Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
Vom Himmel.

336. Wie ihr zarter Verstand beschaffen,
das ist mir auch gezeigt worden; als ich das
Gebet des Herrn betete, und sie alsdenn in die
Bilder meines Denkens aus ihrem verständli-
chen Theil einflossen, so wurde ich inne, daß
ihr Einfluß so zärtlich und gelinde war, daß
er beynahe lauter sanftes Berühren gewesen;
und da bemerkte ich zugleich, daß ihr verständ-
liches Theil bis zum Herrn eröffnet war, *)
denn was sich von ihnen auf mich ergoß, war
wie vom Herrn überströmt: der Herr fliesset
auch in die Begriffe der Kinder zuvörderst am
innigsten ein, den sie sind noch nicht durch das
mindeste, weder durch falsche Grundsätze zum
Aufnehmen des Wahren, noch durch ein böses
Leben zum Aufnehmen des Guten, und also
zum weise werden verschlossen, als wie es im
Gegentheil bey Erwachsenen ist. Hieraus kann
nun offenbar seyn, daß die Kinder nach dem
Tod nicht gleich so bald in den englischen Zu-

stand
*) Anmerk. des Uebersetzers.
Jn den himmlischen Geheimnissen, N.
2291. heißt es: "Da ich das Gebet des Hrn.
betete, und sie alsdenn in die Bilder meines
Denkens aus ihrem verständlichen Theil ein-
flossen, welcher so zart war, daß sie kaum et-
was mehreres, ausser den Sinn der Worte,
faßten; so liessen sich aber dem ungeachtet ihre
Begriffe in dieser Zartheit bis zum Herrn eröff-
nen, das ist, sie wurden vom Herrn eröffnet."
C 4
Vom Himmel.

336. Wie ihr zarter Verſtand beſchaffen,
das iſt mir auch gezeigt worden; als ich das
Gebet des Herrn betete, und ſie alsdenn in die
Bilder meines Denkens aus ihrem verſtaͤndli-
chen Theil einfloſſen, ſo wurde ich inne, daß
ihr Einfluß ſo zaͤrtlich und gelinde war, daß
er beynahe lauter ſanftes Beruͤhren geweſen;
und da bemerkte ich zugleich, daß ihr verſtaͤnd-
liches Theil bis zum Herrn eroͤffnet war, *)
denn was ſich von ihnen auf mich ergoß, war
wie vom Herrn uͤberſtroͤmt: der Herr flieſſet
auch in die Begriffe der Kinder zuvoͤrderſt am
innigſten ein, den ſie ſind noch nicht durch das
mindeſte, weder durch falſche Grundſaͤtze zum
Aufnehmen des Wahren, noch durch ein boͤſes
Leben zum Aufnehmen des Guten, und alſo
zum weiſe werden verſchloſſen, als wie es im
Gegentheil bey Erwachſenen iſt. Hieraus kann
nun offenbar ſeyn, daß die Kinder nach dem
Tod nicht gleich ſo bald in den engliſchen Zu-

