Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
Von der Hölle.

560. Man stelle sich einmal eine Gesell-
schaft von solchen Leuten vor, welche alle nur
sich allein lieben, andre aber weiter nicht,
als in so ferne sie mit ihnen Eins ausmachen,
und man wird sehen, daß ihre Liebe keine
andre sey, alswie die Liebe der Straßenräu-
ber unter einander, welche, in so ferne sie
gemeinschaftlich handeln, einander küssen,
und einander Freunde nennen, in so fern
sie aber nicht gemeinschaftlich handeln, und
sich nicht mehr regieren lassen, einander an-
fallen und ermorden: wenn man ihr Jnne-
res oder ihr Gemüth prüfet, so wird man
sehen, daß sie voll von feindlichen Hasses
sind, einer wider den andern, und daß sie
im Herzen über alle Gerechtigkeit und Auf-
richtigkeit lachen, und auch über das Gött-
liche,
welches sie wie nichts verwerfen; die-
ses kann noch besser ersehen werden aus ih-
ren Gesellschaften in den Höllen, von wel-
chen weiter unten geredet werden soll.

561. Die innern Gedanken und Neigun-
gen derer, die sich über alles lieben, sind zu
sich selber und zu der Welt gekehrt, und also
vom Herrn und vom Himmel abgewendet;
daher kommt es, daß sie mit allerley Boshei-
ten besessen sind, und daß bey ihnen das Gött-
liche nicht einfliessen kann, weil es den Au-
genblick, als es einfließt, in die Gedanken
der Selbstheit versenkt, und damit verun-

rei-
c 2
Von der Hoͤlle.

560. Man ſtelle ſich einmal eine Geſell-
ſchaft von ſolchen Leuten vor, welche alle nur
ſich allein lieben, andre aber weiter nicht,
als in ſo ferne ſie mit ihnen Eins ausmachen,
und man wird ſehen, daß ihre Liebe keine
andre ſey, alswie die Liebe der Straßenraͤu-
ber unter einander, welche, in ſo ferne ſie
gemeinſchaftlich handeln, einander kuͤſſen,
und einander Freunde nennen, in ſo fern
ſie aber nicht gemeinſchaftlich handeln, und
ſich nicht mehr regieren laſſen, einander an-
fallen und ermorden: wenn man ihr Jnne-
res oder ihr Gemuͤth pruͤfet, ſo wird man
ſehen, daß ſie voll von feindlichen Haſſes
ſind, einer wider den andern, und daß ſie
im Herzen uͤber alle Gerechtigkeit und Auf-
richtigkeit lachen, und auch uͤber das Goͤtt-
liche,
welches ſie wie nichts verwerfen; die-
ſes kann noch beſſer erſehen werden aus ih-
ren Geſellſchaften in den Hoͤllen, von wel-
chen weiter unten geredet werden ſoll.

561. Die innern Gedanken und Neigun-
gen derer, die ſich uͤber alles lieben, ſind zu
ſich ſelber und zu der Welt gekehrt, und alſo
vom Herrn und vom Himmel abgewendet;
daher kommt es, daß ſie mit allerley Boshei-
ten beſeſſen ſind, und daß bey ihnen das Goͤtt-
liche nicht einflieſſen kann, weil es den Au-
genblick, als es einfließt, in die Gedanken
der Selbſtheit verſenkt, und damit verun-

