Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Geisterwelt.
theilung ihrer Gedanken geschahe durch ihr An-
schauen in mein Angesicht; denn also geschehen
im Himmel die Mittheilungen der Gedanken.
Weil mir die Denkungskraft und die Empfindung
gelassen worden, und zwar deswegen, damit ich
wissen, und mich erinnern könnte, wie die Aufwe-
ckung geschehe, so empfand ich, daß diese Engel zu-
erst erforscheten, was meine Gedanken wären, ob
sie eben so wären, wie die Gedanken derer, welche
sterben, die gemeiniglich an das ewige Leben den-
ken, und daß sie mein Gemüth in diesem Denken
erhalten wollten: hernach wurde gesagt, der Geist
des Menschen würde in seinen letzten Gedanken,
wenn der Leib stirbt, so lange erhalten, bis er
wieder auf die Gedanken komme, die aus seiner
Hauptneigung oder die bey ihm in der Welt ge-
herschet, herfliessen. Jnsonderheit ist mir zu
empfinden, und auch zu fühlen gegeben worden,
daß das Jnnere oder mein Gemüth, und also
mein Geist aus dem Körper gezogen und gleich-
sam heuausgerissen wurde, und es wurde gesagt,
daß dieses vom Herrn sey; und daß daher die
Auferstehung komme.

450. Wenn die himmlischen Engel bey
dem Auferweckten sind, so verlassen sie ihn nicht,
weil sie einen jeden lieben, wenn aber der Geist
so beschaffen ist, daß er in der Gesellschaft der
himmlischen Engel nicht mehr seyn kann, so
sehnet sich sodann der Auferweckte von ihnen hin-
weg; wenn dieses geschiehet, so kommen die En-

gel

Von der Geiſterwelt.
theilung ihrer Gedanken geſchahe durch ihr An-
ſchauen in mein Angeſicht; denn alſo geſchehen
im Himmel die Mittheilungen der Gedanken.
Weil mir die Denkungskraft und die Empfindung
gelaſſen worden, und zwar deswegen, damit ich
wiſſen, und mich erinnern koͤnnte, wie die Aufwe-
ckung geſchehe, ſo empfand ich, daß dieſe Engel zu-
erſt erforſcheten, was meine Gedanken waͤren, ob
ſie eben ſo waͤren, wie die Gedanken derer, welche
ſterben, die gemeiniglich an das ewige Leben den-
ken, und daß ſie mein Gemuͤth in dieſem Denken
erhalten wollten: hernach wurde geſagt, der Geiſt
des Menſchen wuͤrde in ſeinen letzten Gedanken,
wenn der Leib ſtirbt, ſo lange erhalten, bis er
wieder auf die Gedanken komme, die aus ſeiner
Hauptneigung oder die bey ihm in der Welt ge-
herſchet, herflieſſen. Jnſonderheit iſt mir zu
empfinden, und auch zu fuͤhlen gegeben worden,
daß das Jnnere oder mein Gemuͤth, und alſo
mein Geiſt aus dem Koͤrper gezogen und gleich-
ſam heuausgeriſſen wurde, und es wurde geſagt,
daß dieſes vom Herrn ſey; und daß daher die
Auferſtehung komme.

450. Wenn die himmliſchen Engel bey
dem Auferweckten ſind, ſo verlaſſen ſie ihn nicht,
weil ſie einen jeden lieben, wenn aber der Geiſt
ſo beſchaffen iſt, daß er in der Geſellſchaft der
himmliſchen Engel nicht mehr ſeyn kann, ſo
ſehnet ſich ſodann der Auferweckte von ihnen hin-
weg; wenn dieſes geſchiehet, ſo kommen die En-

