Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Von der Hölle. werfen, von denen sie nicht geehret noch ge-schätzet werden, wie auch Gestalten des Has- ses und der Rachbegierde sind, die sie gegen diejenigen hegen, welche ihnen keine Gunst er- wiesen, wurde mir klar, daß alle überhaupt Gestalten der Eigenliebe und Weltliebe wa- ren; und daß die Bosheiten, deren besondre Gestalten sie sind, aus dieser zweyerley Liebe ihren Ursprung haben: es ist mir auch aus dem Himmel gesagt, und ich bin auch durch vielfältige Erfahrung überzeugt worden, daß diese zwey Arten der Liebe, nämlich die Eigen- liebe und die Liebe zur Welt, in den Höllen herrschen, und auch die Höllen ausmachen; und daß die Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den Nächsten in den Himmeln regieren, und auch die Himmel ausmachen: wie auch, daß jene zweyerley Liebe, so die zweyerley Lie- be der Hölle ist, und die se zweyfache Liebe, so die zweyfache Liebe des Himmels ist, einander schnurstracks entgegenstehen und zuwider sind. 555. Anfangs verwunderte ich mich, wo- Eigen-
Von der Hoͤlle. werfen, von denen ſie nicht geehret noch ge-ſchaͤtzet werden, wie auch Geſtalten des Haſ- ſes und der Rachbegierde ſind, die ſie gegen diejenigen hegen, welche ihnen keine Gunſt er- wieſen, wurde mir klar, daß alle uͤberhaupt Geſtalten der Eigenliebe und Weltliebe wa- ren; und daß die Bosheiten, deren beſondre Geſtalten ſie ſind, aus dieſer zweyerley Liebe ihren Urſprung haben: es iſt mir auch aus dem Himmel geſagt, und ich bin auch durch vielfaͤltige Erfahrung uͤberzeugt worden, daß dieſe zwey Arten der Liebe, naͤmlich die Eigen- liebe und die Liebe zur Welt, in den Hoͤllen herrſchen, und auch die Hoͤllen ausmachen; und daß die Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den Naͤchſten in den Himmeln regieren, und auch die Himmel ausmachen: wie auch, daß jene zweyerley Liebe, ſo die zweyerley Lie- be der Hoͤlle iſt, und die ſe zweyfache Liebe, ſo die zweyfache Liebe des Himmels iſt, einander ſchnurſtracks entgegenſtehen und zuwider ſind. 555. Anfangs verwunderte ich mich, wo- Eigen-
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Von der Hoͤlle.
werfen, von denen ſie nicht geehret noch ge-
ſchaͤtzet werden, wie auch Geſtalten des Haſ-
ſes und der Rachbegierde ſind, die ſie gegen
diejenigen hegen, welche ihnen keine Gunſt er-
wieſen, wurde mir klar, daß alle uͤberhaupt
Geſtalten der Eigenliebe und Weltliebe wa-
ren; und daß die Bosheiten, deren beſondre
Geſtalten ſie ſind, aus dieſer zweyerley Liebe
ihren Urſprung haben: es iſt mir auch aus
dem Himmel geſagt, und ich bin auch durch
vielfaͤltige Erfahrung uͤberzeugt worden, daß
dieſe zwey Arten der Liebe, naͤmlich die Eigen-
liebe und die Liebe zur Welt, in den Hoͤllen
herrſchen, und auch die Hoͤllen ausmachen;
und daß die Liebe zum Herrn und die Liebe
gegen den Naͤchſten in den Himmeln regieren,
und auch die Himmel ausmachen: wie auch,
daß jene zweyerley Liebe, ſo die zweyerley Lie-
be der Hoͤlle iſt, und die ſe zweyfache Liebe, ſo
die zweyfache Liebe des Himmels iſt, einander
ſchnurſtracks entgegenſtehen und zuwider ſind.
555. Anfangs verwunderte ich mich, wo-
her es komme, daß die Eigenliebe und die Lie-
be zur Welt ſo teufliſch, und daß diejenigen,
welche in dieſer zweyerley Liebe ſtehen, ſolche
Unmenſchen oder Ungeheuer im Anblicke ſind,
weil man in der Welt die Eigenliebe wenig
oder gar nicht in Erwegung ziehet, ſondern
nur die Erhebung des Gemuͤths im Aeuſſerli-
chen, oder den ſogenannten Hochmuth, der,
weil er in die Augen faͤllt, lediglich fuͤr die
Eigen-
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