Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Von der Hölle.
te, derselbe, wenn er nur das Göttliche
nennen hörete, und vornehmlich, wenn er
den Herrn nennen hörete, wurde von dem
aus dem Zorn herrührenden Haß dermasen
aufgebracht, daß er vor Begierde brannte,
Jhn zu tödten; er begehrte auch, wenn sei-
ner Liebe die Zügel nachgelassen wurden, der
Teufel selber zu seyn, damit er aus der Eigen-
liebe den Himmel beständig anfechten könn-
te: dieses begehren auch viele, die aus dem
Pabstthum sind, wenn sie im andern Leben
inne werden, daß der Herr alle Gewalt habe,
und sie gar keine.

563. Jn der Abend-Gegend gegen die Mit-
tags-Gegend zu erschienen mir etliche Geister,
die sagten, sie hätten in der Welt in grosser
Würde gestanden und verdieneten, andern vor-
gezogen zu werden, und über sie zu herrschen;
diese wurden von den Engeln geprüft, wie sie
innerlich beschaffen wären, und es kam her-
aus, daß sie bey ihren Amtsverrichtungen in
der Welt nicht auf die Nutzstiftungen, son-
dern auf sich selber gesehen, sich also den Nutz-
stiftungen vorgezogen hatten; weil sie aber
darnach trachteten und heftig darauf bestun-
den, Vorgesetzte zu werden, so wurde ihnen
auch verstattet, denen, die sich über Sachen
von hoher Ausführung berathschlagten, bey-
zuwohnen; allein, man wurde gewahr, daß sie
gar im geringsten nicht auf die Ausführun-

gen
c 3

Von der Hoͤlle.
te, derſelbe, wenn er nur das Goͤttliche
nennen hoͤrete, und vornehmlich, wenn er
den Herrn nennen hoͤrete, wurde von dem
aus dem Zorn herruͤhrenden Haß dermaſen
aufgebracht, daß er vor Begierde brannte,
Jhn zu toͤdten; er begehrte auch, wenn ſei-
ner Liebe die Zuͤgel nachgelaſſen wurden, der
Teufel ſelber zu ſeyn, damit er aus der Eigen-
liebe den Himmel beſtaͤndig anfechten koͤnn-
te: dieſes begehren auch viele, die aus dem
Pabſtthum ſind, wenn ſie im andern Leben
inne werden, daß der Herr alle Gewalt habe,
und ſie gar keine.

563. Jn der Abend-Gegend gegen die Mit-
tags-Gegend zu erſchienen mir etliche Geiſter,
die ſagten, ſie haͤtten in der Welt in groſſer
Wuͤrde geſtanden und verdieneten, andern vor-
gezogen zu werden, und uͤber ſie zu herrſchen;
dieſe wurden von den Engeln gepruͤft, wie ſie
innerlich beſchaffen waͤren, und es kam her-
aus, daß ſie bey ihren Amtsverrichtungen in
der Welt nicht auf die Nutzſtiftungen, ſon-
dern auf ſich ſelber geſehen, ſich alſo den Nutz-
ſtiftungen vorgezogen hatten; weil ſie aber
darnach trachteten und heftig darauf beſtun-
den, Vorgeſetzte zu werden, ſo wurde ihnen
auch verſtattet, denen, die ſich uͤber Sachen
von hoher Ausfuͤhrung berathſchlagten, bey-
zuwohnen; allein, man wurde gewahr, daß ſie
gar im geringſten nicht auf die Ausfuͤhrun-