ſtand
*) Anmerk. des Ueberſetzers.
Jn den himmliſchen Geheimniſſen, N.
2291. heißt es: „Da ich das Gebet des Hrn.
betete, und ſie alsdenn in die Bilder meines
Denkens aus ihrem verſtaͤndlichen Theil ein-
floſſen, welcher ſo zart war, daß ſie kaum et-
was mehreres, auſſer den Sinn der Worte,
faßten; ſo lieſſen ſich aber dem ungeachtet ihre
Begriffe in dieſer Zartheit bis zum Herrn eroͤff-
nen, das iſt, ſie wurden vom Herrn eroͤffnet.“
C 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0038" n="39"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vom Himmel.</hi> </fw><lb/>
          <p>336. Wie ihr zarter Ver&#x017F;tand be&#x017F;chaffen,<lb/>
das i&#x017F;t mir auch gezeigt worden; als ich das<lb/>
Gebet des <hi rendition="#fr">Herrn</hi> betete, und &#x017F;ie alsdenn in die<lb/>
Bilder meines Denkens aus ihrem ver&#x017F;ta&#x0364;ndli-<lb/>
chen Theil einflo&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o wurde ich inne, daß<lb/>
ihr Einfluß &#x017F;o za&#x0364;rtlich und gelinde war, daß<lb/>
er beynahe lauter &#x017F;anftes Beru&#x0364;hren gewe&#x017F;en;<lb/>
und da bemerkte ich zugleich, daß ihr ver&#x017F;ta&#x0364;nd-<lb/>
liches Theil bis zum <hi rendition="#fr">Herrn</hi> ero&#x0364;ffnet war, <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Anmerk. des Ueber&#x017F;etzers.</hi></hi><lb/>
Jn den <hi rendition="#fr">himmli&#x017F;chen Geheimni&#x017F;&#x017F;en,</hi> N.<lb/>
2291. heißt es: &#x201E;Da ich das Gebet des Hrn.<lb/>
betete, und &#x017F;ie alsdenn in die Bilder meines<lb/>
Denkens aus ihrem ver&#x017F;ta&#x0364;ndlichen Theil ein-<lb/>
flo&#x017F;&#x017F;en, welcher &#x017F;o zart war, daß &#x017F;ie kaum et-<lb/>
was mehreres, au&#x017F;&#x017F;er den Sinn der Worte,<lb/>
faßten; &#x017F;o lie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich aber dem ungeachtet ihre<lb/>
Begriffe in die&#x017F;er Zartheit bis zum Herrn ero&#x0364;ff-<lb/>
nen, das i&#x017F;t, &#x017F;ie wurden vom <hi rendition="#fr">Herrn</hi> ero&#x0364;ffnet.&#x201C;</note><lb/>
denn was &#x017F;ich von ihnen auf mich ergoß, war<lb/>
wie vom Herrn u&#x0364;ber&#x017F;tro&#x0364;mt: der <hi rendition="#fr">Herr</hi> flie&#x017F;&#x017F;et<lb/>
auch in die Begriffe der Kinder zuvo&#x0364;rder&#x017F;t am<lb/>
innig&#x017F;ten ein, den &#x017F;ie &#x017F;ind noch nicht durch das<lb/>
minde&#x017F;te, weder durch fal&#x017F;che Grund&#x017F;a&#x0364;tze zum<lb/>
Aufnehmen des Wahren, noch durch ein bo&#x0364;&#x017F;es<lb/>
Leben zum Aufnehmen des Guten, und al&#x017F;o<lb/>
zum wei&#x017F;e werden ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, als wie es im<lb/>
Gegentheil bey Erwach&#x017F;enen i&#x017F;t. Hieraus kann<lb/>
nun offenbar &#x017F;eyn, daß die Kinder nach dem<lb/>
Tod nicht gleich &#x017F;o bald in den engli&#x017F;chen Zu-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tand</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0038] Vom Himmel. 336. Wie ihr zarter Verſtand beſchaffen, das iſt mir auch gezeigt worden; als ich das Gebet des Herrn betete, und ſie alsdenn in die Bilder meines Denkens aus ihrem verſtaͤndli- chen Theil einfloſſen, ſo wurde ich inne, daß ihr Einfluß ſo zaͤrtlich und gelinde war, daß er beynahe lauter ſanftes Beruͤhren geweſen; und da bemerkte ich zugleich, daß ihr verſtaͤnd- liches Theil bis zum Herrn eroͤffnet war, *) denn was ſich von ihnen auf mich ergoß, war wie vom Herrn uͤberſtroͤmt: der Herr flieſſet auch in die Begriffe der Kinder zuvoͤrderſt am innigſten ein, den ſie ſind noch nicht durch das mindeſte, weder durch falſche Grundſaͤtze zum Aufnehmen des Wahren, noch durch ein boͤſes Leben zum Aufnehmen des Guten, und alſo zum weiſe werden verſchloſſen, als wie es im Gegentheil bey Erwachſenen iſt. Hieraus kann nun offenbar ſeyn, daß die Kinder nach dem Tod nicht gleich ſo bald in den engliſchen Zu- ſtand *) Anmerk. des Ueberſetzers. Jn den himmliſchen Geheimniſſen, N. 2291. heißt es: „Da ich das Gebet des Hrn. betete, und ſie alsdenn in die Bilder meines Denkens aus ihrem verſtaͤndlichen Theil ein- floſſen, welcher ſo zart war, daß ſie kaum et- was mehreres, auſſer den Sinn der Worte, faßten; ſo lieſſen ſich aber dem ungeachtet ihre Begriffe in dieſer Zartheit bis zum Herrn eroͤff- nen, das iſt, ſie wurden vom Herrn eroͤffnet.“ C 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/38
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/38>, abgerufen am 24.12.2024.