Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Himmel.
trift, so sagte er, sie käme aus der Weishrit:
was die Ordnung anlangt, so sagte er, sie sey
von Gott dem Allerhöchsten, und in dieser Ord-
nung leben, heiße, weise seyn und Erkänntnis ha-
ben: was das Wort anlangt, da ich ihm etwas
aus den prophetischen Büchern vorlas, so er-
götzte er sich überaus sehr, vornehmlich daran,
daß alle und jede Namen, und alle und jede Wör-
ter, etwas Jnneres andeuteten, wunderte sich aber
sehr, daß die Gelehrten heut zu Tage an einem
solchen Studio kein Vergnügen empfänden; ich
wurde also offenbar inne, daß das Jnnere seines
Denkens oder Gemüths eröffnet war; er sagte,
er könne nicht länger da bey mir bleiben, weil er
da heiligere Dinge vernähme und empfände, als
er ertragen könnte, so sehr wurde er innerlich ge-
rühret. Endlich redete ich mit ihm von dem
Herrn, daß Er nämlich als Mensch geboren,
aber von Gott empfangen worden, und daß Er
das mütterliche Menschliche ausgezogen und das
Göttlich Menschliche angezogen habe, und daß
Er es sey, Welcher die ganze Welt regieret;
hierauf antwortete er: vom Herrn wüßte er
vieles; und er begriffe auch nach seiner Art gar
wohl, daß es auf keine andre Weise hätte gesche-
hen können, wenn anders das menschliche Ge-
schlecht hätte sollen erlöset werden; inzwischen wa-
ren einige böse Christen da, die mancherley an-
stößige Dinge oben darein ausschütteten, er
machte sich aber nichts daraus, und sagte, es
wäre kein Wunder, weil sie bey Leibes Leben in

Anseh-
B 4

Vom Himmel.
trift, ſo ſagte er, ſie kaͤme aus der Weishrit:
was die Ordnung anlangt, ſo ſagte er, ſie ſey
von Gott dem Allerhoͤchſten, und in dieſer Ord-
nung leben, heiße, weiſe ſeyn und Erkaͤnntnis ha-
ben: was das Wort anlangt, da ich ihm etwas
aus den prophetiſchen Buͤchern vorlas, ſo er-
goͤtzte er ſich uͤberaus ſehr, vornehmlich daran,
daß alle und jede Namen, und alle und jede Woͤr-
ter, etwas Jnneres andeuteten, wunderte ſich aber
ſehr, daß die Gelehrten heut zu Tage an einem
ſolchen Studio kein Vergnuͤgen empfaͤnden; ich
wurde alſo offenbar inne, daß das Jnnere ſeines
Denkens oder Gemuͤths eroͤffnet war; er ſagte,
er koͤnne nicht laͤnger da bey mir bleiben, weil er
da heiligere Dinge vernaͤhme und empfaͤnde, als
er ertragen koͤnnte, ſo ſehr wurde er innerlich ge-
ruͤhret. Endlich redete ich mit ihm von dem
Herrn, daß Er naͤmlich als Menſch geboren,
aber von Gott empfangen worden, und daß Er
das muͤtterliche Menſchliche ausgezogen und das
Goͤttlich Menſchliche angezogen habe, und daß
Er es ſey, Welcher die ganze Welt regieret;
hierauf antwortete er: vom Herrn wuͤßte er
vieles; und er begriffe auch nach ſeiner Art gar
wohl, daß es auf keine andre Weiſe haͤtte geſche-
hen koͤnnen, wenn anders das menſchliche Ge-
ſchlecht haͤtte ſollen erloͤſet werden; inzwiſchen wa-
ren einige boͤſe Chriſten da, die mancherley an-
ſtoͤßige Dinge oben darein ausſchuͤtteten, er
machte ſich aber nichts daraus, und ſagte, es
waͤre kein Wunder, weil ſie bey Leibes Leben in