rei-
c 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0386" n="35"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von der Ho&#x0364;lle.</hi> </fw><lb/>
          <p>560. Man &#x017F;telle &#x017F;ich einmal eine Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chaft von &#x017F;olchen Leuten vor, welche alle nur<lb/>
&#x017F;ich allein lieben, andre aber weiter nicht,<lb/>
als in &#x017F;o ferne &#x017F;ie mit ihnen Eins ausmachen,<lb/>
und man wird &#x017F;ehen, daß ihre Liebe keine<lb/>
andre &#x017F;ey, alswie die Liebe der Straßenra&#x0364;u-<lb/>
ber unter einander, welche, in &#x017F;o ferne &#x017F;ie<lb/>
gemein&#x017F;chaftlich handeln, einander ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und einander Freunde nennen, in &#x017F;o fern<lb/>
&#x017F;ie aber nicht gemein&#x017F;chaftlich handeln, und<lb/>
&#x017F;ich nicht mehr regieren la&#x017F;&#x017F;en, einander an-<lb/>
fallen und ermorden: wenn man ihr Jnne-<lb/>
res oder ihr Gemu&#x0364;th pru&#x0364;fet, &#x017F;o wird man<lb/>
&#x017F;ehen, daß &#x017F;ie voll von feindlichen Ha&#x017F;&#x017F;es<lb/>
&#x017F;ind, einer wider den andern, und daß &#x017F;ie<lb/>
im Herzen u&#x0364;ber alle Gerechtigkeit und Auf-<lb/>
richtigkeit lachen, und auch u&#x0364;ber das <hi rendition="#fr">Go&#x0364;tt-<lb/>
liche,</hi> welches &#x017F;ie wie nichts verwerfen; die-<lb/>
&#x017F;es kann noch be&#x017F;&#x017F;er er&#x017F;ehen werden aus ih-<lb/>
ren Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften in den Ho&#x0364;llen, von wel-<lb/>
chen weiter unten geredet werden &#x017F;oll.</p><lb/>
          <p>561. Die innern Gedanken und Neigun-<lb/>
gen derer, die &#x017F;ich u&#x0364;ber alles lieben, &#x017F;ind zu<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elber und zu der Welt gekehrt, und al&#x017F;o<lb/>
vom <hi rendition="#fr">Herrn</hi> und vom Himmel abgewendet;<lb/>
daher kommt es, daß &#x017F;ie mit allerley Boshei-<lb/>
ten be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind, und daß bey ihnen das Go&#x0364;tt-<lb/>
liche nicht einflie&#x017F;&#x017F;en kann, weil es den Au-<lb/>
genblick, als es einfließt, in die Gedanken<lb/>
der Selb&#x017F;theit ver&#x017F;enkt, und damit verun-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">c 2</fw><fw place="bottom" type="catch">rei-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0386] Von der Hoͤlle. 560. Man ſtelle ſich einmal eine Geſell- ſchaft von ſolchen Leuten vor, welche alle nur ſich allein lieben, andre aber weiter nicht, als in ſo ferne ſie mit ihnen Eins ausmachen, und man wird ſehen, daß ihre Liebe keine andre ſey, alswie die Liebe der Straßenraͤu- ber unter einander, welche, in ſo ferne ſie gemeinſchaftlich handeln, einander kuͤſſen, und einander Freunde nennen, in ſo fern ſie aber nicht gemeinſchaftlich handeln, und ſich nicht mehr regieren laſſen, einander an- fallen und ermorden: wenn man ihr Jnne- res oder ihr Gemuͤth pruͤfet, ſo wird man ſehen, daß ſie voll von feindlichen Haſſes ſind, einer wider den andern, und daß ſie im Herzen uͤber alle Gerechtigkeit und Auf- richtigkeit lachen, und auch uͤber das Goͤtt- liche, welches ſie wie nichts verwerfen; die- ſes kann noch beſſer erſehen werden aus ih- ren Geſellſchaften in den Hoͤllen, von wel- chen weiter unten geredet werden ſoll. 561. Die innern Gedanken und Neigun- gen derer, die ſich uͤber alles lieben, ſind zu ſich ſelber und zu der Welt gekehrt, und alſo vom Herrn und vom Himmel abgewendet; daher kommt es, daß ſie mit allerley Boshei- ten beſeſſen ſind, und daß bey ihnen das Goͤtt- liche nicht einflieſſen kann, weil es den Au- genblick, als es einfließt, in die Gedanken der Selbſtheit verſenkt, und damit verun- rei- c 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/386
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/386>, abgerufen am 24.11.2024.