Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Geisterwelt.
und nach entweder sich senket, oder Risse bekommt
und von einander spaltet, oder aber wanket, bis
es gar einfällt.

529. Wenn man das menschliche Leben durch eine
vernünftige Betrachtung ansiehet und durchgehet,
so findet man, daß es dreyfach ist, nämlich ein
geistliches Leben, ein sittliches Leben und ein
bürgerliches Leben, und daß dieses dreyfache
Leben unterschieden ist; denn es giebt Menschen,
die ein bürgerliches Leben führen, und doch nicht
sittlich noch geistlich leben; und giebt welche, die
ein sittliches Leben führen, und doch kein geistli-
ches; und giebt auch welche, die sowohl ein bür-
gerliches, als sittliches, aber auch zugleich
ein geistliches Leben führen;
diese sind es,
die ein Leben des Himmels führen, jene aber füh-
ren ein weltliches Leben, das von dem Leben des
Himmels getrennt oder abgesondert ist. Hier-
aus kann nun zuerst erhellen, daß das geistliche
Leben gar nicht von dem natürlichen oder weltli-
chen Leben getrennet, sondern daß jenes mit die-
sem, als wie die Seele mit ihrem Leib, verbun-
den sey, und daß, wenn es getrennt würde, es
eben so wäre, wie das Wohnen in einem Hause,
das keinen Grund hat, wie ich kurz vorher gesagt
habe. Denn das sittliche und bürgerliche Leben
ist die Auswürkung des geistlichen Lebens; denn
dem geistlichen Leben kommt zu, das Gute zu
wollen,
und dem sittlichen und bürgerlichen Le-
ben gebühret, das Gute zu thun, wenn dieses

von

Von der Geiſterwelt.
und nach entweder ſich ſenket, oder Riſſe bekommt
und von einander ſpaltet, oder aber wanket, bis
es gar einfaͤllt.

529. Weñ man das menſchliche Leben durch eine
vernuͤnftige Betrachtung anſiehet und durchgehet,
ſo findet man, daß es dreyfach iſt, naͤmlich ein
geiſtliches Leben, ein ſittliches Leben und ein
buͤrgerliches Leben, und daß dieſes dreyfache
Leben unterſchieden iſt; denn es giebt Menſchen,
die ein buͤrgerliches Leben fuͤhren, und doch nicht
ſittlich noch geiſtlich leben; und giebt welche, die
ein ſittliches Leben fuͤhren, und doch kein geiſtli-
ches; und giebt auch welche, die ſowohl ein buͤr-
gerliches, als ſittliches, aber auch zugleich
ein geiſtliches Leben fuͤhren;
dieſe ſind es,
die ein Leben des Himmels fuͤhren, jene aber fuͤh-
ren ein weltliches Leben, das von dem Leben des
Himmels getrennt oder abgeſondert iſt. Hier-
aus kann nun zuerſt erhellen, daß das geiſtliche
Leben gar nicht von dem natuͤrlichen oder weltli-
chen Leben getrennet, ſondern daß jenes mit die-
ſem, als wie die Seele mit ihrem Leib, verbun-
den ſey, und daß, wenn es getrennt wuͤrde, es
eben ſo waͤre, wie das Wohnen in einem Hauſe,
das keinen Grund hat, wie ich kurz vorher geſagt
habe. Denn das ſittliche und buͤrgerliche Leben
iſt die Auswuͤrkung des geiſtlichen Lebens; denn
dem geiſtlichen Leben kommt zu, das Gute zu
wollen,
und dem ſittlichen und buͤrgerlichen Le-
ben gebuͤhret, das Gute zu thun, wenn dieſes