Anſeh-
B 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0022" n="23"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Himmel.</hi></fw><lb/>
trift, &#x017F;o &#x017F;agte er, &#x017F;ie ka&#x0364;me aus der Weishrit:<lb/>
was die Ordnung anlangt, &#x017F;o &#x017F;agte er, &#x017F;ie &#x017F;ey<lb/>
von Gott dem Allerho&#x0364;ch&#x017F;ten, und in die&#x017F;er Ord-<lb/>
nung leben, heiße, wei&#x017F;e &#x017F;eyn und Erka&#x0364;nntnis ha-<lb/>
ben: was das <hi rendition="#fr">Wort</hi> anlangt, da ich ihm etwas<lb/>
aus den propheti&#x017F;chen Bu&#x0364;chern vorlas, &#x017F;o er-<lb/>
go&#x0364;tzte er &#x017F;ich u&#x0364;beraus &#x017F;ehr, vornehmlich daran,<lb/>
daß alle und jede Namen, und alle und jede Wo&#x0364;r-<lb/>
ter, etwas Jnneres andeuteten, wunderte &#x017F;ich aber<lb/>
&#x017F;ehr, daß die Gelehrten heut zu Tage an einem<lb/>
&#x017F;olchen Studio kein Vergnu&#x0364;gen empfa&#x0364;nden; ich<lb/>
wurde al&#x017F;o offenbar inne, daß das Jnnere &#x017F;eines<lb/>
Denkens oder Gemu&#x0364;ths ero&#x0364;ffnet war; er &#x017F;agte,<lb/>
er ko&#x0364;nne nicht la&#x0364;nger da bey mir bleiben, weil er<lb/>
da heiligere Dinge verna&#x0364;hme und empfa&#x0364;nde, als<lb/>
er ertragen ko&#x0364;nnte, &#x017F;o &#x017F;ehr wurde er innerlich ge-<lb/>
ru&#x0364;hret. Endlich redete ich mit ihm von dem<lb/><hi rendition="#fr">Herrn,</hi> daß <hi rendition="#fr">Er</hi> na&#x0364;mlich als Men&#x017F;ch geboren,<lb/>
aber von Gott empfangen worden, und daß <hi rendition="#fr">Er</hi><lb/>
das mu&#x0364;tterliche Men&#x017F;chliche ausgezogen und das<lb/>
Go&#x0364;ttlich Men&#x017F;chliche angezogen habe, und daß<lb/><hi rendition="#fr">Er</hi> es &#x017F;ey, <hi rendition="#fr">Welcher</hi> die ganze Welt regieret;<lb/>
hierauf antwortete er: vom <hi rendition="#fr">Herrn</hi> wu&#x0364;ßte er<lb/>
vieles; und er begriffe auch nach &#x017F;einer Art gar<lb/>
wohl, daß es auf keine andre Wei&#x017F;e ha&#x0364;tte ge&#x017F;che-<lb/>
hen ko&#x0364;nnen, wenn anders das men&#x017F;chliche Ge-<lb/>
&#x017F;chlecht ha&#x0364;tte &#x017F;ollen erlo&#x0364;&#x017F;et werden; inzwi&#x017F;chen wa-<lb/>
ren einige bo&#x0364;&#x017F;e Chri&#x017F;ten da, die mancherley an-<lb/>
&#x017F;to&#x0364;ßige Dinge oben darein aus&#x017F;chu&#x0364;tteten, er<lb/>
machte &#x017F;ich aber nichts daraus, und &#x017F;agte, es<lb/>
wa&#x0364;re kein Wunder, weil &#x017F;ie bey Leibes Leben in<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 4</fw><fw place="bottom" type="catch">An&#x017F;eh-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0022] Vom Himmel. trift, ſo ſagte er, ſie kaͤme aus der Weishrit: was die Ordnung anlangt, ſo ſagte er, ſie ſey von Gott dem Allerhoͤchſten, und in dieſer Ord- nung leben, heiße, weiſe ſeyn und Erkaͤnntnis ha- ben: was das Wort anlangt, da ich ihm etwas aus den prophetiſchen Buͤchern vorlas, ſo er- goͤtzte er ſich uͤberaus ſehr, vornehmlich daran, daß alle und jede Namen, und alle und jede Woͤr- ter, etwas Jnneres andeuteten, wunderte ſich aber ſehr, daß die Gelehrten heut zu Tage an einem ſolchen Studio kein Vergnuͤgen empfaͤnden; ich wurde alſo offenbar inne, daß das Jnnere ſeines Denkens oder Gemuͤths eroͤffnet war; er ſagte, er koͤnne nicht laͤnger da bey mir bleiben, weil er da heiligere Dinge vernaͤhme und empfaͤnde, als er ertragen koͤnnte, ſo ſehr wurde er innerlich ge- ruͤhret. Endlich redete ich mit ihm von dem Herrn, daß Er naͤmlich als Menſch geboren, aber von Gott empfangen worden, und daß Er das muͤtterliche Menſchliche ausgezogen und das Goͤttlich Menſchliche angezogen habe, und daß Er es ſey, Welcher die ganze Welt regieret; hierauf antwortete er: vom Herrn wuͤßte er vieles; und er begriffe auch nach ſeiner Art gar wohl, daß es auf keine andre Weiſe haͤtte geſche- hen koͤnnen, wenn anders das menſchliche Ge- ſchlecht haͤtte ſollen erloͤſet werden; inzwiſchen wa- ren einige boͤſe Chriſten da, die mancherley an- ſtoͤßige Dinge oben darein ausſchuͤtteten, er machte ſich aber nichts daraus, und ſagte, es waͤre kein Wunder, weil ſie bey Leibes Leben in Anſeh- B 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/22
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/22>, abgerufen am 23.11.2024.