Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Von der Hölle. Blattern, Knoten und Geschwüren ganz ab-scheulich; bey den meisten ist gar kein Ange- sicht zu sehen, sondern statt desselben etwas struppichtes, oder etwas beinernes, und bey ei- nigen stehen nur die Zähne heraus; ihre Lei- ber sind eben auch ungestalt und unförmlich; und ihr Reden ist wie aus Zorn, oder aus Haß oder aber aus Rache, denn ein jeder redet aus seinen Falschheiten und tönet aus seinem Bö- sen; mit einem Wort, alle mit einander sind Bildnisse ihrer Höllen; was die ganze Höl- le selber für eine Gestalt hat, ist mir nicht zu sehen gegeben worden; mir ist nur gesagt wor- den, daß, wie der ganze Himmel in einem Jn- begriff einen einzigen Menschen vorstelle, Num. 59-67., also stelle auch die ganze Hölle in einem Jnbegriff einen einzigen Teu- fel vor, und daß sie auch in dem Bildniß ei- nes einzigen Teufels könne dargestellt wer- den, man lese oben Num. 544.; was aber die einzele Höllen, oder die höllischen Gesell- schaften für eine Gestalt haben, ist mir öfters zu sehen gegeben worden, denn bey ihren Oeff- nungen, die man Thüren oder Pforten der Hölle nennet, erscheinet meistentheils ein Un- mensch, welcher die Gestalt derer, so inwen- dig sind, überhaupt vorstellet; alsdenn wer- den die Unmenschlichkeiten der daselbst befind- lichen auch zugleich mit vorgestellet durch grau- same und greuliche Dinge, die ich unberührt lassen will. Man muß aber wissen, daß die hölli- b 5
Von der Hoͤlle. Blattern, Knoten und Geſchwuͤren ganz ab-ſcheulich; bey den meiſten iſt gar kein Ange- ſicht zu ſehen, ſondern ſtatt deſſelben etwas ſtruppichtes, oder etwas beinernes, und bey ei- nigen ſtehen nur die Zaͤhne heraus; ihre Lei- ber ſind eben auch ungeſtalt und unfoͤrmlich; und ihr Reden iſt wie aus Zorn, oder aus Haß oder aber aus Rache, denn ein jeder redet aus ſeinen Falſchheiten und toͤnet aus ſeinem Boͤ- ſen; mit einem Wort, alle mit einander ſind Bildniſſe ihrer Hoͤllen; was die ganze Hoͤl- le ſelber fuͤr eine Geſtalt hat, iſt mir nicht zu ſehen gegeben worden; mir iſt nur geſagt wor- den, daß, wie der ganze Himmel in einem Jn- begriff einen einzigen Menſchen vorſtelle, Num. 59-67., alſo ſtelle auch die ganze Hoͤlle in einem Jnbegriff einen einzigen Teu- fel vor, und daß ſie auch in dem Bildniß ei- nes einzigen Teufels koͤnne dargeſtellt wer- den, man leſe oben Num. 544.; was aber die einzele Hoͤllen, oder die hoͤlliſchen Geſell- ſchaften fuͤr eine Geſtalt haben, iſt mir oͤfters zu ſehen gegeben worden, denn bey ihren Oeff- nungen, die man Thuͤren oder Pforten der Hoͤlle nennet, erſcheinet meiſtentheils ein Un- menſch, welcher die Geſtalt derer, ſo inwen- dig ſind, uͤberhaupt vorſtellet; alsdenn wer- den die Unmenſchlichkeiten der daſelbſt befind- lichen auch zugleich mit vorgeſtellet durch grau- ſame und greuliche Dinge, die ich unberuͤhrt laſſen will. Man muß aber wiſſen, daß die hoͤlli- b 5
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Von der Hoͤlle.
Blattern, Knoten und Geſchwuͤren ganz ab-
ſcheulich; bey den meiſten iſt gar kein Ange-
ſicht zu ſehen, ſondern ſtatt deſſelben etwas
ſtruppichtes, oder etwas beinernes, und bey ei-
nigen ſtehen nur die Zaͤhne heraus; ihre Lei-
ber ſind eben auch ungeſtalt und unfoͤrmlich;
und ihr Reden iſt wie aus Zorn, oder aus Haß
oder aber aus Rache, denn ein jeder redet aus
ſeinen Falſchheiten und toͤnet aus ſeinem Boͤ-
ſen; mit einem Wort, alle mit einander ſind
Bildniſſe ihrer Hoͤllen; was die ganze Hoͤl-
le ſelber fuͤr eine Geſtalt hat, iſt mir nicht zu
ſehen gegeben worden; mir iſt nur geſagt wor-
den, daß, wie der ganze Himmel in einem Jn-
begriff einen einzigen Menſchen vorſtelle,
Num. 59-67., alſo ſtelle auch die ganze
Hoͤlle in einem Jnbegriff einen einzigen Teu-
fel vor, und daß ſie auch in dem Bildniß ei-
nes einzigen Teufels koͤnne dargeſtellt wer-
den, man leſe oben Num. 544.; was aber
die einzele Hoͤllen, oder die hoͤlliſchen Geſell-
ſchaften fuͤr eine Geſtalt haben, iſt mir oͤfters
zu ſehen gegeben worden, denn bey ihren Oeff-
nungen, die man Thuͤren oder Pforten der
Hoͤlle nennet, erſcheinet meiſtentheils ein Un-
menſch, welcher die Geſtalt derer, ſo inwen-
dig ſind, uͤberhaupt vorſtellet; alsdenn wer-
den die Unmenſchlichkeiten der daſelbſt befind-
lichen auch zugleich mit vorgeſtellet durch grau-
ſame und greuliche Dinge, die ich unberuͤhrt
laſſen will. Man muß aber wiſſen, daß die
hoͤlli-
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