gen
c 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0388" n="37"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Ho&#x0364;lle.</hi></fw><lb/>
te, der&#x017F;elbe, wenn er nur das <hi rendition="#fr">Go&#x0364;ttliche</hi><lb/>
nennen ho&#x0364;rete, und vornehmlich, wenn er<lb/>
den <hi rendition="#fr">Herrn</hi> nennen ho&#x0364;rete, wurde von dem<lb/>
aus dem Zorn herru&#x0364;hrenden Haß derma&#x017F;en<lb/>
aufgebracht, daß er vor Begierde brannte,<lb/><hi rendition="#fr">Jhn</hi> zu to&#x0364;dten; er begehrte auch, wenn &#x017F;ei-<lb/>
ner Liebe die Zu&#x0364;gel nachgela&#x017F;&#x017F;en wurden, der<lb/>
Teufel &#x017F;elber zu &#x017F;eyn, damit er aus der Eigen-<lb/>
liebe den Himmel be&#x017F;ta&#x0364;ndig anfechten ko&#x0364;nn-<lb/>
te: die&#x017F;es begehren auch viele, die aus dem<lb/>
Pab&#x017F;tthum &#x017F;ind, wenn &#x017F;ie im andern Leben<lb/>
inne werden, daß der <hi rendition="#fr">Herr</hi> alle Gewalt habe,<lb/>
und &#x017F;ie gar keine.</p><lb/>
          <p>563. Jn der Abend-Gegend gegen die Mit-<lb/>
tags-Gegend zu er&#x017F;chienen mir etliche Gei&#x017F;ter,<lb/>
die &#x017F;agten, &#x017F;ie ha&#x0364;tten in der Welt in gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Wu&#x0364;rde ge&#x017F;tanden und verdieneten, andern vor-<lb/>
gezogen zu werden, und u&#x0364;ber &#x017F;ie zu herr&#x017F;chen;<lb/>
die&#x017F;e wurden von den Engeln gepru&#x0364;ft, wie &#x017F;ie<lb/>
innerlich be&#x017F;chaffen wa&#x0364;ren, und es kam her-<lb/>
aus, daß &#x017F;ie bey ihren Amtsverrichtungen in<lb/>
der Welt nicht auf die Nutz&#x017F;tiftungen, &#x017F;on-<lb/>
dern auf &#x017F;ich &#x017F;elber ge&#x017F;ehen, &#x017F;ich al&#x017F;o den Nutz-<lb/>
&#x017F;tiftungen vorgezogen hatten; weil &#x017F;ie aber<lb/>
darnach trachteten und heftig darauf be&#x017F;tun-<lb/>
den, Vorge&#x017F;etzte zu werden, &#x017F;o wurde ihnen<lb/>
auch ver&#x017F;tattet, denen, die &#x017F;ich u&#x0364;ber Sachen<lb/>
von hoher Ausfu&#x0364;hrung berath&#x017F;chlagten, bey-<lb/>
zuwohnen; allein, man wurde gewahr, daß &#x017F;ie<lb/>
gar im gering&#x017F;ten nicht auf die Ausfu&#x0364;hrun-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">c 3</fw><fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0388] Von der Hoͤlle. te, derſelbe, wenn er nur das Goͤttliche nennen hoͤrete, und vornehmlich, wenn er den Herrn nennen hoͤrete, wurde von dem aus dem Zorn herruͤhrenden Haß dermaſen aufgebracht, daß er vor Begierde brannte, Jhn zu toͤdten; er begehrte auch, wenn ſei- ner Liebe die Zuͤgel nachgelaſſen wurden, der Teufel ſelber zu ſeyn, damit er aus der Eigen- liebe den Himmel beſtaͤndig anfechten koͤnn- te: dieſes begehren auch viele, die aus dem Pabſtthum ſind, wenn ſie im andern Leben inne werden, daß der Herr alle Gewalt habe, und ſie gar keine. 563. Jn der Abend-Gegend gegen die Mit- tags-Gegend zu erſchienen mir etliche Geiſter, die ſagten, ſie haͤtten in der Welt in groſſer Wuͤrde geſtanden und verdieneten, andern vor- gezogen zu werden, und uͤber ſie zu herrſchen; dieſe wurden von den Engeln gepruͤft, wie ſie innerlich beſchaffen waͤren, und es kam her- aus, daß ſie bey ihren Amtsverrichtungen in der Welt nicht auf die Nutzſtiftungen, ſon- dern auf ſich ſelber geſehen, ſich alſo den Nutz- ſtiftungen vorgezogen hatten; weil ſie aber darnach trachteten und heftig darauf beſtun- den, Vorgeſetzte zu werden, ſo wurde ihnen auch verſtattet, denen, die ſich uͤber Sachen von hoher Ausfuͤhrung berathſchlagten, bey- zuwohnen; allein, man wurde gewahr, daß ſie gar im geringſten nicht auf die Ausfuͤhrun- gen c 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/388
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/388>, abgerufen am 27.11.2024.