bleiben könnten; diejenigen nun, so dieses ver- langten, wurden auch hinzugelassen, allein, da sie nur bey den ersten Eingang waren, wurden sie bey dem Anhauch der himmlischen Wärme, welche die Liebe ist, worinnen die Engel sind, und bey dem Einfluß des himmlischen Lichtes, welches das Göttliche Wahre ist, von einer solchen Herzens- angst überfallen, daß sie statt der himmlischen Freude eine höllische Pein in sich empfanden, von welcher sie zerrütet wurden, und sich selber aus dem Himmel herabstürzten; also wurden sie durch die lebendige Erfahrung belehret, daß der Him- mel keinen einzigen aus unmittelbarer Barmher- zigkeit gegeben werden könne.
526. Jch habe bisweilen mit den Engeln hiervon geredet, und gesagt, das die meisten in der Welt, die ein böses Leben führen, und mit andern vom Himmel und vom ewigen Leben spre- chen, nicht anders redeten, als daß, in den Him- mel kommen, nur so viel sey, als aus blosser Barmherzigkeit hineingelassen werden; und daß es vornehmlich diejenigen glaubten die den Glau- ben zum einzigen Mittel der Seligkeit machen, denn diese sehen aus einem gewissen Scheingrund ihrer Religion nicht auf das Leben, noch auf die Werke der Liebe, die das Leben ausmachen, und also auch auf keine andre Mittel, wodurch der Herr dem Menschen den Himmel einflösset, und ihn der himmlischen Freude theilhaftig machet; und weil sie auf solche Art alle werkthätliche Ver-
mittelung
Von der Geiſterwelt.
bleiben koͤnnten; diejenigen nun, ſo dieſes ver- langten, wurden auch hinzugelaſſen, allein, da ſie nur bey den erſten Eingang waren, wurden ſie bey dem Anhauch der himmliſchen Waͤrme, welche die Liebe iſt, worinnen die Engel ſind, und bey dem Einfluß des himmliſchen Lichtes, welches das Goͤttliche Wahre iſt, von einer ſolchen Herzens- angſt uͤberfallen, daß ſie ſtatt der himmliſchen Freude eine hoͤlliſche Pein in ſich empfanden, von welcher ſie zerruͤtet wurden, und ſich ſelber aus dem Himmel herabſtuͤrzten; alſo wurden ſie durch die lebendige Erfahrung belehret, daß der Him- mel keinen einzigen aus unmittelbarer Barmher- zigkeit gegeben werden koͤnne.
526. Jch habe bisweilen mit den Engeln hiervon geredet, und geſagt, das die meiſten in der Welt, die ein boͤſes Leben fuͤhren, und mit andern vom Himmel und vom ewigen Leben ſpre- chen, nicht anders redeten, als daß, in den Him- mel kommen, nur ſo viel ſey, als aus bloſſer Barmherzigkeit hineingelaſſen werden; und daß es vornehmlich diejenigen glaubten die den Glau- ben zum einzigen Mittel der Seligkeit machen, denn dieſe ſehen aus einem gewiſſen Scheingrund ihrer Religion nicht auf das Leben, noch auf die Werke der Liebe, die das Leben ausmachen, und alſo auch auf keine andre Mittel, wodurch der Herr dem Menſchen den Himmel einfloͤſſet, und ihn der himmliſchen Freude theilhaftig machet; und weil ſie auf ſolche Art alle werkthaͤtliche Ver-
mittelung
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Von der Geiſterwelt.
bleiben koͤnnten; diejenigen nun, ſo dieſes ver-
langten, wurden auch hinzugelaſſen, allein, da
ſie nur bey den erſten Eingang waren, wurden ſie
bey dem Anhauch der himmliſchen Waͤrme, welche
die Liebe iſt, worinnen die Engel ſind, und bey
dem Einfluß des himmliſchen Lichtes, welches das
Goͤttliche Wahre iſt, von einer ſolchen Herzens-
angſt uͤberfallen, daß ſie ſtatt der himmliſchen
Freude eine hoͤlliſche Pein in ſich empfanden, von
welcher ſie zerruͤtet wurden, und ſich ſelber aus
dem Himmel herabſtuͤrzten; alſo wurden ſie durch
die lebendige Erfahrung belehret, daß der Him-
mel keinen einzigen aus unmittelbarer Barmher-
zigkeit gegeben werden koͤnne.
526. Jch habe bisweilen mit den Engeln
hiervon geredet, und geſagt, das die meiſten in
der Welt, die ein boͤſes Leben fuͤhren, und mit
andern vom Himmel und vom ewigen Leben ſpre-
chen, nicht anders redeten, als daß, in den Him-
mel kommen, nur ſo viel ſey, als aus bloſſer
Barmherzigkeit hineingelaſſen werden; und daß
es vornehmlich diejenigen glaubten die den Glau-
ben zum einzigen Mittel der Seligkeit machen,
denn dieſe ſehen aus einem gewiſſen Scheingrund
ihrer Religion nicht auf das Leben, noch auf die
Werke der Liebe, die das Leben ausmachen, und
alſo auch auf keine andre Mittel, wodurch der
Herr dem Menſchen den Himmel einfloͤſſet, und
ihn der himmliſchen Freude theilhaftig machet;
und weil ſie auf ſolche Art alle werkthaͤtliche Ver-
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/321>, abgerufen am 16.02.2025.
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