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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Von der Geisterwelt.
dem Falschen, wohl aber aus dem Wahren das
Falsche eingesehen werden kann. Die Vernunft
des Menschen ist gleich einem Garten und Blu-
menbeete, wie auch einen Brachacker, das Ge-
dächtnis ist die Erde, die wissenschaftliche Wahr-
heiten und die Kenntnisse sind der Saame, das
Licht und die Wärme des Himmels bringen den
Keim hervor, ohne dieselbe schlägt nichts aus;
so geht e[s] auch, wo nicht das Licht des Himmels,
welches das Göttliche Wahre ist, und die Wärme
des Himmes, oder die göttliche Liebe eingelassen
werden; aus diesen allein kommt das Vernünf-
tige.
Es ist den Engeln höchst leid, daß die
Gelehrten, größten Theils, alles der Natur zu-
schreiben, und sich dadurch das Jnnere, das ih-
rem Gemüthe zukommt, verriegelt haben, so,
daß sie nicht das allermindeste Wahre aus dem
Lichte der Wahrheit, welches das Licht des Him-
mels ist, sehen können: sie werden dahero auch
in dem andern Leben des Vermögens, zu ver-
nünfteln, beraubt, damit sie durch ihre Vernunft-
schlüsse das Falsche nicht unter die einfältigen Gu-
ten ausstreuen, und solche nicht verführen mö-
gen; sie werden auch in öde und wüste Oerter
geschickt.

465. Ein gewisser Geist wurde unwillig,
daß es sich vieler Dinge, die er bey Leibes Leben ge-
wußt, nicht erinnerte, und beklagte sich darüber,
daß er das Vergnügen, woran er sich höchstens
ergötzet, verlohren hätte; es wurde ihm aber ge-

sagt:
Q 3

Von der Geiſterwelt.
dem Falſchen, wohl aber aus dem Wahren das
Falſche eingeſehen werden kann. Die Vernunft
des Menſchen iſt gleich einem Garten und Blu-
menbeete, wie auch einen Brachacker, das Ge-
daͤchtnis iſt die Erde, die wiſſenſchaftliche Wahr-
heiten und die Kenntniſſe ſind der Saame, das
Licht und die Waͤrme des Himmels bringen den
Keim hervor, ohne dieſelbe ſchlaͤgt nichts aus;
ſo geht e[s] auch, wo nicht das Licht des Himmels,
welches das Goͤttliche Wahre iſt, und die Waͤrme
des Himmes, oder die goͤttliche Liebe eingelaſſen
werden; aus dieſen allein kommt das Vernuͤnf-
tige.
Es iſt den Engeln hoͤchſt leid, daß die
Gelehrten, groͤßten Theils, alles der Natur zu-
ſchreiben, und ſich dadurch das Jnnere, das ih-
rem Gemuͤthe zukommt, verriegelt haben, ſo,
daß ſie nicht das allermindeſte Wahre aus dem
Lichte der Wahrheit, welches das Licht des Him-
mels iſt, ſehen koͤnnen: ſie werden dahero auch
in dem andern Leben des Vermoͤgens, zu ver-
nuͤnfteln, beraubt, damit ſie durch ihre Vernunft-
ſchluͤſſe das Falſche nicht unter die einfaͤltigen Gu-
ten ausſtreuen, und ſolche nicht verfuͤhren moͤ-
gen; ſie werden auch in oͤde und wuͤſte Oerter
geſchickt.

465. Ein gewiſſer Geiſt wurde unwillig,
daß es ſich vieler Dinge, die er bey Leibes Leben ge-
wußt, nicht erinnerte, und beklagte ſich daruͤber,
daß er das Vergnuͤgen, woran er ſich hoͤchſtens
ergoͤtzet, verlohren haͤtte; es wurde ihm aber ge-

ſagt:
Q 3
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[229/0228] Von der Geiſterwelt. dem Falſchen, wohl aber aus dem Wahren das Falſche eingeſehen werden kann. Die Vernunft des Menſchen iſt gleich einem Garten und Blu- menbeete, wie auch einen Brachacker, das Ge- daͤchtnis iſt die Erde, die wiſſenſchaftliche Wahr- heiten und die Kenntniſſe ſind der Saame, das Licht und die Waͤrme des Himmels bringen den Keim hervor, ohne dieſelbe ſchlaͤgt nichts aus; ſo geht es auch, wo nicht das Licht des Himmels, welches das Goͤttliche Wahre iſt, und die Waͤrme des Himmes, oder die goͤttliche Liebe eingelaſſen werden; aus dieſen allein kommt das Vernuͤnf- tige. Es iſt den Engeln hoͤchſt leid, daß die Gelehrten, groͤßten Theils, alles der Natur zu- ſchreiben, und ſich dadurch das Jnnere, das ih- rem Gemuͤthe zukommt, verriegelt haben, ſo, daß ſie nicht das allermindeſte Wahre aus dem Lichte der Wahrheit, welches das Licht des Him- mels iſt, ſehen koͤnnen: ſie werden dahero auch in dem andern Leben des Vermoͤgens, zu ver- nuͤnfteln, beraubt, damit ſie durch ihre Vernunft- ſchluͤſſe das Falſche nicht unter die einfaͤltigen Gu- ten ausſtreuen, und ſolche nicht verfuͤhren moͤ- gen; ſie werden auch in oͤde und wuͤſte Oerter geſchickt. 465. Ein gewiſſer Geiſt wurde unwillig, daß es ſich vieler Dinge, die er bey Leibes Leben ge- wußt, nicht erinnerte, und beklagte ſich daruͤber, daß er das Vergnuͤgen, woran er ſich hoͤchſtens ergoͤtzet, verlohren haͤtte; es wurde ihm aber ge- ſagt: Q 3

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/228>, abgerufen am 26.11.2024.