht iſt, kommt daher, weil
alles Leben des Menſchen ſich auf das Gute
und auf das Boͤſe beziehet, und der Wille
das Behaͤltnis deſſelben iſt: es iſt auch zwi-
ſchen
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Zitationshilfe: | Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/431>, abgerufen am 03.07.2024. |