Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Von der Geisterwelt. treflich, als wie die Sinnen des Sehens undHörens, aus der Ursache, weil das Sehen und Hören zu ihrer Verstandes-Erkänntnis und Weis- heit dienet, nicht aber die übrigen Sinnen, denn wenn diese in gleichem Grad vortreflich wären, so würden sie das Licht und das Vergnügen ihrer Weisheit wegnehmen, und die Lust ihres Wil- lens einstreuen, die den mancherley Begierden und dem Leibe zukommt, welche den Verstand um so viel verdunkeln und schwächen, um so viel sie den Vorsprung haben; gleichwie es auch bey den Menschen in der Welt gehet, die in Anseh- ung der geistlichen Wahrheiten um so viel dumm und stumpf sind, um so viel sie den Geschmack und den Reitzungen des leiblichen Kützels nach- hängen. Daß auch die innern Sinnen der Engel des Himmels, die ihren Gedanken und Eindrücken eigen sind, viel vortreflicher und voll- kommener seyen, als sie in der Welt welche ge- habt haben, das kann bereits daraus offenbar er- sehen werden, was ich in dem Artikel von der Weisheit der Engel des Himmels Num. 265- 275 gesagt und gezeigt habe. Was aber den Unterschied zwischen dem Zustand derer, so in der Hölle sind, und ihrem Zustand in der Welt an- betrifft, so ist er eben auch groß; denn so groß die Vollkommenheit und Vortreflichkeit der äus- serlichen und innerlichen Sinnen bey den En- geln im Himmel ist, so groß ist die Unvollkommen- heit bey denen, die in der Hölle sind; von deren Zustand aber soll im folgenden gehandelt werden. Daß
Von der Geiſterwelt. treflich, als wie die Sinnen des Sehens undHoͤrens, aus der Urſache, weil das Sehen und Hoͤren zu ihrer Verſtandes-Erkaͤnntnis und Weis- heit dienet, nicht aber die uͤbrigen Sinnen, denn wenn dieſe in gleichem Grad vortreflich waͤren, ſo wuͤrden ſie das Licht und das Vergnuͤgen ihrer Weisheit wegnehmen, und die Luſt ihres Wil- lens einſtreuen, die den mancherley Begierden und dem Leibe zukommt, welche den Verſtand um ſo viel verdunkeln und ſchwaͤchen, um ſo viel ſie den Vorſprung haben; gleichwie es auch bey den Menſchen in der Welt gehet, die in Anſeh- ung der geiſtlichen Wahrheiten um ſo viel dumm und ſtumpf ſind, um ſo viel ſie den Geſchmack und den Reitzungen des leiblichen Kuͤtzels nach- haͤngen. Daß auch die innern Sinnen der Engel des Himmels, die ihren Gedanken und Eindruͤcken eigen ſind, viel vortreflicher und voll- kommener ſeyen, als ſie in der Welt welche ge- habt haben, das kann bereits daraus offenbar er- ſehen werden, was ich in dem Artikel von der Weisheit der Engel des Himmels Num. 265- 275 geſagt und gezeigt habe. Was aber den Unterſchied zwiſchen dem Zuſtand derer, ſo in der Hoͤlle ſind, und ihrem Zuſtand in der Welt an- betrifft, ſo iſt er eben auch groß; denn ſo groß die Vollkommenheit und Vortreflichkeit der aͤuſ- ſerlichen und innerlichen Sinnen bey den En- geln im Himmel iſt, ſo groß iſt die Unvollkommen- heit bey denen, die in der Hoͤlle ſind; von deren Zuſtand aber ſoll im folgenden gehandelt werden. Daß
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Von der Geiſterwelt.
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Hoͤren zu ihrer Verſtandes-Erkaͤnntnis und Weis-
heit dienet, nicht aber die uͤbrigen Sinnen, denn
wenn dieſe in gleichem Grad vortreflich waͤren,
ſo wuͤrden ſie das Licht und das Vergnuͤgen ihrer
Weisheit wegnehmen, und die Luſt ihres Wil-
lens einſtreuen, die den mancherley Begierden
und dem Leibe zukommt, welche den Verſtand
um ſo viel verdunkeln und ſchwaͤchen, um ſo viel
ſie den Vorſprung haben; gleichwie es auch bey
den Menſchen in der Welt gehet, die in Anſeh-
ung der geiſtlichen Wahrheiten um ſo viel dumm
und ſtumpf ſind, um ſo viel ſie den Geſchmack
und den Reitzungen des leiblichen Kuͤtzels nach-
haͤngen. Daß auch die innern Sinnen der
Engel des Himmels, die ihren Gedanken und
Eindruͤcken eigen ſind, viel vortreflicher und voll-
kommener ſeyen, als ſie in der Welt welche ge-
habt haben, das kann bereits daraus offenbar er-
ſehen werden, was ich in dem Artikel von der
Weisheit der Engel des Himmels Num. 265-
275 geſagt und gezeigt habe. Was aber den
Unterſchied zwiſchen dem Zuſtand derer, ſo in der
Hoͤlle ſind, und ihrem Zuſtand in der Welt an-
betrifft, ſo iſt er eben auch groß; denn ſo groß
die Vollkommenheit und Vortreflichkeit der aͤuſ-
ſerlichen und innerlichen Sinnen bey den En-
geln im Himmel iſt, ſo groß iſt die Unvollkommen-
heit bey denen, die in der Hoͤlle ſind; von deren
Zuſtand aber ſoll im folgenden gehandelt werden.
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