von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0329" n="330"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Gei&#x017F;terwelt.</hi></fw><lb/>
und nach entweder &#x017F;ich &#x017F;enket, oder Ri&#x017F;&#x017F;e bekommt<lb/>
und von einander &#x017F;paltet, oder aber wanket, bis<lb/>
es gar einfa&#x0364;llt.</p><lb/>
          <p>529. Wen&#x0303; man das men&#x017F;chliche Leben durch eine<lb/>
vernu&#x0364;nftige Betrachtung an&#x017F;iehet und durchgehet,<lb/>
&#x017F;o findet man, daß es dreyfach i&#x017F;t, na&#x0364;mlich ein<lb/><hi rendition="#fr">gei&#x017F;tliches</hi> Leben, ein <hi rendition="#fr">&#x017F;ittliches</hi> Leben und ein<lb/><hi rendition="#fr">bu&#x0364;rgerliches</hi> Leben, und daß die&#x017F;es dreyfache<lb/>
Leben unter&#x017F;chieden i&#x017F;t; denn es giebt Men&#x017F;chen,<lb/>
die ein bu&#x0364;rgerliches Leben fu&#x0364;hren, und doch nicht<lb/>
&#x017F;ittlich noch gei&#x017F;tlich leben; und giebt welche, die<lb/>
ein &#x017F;ittliches Leben fu&#x0364;hren, und doch kein gei&#x017F;tli-<lb/>
ches; und giebt auch welche, <hi rendition="#fr">die &#x017F;owohl ein bu&#x0364;r-<lb/>
gerliches, als &#x017F;ittliches, aber auch zugleich<lb/>
ein gei&#x017F;tliches Leben fu&#x0364;hren;</hi> die&#x017F;e &#x017F;ind es,<lb/>
die ein Leben des Himmels fu&#x0364;hren, jene aber fu&#x0364;h-<lb/>
ren ein weltliches Leben, das von dem Leben des<lb/>
Himmels getrennt oder abge&#x017F;ondert i&#x017F;t. Hier-<lb/>
aus kann nun zuer&#x017F;t erhellen, daß das gei&#x017F;tliche<lb/>
Leben gar nicht von dem natu&#x0364;rlichen oder weltli-<lb/>
chen Leben getrennet, &#x017F;ondern daß jenes mit die-<lb/>
&#x017F;em, als wie die Seele mit ihrem Leib, verbun-<lb/>
den &#x017F;ey, und daß, wenn es getrennt wu&#x0364;rde, es<lb/>
eben &#x017F;o wa&#x0364;re, wie das Wohnen in einem Hau&#x017F;e,<lb/>
das keinen Grund hat, wie ich kurz vorher ge&#x017F;agt<lb/>
habe. Denn das &#x017F;ittliche und bu&#x0364;rgerliche Leben<lb/>
i&#x017F;t die Auswu&#x0364;rkung des gei&#x017F;tlichen Lebens; denn<lb/>
dem gei&#x017F;tlichen Leben kommt zu, <hi rendition="#fr">das Gute zu<lb/>
wollen,</hi> und dem &#x017F;ittlichen und bu&#x0364;rgerlichen Le-<lb/>
ben gebu&#x0364;hret, <hi rendition="#fr">das Gute zu thun,</hi> wenn <hi rendition="#fr">die&#x017F;es</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[330/0329] Von der Geiſterwelt. und nach entweder ſich ſenket, oder Riſſe bekommt und von einander ſpaltet, oder aber wanket, bis es gar einfaͤllt. 529. Weñ man das menſchliche Leben durch eine vernuͤnftige Betrachtung anſiehet und durchgehet, ſo findet man, daß es dreyfach iſt, naͤmlich ein geiſtliches Leben, ein ſittliches Leben und ein buͤrgerliches Leben, und daß dieſes dreyfache Leben unterſchieden iſt; denn es giebt Menſchen, die ein buͤrgerliches Leben fuͤhren, und doch nicht ſittlich noch geiſtlich leben; und giebt welche, die ein ſittliches Leben fuͤhren, und doch kein geiſtli- ches; und giebt auch welche, die ſowohl ein buͤr- gerliches, als ſittliches, aber auch zugleich ein geiſtliches Leben fuͤhren; dieſe ſind es, die ein Leben des Himmels fuͤhren, jene aber fuͤh- ren ein weltliches Leben, das von dem Leben des Himmels getrennt oder abgeſondert iſt. Hier- aus kann nun zuerſt erhellen, daß das geiſtliche Leben gar nicht von dem natuͤrlichen oder weltli- chen Leben getrennet, ſondern daß jenes mit die- ſem, als wie die Seele mit ihrem Leib, verbun- den ſey, und daß, wenn es getrennt wuͤrde, es eben ſo waͤre, wie das Wohnen in einem Hauſe, das keinen Grund hat, wie ich kurz vorher geſagt habe. Denn das ſittliche und buͤrgerliche Leben iſt die Auswuͤrkung des geiſtlichen Lebens; denn dem geiſtlichen Leben kommt zu, das Gute zu wollen, und dem ſittlichen und buͤrgerlichen Le- ben gebuͤhret, das Gute zu thun, wenn dieſes von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/329
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/329>, abgerufen am 22.11.2024.