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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Von der Geisterwelt.
Himmelluft, welches, wenn der Leib stirbt,
nothwendig verfliegen müßte; weil aber die
Kirche die Unsterblichkeit der Seele aus dem
Wort glaubt, so konnten die Gelehrten nicht
anders, sie mußten ihr etwas Lebhaftes, als
wie das Lebhafte des Denkens ist, zuschreiben,
dem ungeachtet aber räumen sie ihr das Sinn-
liche, so wie es der Mensch hat, nicht eher
ein, als bis sie wiederum mit dem Körper ver-
bunden wäre; auf diese Meinung nun wird
ihre Lehre von der Auferstehung, und der
Glaube, daß diese Verbindung vor sich gehen
werde, wenn das jüngste Gericht komme, ge-
gründet; daher kommt es eben, daß, wenn
einer nach dieser Lehre und zugleich aus dieser
willkührlich angenommenen Meinung, über
die Seele denkt, er ganz und gar nicht begreif-
fen kann, daß sie ein Geist, und dieser in
menschlicher Gestalt sey: hierzu kommt noch,
daß kaum jemand heut zu Tage weis, was das
Geistliche sey, und noch weniger, daß diejeni-
gen, so geistlich sind, alswie alle Geister und
Engel sind, einige menschliche Gestalt haben.
Daher kommt es auch, daß fast alle, die aus
der Welt kommen, sich höchstens verwundern,
daß sie leben, und daß sie Menschen sind, eben
so, wie vorhero, daß sie sehen, hören und re-
den, daß ihr Leib ein Gefühl habe, wie vor-
hero, und daß ganz und gar kein Unterschied
sey, man lese oben Num. 74: wenn aber ihre
Verwunderung über sich selber aufhört, so

wundern

Von der Geiſterwelt.
Himmelluft, welches, wenn der Leib ſtirbt,
nothwendig verfliegen muͤßte; weil aber die
Kirche die Unſterblichkeit der Seele aus dem
Wort glaubt, ſo konnten die Gelehrten nicht
anders, ſie mußten ihr etwas Lebhaftes, als
wie das Lebhafte des Denkens iſt, zuſchreiben,
dem ungeachtet aber raͤumen ſie ihr das Sinn-
liche, ſo wie es der Menſch hat, nicht eher
ein, als bis ſie wiederum mit dem Koͤrper ver-
bunden waͤre; auf dieſe Meinung nun wird
ihre Lehre von der Auferſtehung, und der
Glaube, daß dieſe Verbindung vor ſich gehen
werde, wenn das juͤngſte Gericht komme, ge-
gruͤndet; daher kommt es eben, daß, wenn
einer nach dieſer Lehre und zugleich aus dieſer
willkuͤhrlich angenommenen Meinung, uͤber
die Seele denkt, er ganz und gar nicht begreif-
fen kann, daß ſie ein Geiſt, und dieſer in
menſchlicher Geſtalt ſey: hierzu kommt noch,
daß kaum jemand heut zu Tage weis, was das
Geiſtliche ſey, und noch weniger, daß diejeni-
gen, ſo geiſtlich ſind, alswie alle Geiſter und
Engel ſind, einige menſchliche Geſtalt haben.
Daher kommt es auch, daß faſt alle, die aus
der Welt kommen, ſich hoͤchſtens verwundern,
daß ſie leben, und daß ſie Menſchen ſind, eben
ſo, wie vorhero, daß ſie ſehen, hoͤren und re-
den, daß ihr Leib ein Gefuͤhl habe, wie vor-
hero, und daß ganz und gar kein Unterſchied
ſey, man leſe oben Num. 74: wenn aber ihre
Verwunderung uͤber ſich ſelber aufhoͤrt, ſo

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[206/0205] Von der Geiſterwelt. Himmelluft, welches, wenn der Leib ſtirbt, nothwendig verfliegen muͤßte; weil aber die Kirche die Unſterblichkeit der Seele aus dem Wort glaubt, ſo konnten die Gelehrten nicht anders, ſie mußten ihr etwas Lebhaftes, als wie das Lebhafte des Denkens iſt, zuſchreiben, dem ungeachtet aber raͤumen ſie ihr das Sinn- liche, ſo wie es der Menſch hat, nicht eher ein, als bis ſie wiederum mit dem Koͤrper ver- bunden waͤre; auf dieſe Meinung nun wird ihre Lehre von der Auferſtehung, und der Glaube, daß dieſe Verbindung vor ſich gehen werde, wenn das juͤngſte Gericht komme, ge- gruͤndet; daher kommt es eben, daß, wenn einer nach dieſer Lehre und zugleich aus dieſer willkuͤhrlich angenommenen Meinung, uͤber die Seele denkt, er ganz und gar nicht begreif- fen kann, daß ſie ein Geiſt, und dieſer in menſchlicher Geſtalt ſey: hierzu kommt noch, daß kaum jemand heut zu Tage weis, was das Geiſtliche ſey, und noch weniger, daß diejeni- gen, ſo geiſtlich ſind, alswie alle Geiſter und Engel ſind, einige menſchliche Geſtalt haben. Daher kommt es auch, daß faſt alle, die aus der Welt kommen, ſich hoͤchſtens verwundern, daß ſie leben, und daß ſie Menſchen ſind, eben ſo, wie vorhero, daß ſie ſehen, hoͤren und re- den, daß ihr Leib ein Gefuͤhl habe, wie vor- hero, und daß ganz und gar kein Unterſchied ſey, man leſe oben Num. 74: wenn aber ihre Verwunderung uͤber ſich ſelber aufhoͤrt, ſo wundern

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/205>, abgerufen am 27.11.2024.