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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Von der Geisterwelt.
gel aus dem geistlichen Reich des Herrn,
und geben ihm den Genuß des Lichts, dann vor-
her hat er nichts gesehen, sondern nur gedacht:
es ist mir auch gezeigt worden wie dieses geschie-
het: es schien, als ob diese Engel das Häutlein
des linken Auges gegen der Scheidewand der Nase
zu gleichsam auseinander wickelten, damit das
Auge eröffnet und ihm das Sehen gegeben würde;
der Geist ist sich auch nichts anders bewußt, als
geschehe es wirklich also, es scheint aber nur so:
wenn es nun geschienen, als ob sie das Häutlein
auseinander gewickelt hätten, so erscheinet etwas
Helles, aber noch dunkel, gleichsam als wenn ein
Mensch beym ersten Auswachen durch die Augen-
lieder siehet; diese noch dunkle Helle schiene mir
von einer himmlischen Farbe zu seyn; es wurde
aber hernach gesagt, daß dieses auf mancherley
Weise geschehe: nachgehends fühlt man, daß aus
dem Angesichte etwas gelind ausgewickelt wird,
und wenn dieses geschehen, so wird das geistliche
Denken eingeflösset; diese Auswickelung aus dem
Angesichte ist auch nur ein Anschein, denn es wird
dadurch vorgestellet, daß man von dem natürli-
chen Denken in das geistliche Denken komme;
die Engel verhüten mit der größten Sorgfalt, daß
von dem Auferweckten kein anders Gedankenbild
komme, als welches nach der Liebe schrecket: als-
denn sagen sie ihm, daß er ein Geist sey. Nach-
dem die geistlichen Engel dem neuen Geist den
Genuß des Lichts gegeben, so le sten sie ihm alle
Dienste, die er in solchem Zustand jemals begeh-

ren
O 3

Von der Geiſterwelt.
gel aus dem geiſtlichen Reich des Herrn,
und geben ihm den Genuß des Lichts, dann vor-
her hat er nichts geſehen, ſondern nur gedacht:
es iſt mir auch gezeigt worden wie dieſes geſchie-
het: es ſchien, als ob dieſe Engel das Haͤutlein
des linken Auges gegen der Scheidewand der Naſe
zu gleichſam auseinander wickelten, damit das
Auge eroͤffnet und ihm das Sehen gegeben wuͤrde;
der Geiſt iſt ſich auch nichts anders bewußt, als
geſchehe es wirklich alſo, es ſcheint aber nur ſo:
wenn es nun geſchienen, als ob ſie das Haͤutlein
auseinander gewickelt haͤtten, ſo erſcheinet etwas
Helles, aber noch dunkel, gleichſam als wenn ein
Menſch beym erſten Auſwachen durch die Augen-
lieder ſiehet; dieſe noch dunkle Helle ſchiene mir
von einer himmliſchen Farbe zu ſeyn; es wurde
aber hernach geſagt, daß dieſes auf mancherley
Weiſe geſchehe: nachgehends fuͤhlt man, daß aus
dem Angeſichte etwas gelind ausgewickelt wird,
und wenn dieſes geſchehen, ſo wird das geiſtliche
Denken eingefloͤſſet; dieſe Auswickelung aus dem
Angeſichte iſt auch nur ein Anſchein, denn es wird
dadurch vorgeſtellet, daß man von dem natuͤrli-
chen Denken in das geiſtliche Denken komme;
die Engel verhuͤten mit der groͤßten Sorgfalt, daß
von dem Auferweckten kein anders Gedankenbild
komme, als welches nach der Liebe ſchrecket: als-
denn ſagen ſie ihm, daß er ein Geiſt ſey. Nach-
dem die geiſtlichen Engel dem neuen Geiſt den
Genuß des Lichts gegeben, ſo le ſten ſie ihm alle
Dienſte, die er in ſolchem Zuſtand jemals begeh-

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O 3
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[197/0196] Von der Geiſterwelt. gel aus dem geiſtlichen Reich des Herrn, und geben ihm den Genuß des Lichts, dann vor- her hat er nichts geſehen, ſondern nur gedacht: es iſt mir auch gezeigt worden wie dieſes geſchie- het: es ſchien, als ob dieſe Engel das Haͤutlein des linken Auges gegen der Scheidewand der Naſe zu gleichſam auseinander wickelten, damit das Auge eroͤffnet und ihm das Sehen gegeben wuͤrde; der Geiſt iſt ſich auch nichts anders bewußt, als geſchehe es wirklich alſo, es ſcheint aber nur ſo: wenn es nun geſchienen, als ob ſie das Haͤutlein auseinander gewickelt haͤtten, ſo erſcheinet etwas Helles, aber noch dunkel, gleichſam als wenn ein Menſch beym erſten Auſwachen durch die Augen- lieder ſiehet; dieſe noch dunkle Helle ſchiene mir von einer himmliſchen Farbe zu ſeyn; es wurde aber hernach geſagt, daß dieſes auf mancherley Weiſe geſchehe: nachgehends fuͤhlt man, daß aus dem Angeſichte etwas gelind ausgewickelt wird, und wenn dieſes geſchehen, ſo wird das geiſtliche Denken eingefloͤſſet; dieſe Auswickelung aus dem Angeſichte iſt auch nur ein Anſchein, denn es wird dadurch vorgeſtellet, daß man von dem natuͤrli- chen Denken in das geiſtliche Denken komme; die Engel verhuͤten mit der groͤßten Sorgfalt, daß von dem Auferweckten kein anders Gedankenbild komme, als welches nach der Liebe ſchrecket: als- denn ſagen ſie ihm, daß er ein Geiſt ſey. Nach- dem die geiſtlichen Engel dem neuen Geiſt den Genuß des Lichts gegeben, ſo le ſten ſie ihm alle Dienſte, die er in ſolchem Zuſtand jemals begeh- ren O 3

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/196>, abgerufen am 23.11.2024.