Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Von der Hölle. Aus jedweder Hölle wird ein Umkreis derBegierden ausgehaucht, welche bey denen sind, so sich allda befinden; wenn nun dieser Umkreis, von einem, der in eben einer sol- chen Begierde ist, empfunden wird, so wird er im Herzen gereitzt, und mit Lust angefül- let; denn die Begierde und die Lust derselben machen Eins aus; denn was einer begehret, daran hat er auch eine Lust; daher kommt es, daß sich der Geist hin zur Hölle wendet, und aus der Lust seines Herzens dahin begeh- ret; denn er weis noch nicht, daß daselbst solche Peinigungen sind, und der, so es weis, begehret dennoch dahin; denn in der geistli- chen Welt kann kein einziger seiner Begier- de widerstehen, weil die Begierde seiner Liebe eigen, und die Liebe seinem Willen eigen, und der Wille seiner Natur eigen ist, und ein jeder in der geistlichen Welt nach seiner Na- tur handelt. Wenn nun der Geist von sich selber oder aus seinem eigenen freyen Willen bey seiner Hölle anlangt, und hinein tritt, so wird er sodann zuerst freundlich aufge- nommen, und er glaubt also, daß er unter gute Freunde gekommen sey, aber dieses wäh- ret nur etliche Stunden; inzwischen wird er ausgeforschet, von was für einer Schalkheit er sey, und was er daher vermöge; wenn er nun ausgeforschet worden, so fangen sie an, ihn anzufechten, und das auf mancher- ley Weise, und nach und nach immer stärker und
Von der Hoͤlle. Aus jedweder Hoͤlle wird ein Umkreis derBegierden ausgehaucht, welche bey denen ſind, ſo ſich allda befinden; wenn nun dieſer Umkreis, von einem, der in eben einer ſol- chen Begierde iſt, empfunden wird, ſo wird er im Herzen gereitzt, und mit Luſt angefuͤl- let; denn die Begierde und die Luſt derſelben machen Eins aus; denn was einer begehret, daran hat er auch eine Luſt; daher kommt es, daß ſich der Geiſt hin zur Hoͤlle wendet, und aus der Luſt ſeines Herzens dahin begeh- ret; denn er weis noch nicht, daß daſelbſt ſolche Peinigungen ſind, und der, ſo es weis, begehret dennoch dahin; denn in der geiſtli- chen Welt kann kein einziger ſeiner Begier- de widerſtehen, weil die Begierde ſeiner Liebe eigen, und die Liebe ſeinem Willen eigen, und der Wille ſeiner Natur eigen iſt, und ein jeder in der geiſtlichen Welt nach ſeiner Na- tur handelt. Wenn nun der Geiſt von ſich ſelber oder aus ſeinem eigenen freyen Willen bey ſeiner Hoͤlle anlangt, und hinein tritt, ſo wird er ſodann zuerſt freundlich aufge- nommen, und er glaubt alſo, daß er unter gute Freunde gekommen ſey, aber dieſes waͤh- ret nur etliche Stunden; inzwiſchen wird er ausgeforſchet, von was fuͤr einer Schalkheit er ſey, und was er daher vermoͤge; wenn er nun ausgeforſchet worden, ſo fangen ſie an, ihn anzufechten, und das auf mancher- ley Weiſe, und nach und nach immer ſtaͤrker und
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Von der Hoͤlle.
Aus jedweder Hoͤlle wird ein Umkreis der
Begierden ausgehaucht, welche bey denen
ſind, ſo ſich allda befinden; wenn nun dieſer
Umkreis, von einem, der in eben einer ſol-
chen Begierde iſt, empfunden wird, ſo wird
er im Herzen gereitzt, und mit Luſt angefuͤl-
let; denn die Begierde und die Luſt derſelben
machen Eins aus; denn was einer begehret,
daran hat er auch eine Luſt; daher kommt
es, daß ſich der Geiſt hin zur Hoͤlle wendet,
und aus der Luſt ſeines Herzens dahin begeh-
ret; denn er weis noch nicht, daß daſelbſt
ſolche Peinigungen ſind, und der, ſo es weis,
begehret dennoch dahin; denn in der geiſtli-
chen Welt kann kein einziger ſeiner Begier-
de widerſtehen, weil die Begierde ſeiner Liebe
eigen, und die Liebe ſeinem Willen eigen, und
der Wille ſeiner Natur eigen iſt, und ein
jeder in der geiſtlichen Welt nach ſeiner Na-
tur handelt. Wenn nun der Geiſt von ſich
ſelber oder aus ſeinem eigenen freyen Willen
bey ſeiner Hoͤlle anlangt, und hinein tritt,
ſo wird er ſodann zuerſt freundlich aufge-
nommen, und er glaubt alſo, daß er unter
gute Freunde gekommen ſey, aber dieſes waͤh-
ret nur etliche Stunden; inzwiſchen wird er
ausgeforſchet, von was fuͤr einer Schalkheit
er ſey, und was er daher vermoͤge; wenn
er nun ausgeforſchet worden, ſo fangen ſie
an, ihn anzufechten, und das auf mancher-
ley Weiſe, und nach und nach immer ſtaͤrker
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Zitationshilfe: | Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/405>, abgerufen am 16.02.2025. |