gel
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0195" n="196"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Gei&#x017F;terwelt.</hi></fw><lb/>
theilung ihrer Gedanken ge&#x017F;chahe durch ihr An-<lb/>
&#x017F;chauen in mein Ange&#x017F;icht; denn al&#x017F;o ge&#x017F;chehen<lb/>
im Himmel die Mittheilungen der Gedanken.<lb/>
Weil mir die Denkungskraft und die Empfindung<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;en worden, und zwar deswegen, damit ich<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en, und mich erinnern ko&#x0364;nnte, wie die Aufwe-<lb/>
ckung ge&#x017F;chehe, &#x017F;o empfand ich, daß die&#x017F;e Engel zu-<lb/>
er&#x017F;t erfor&#x017F;cheten, was meine Gedanken wa&#x0364;ren, ob<lb/>
&#x017F;ie eben &#x017F;o wa&#x0364;ren, wie die Gedanken derer, welche<lb/>
&#x017F;terben, die gemeiniglich an das ewige Leben den-<lb/>
ken, und daß &#x017F;ie mein Gemu&#x0364;th in die&#x017F;em Denken<lb/>
erhalten wollten: hernach wurde ge&#x017F;agt, der Gei&#x017F;t<lb/>
des Men&#x017F;chen wu&#x0364;rde in &#x017F;einen letzten Gedanken,<lb/>
wenn der Leib &#x017F;tirbt, &#x017F;o lange erhalten, bis er<lb/>
wieder auf die Gedanken komme, die aus &#x017F;einer<lb/>
Hauptneigung oder die bey ihm in der Welt ge-<lb/>
her&#x017F;chet, herflie&#x017F;&#x017F;en. Jn&#x017F;onderheit i&#x017F;t mir zu<lb/>
empfinden, und auch zu fu&#x0364;hlen gegeben worden,<lb/>
daß das Jnnere oder mein Gemu&#x0364;th, und al&#x017F;o<lb/>
mein Gei&#x017F;t aus dem Ko&#x0364;rper gezogen und gleich-<lb/>
&#x017F;am heuausgeri&#x017F;&#x017F;en wurde, und es wurde ge&#x017F;agt,<lb/>
daß die&#x017F;es vom <hi rendition="#fr">Herrn</hi> &#x017F;ey; und daß daher die<lb/>
Aufer&#x017F;tehung komme.</p><lb/>
          <p>450. Wenn die <hi rendition="#fr">himmli&#x017F;chen Engel</hi> bey<lb/>
dem Auferweckten &#x017F;ind, &#x017F;o verla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie ihn nicht,<lb/>
weil &#x017F;ie einen jeden lieben, wenn aber der Gei&#x017F;t<lb/>
&#x017F;o be&#x017F;chaffen i&#x017F;t, daß er in der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft der<lb/><hi rendition="#fr">himmli&#x017F;chen Engel</hi> nicht mehr &#x017F;eyn kann, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ehnet &#x017F;ich &#x017F;odann der Auferweckte von ihnen hin-<lb/>
weg; wenn die&#x017F;es ge&#x017F;chiehet, &#x017F;o kommen die <hi rendition="#fr">En-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">gel</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0195] Von der Geiſterwelt. theilung ihrer Gedanken geſchahe durch ihr An- ſchauen in mein Angeſicht; denn alſo geſchehen im Himmel die Mittheilungen der Gedanken. Weil mir die Denkungskraft und die Empfindung gelaſſen worden, und zwar deswegen, damit ich wiſſen, und mich erinnern koͤnnte, wie die Aufwe- ckung geſchehe, ſo empfand ich, daß dieſe Engel zu- erſt erforſcheten, was meine Gedanken waͤren, ob ſie eben ſo waͤren, wie die Gedanken derer, welche ſterben, die gemeiniglich an das ewige Leben den- ken, und daß ſie mein Gemuͤth in dieſem Denken erhalten wollten: hernach wurde geſagt, der Geiſt des Menſchen wuͤrde in ſeinen letzten Gedanken, wenn der Leib ſtirbt, ſo lange erhalten, bis er wieder auf die Gedanken komme, die aus ſeiner Hauptneigung oder die bey ihm in der Welt ge- herſchet, herflieſſen. Jnſonderheit iſt mir zu empfinden, und auch zu fuͤhlen gegeben worden, daß das Jnnere oder mein Gemuͤth, und alſo mein Geiſt aus dem Koͤrper gezogen und gleich- ſam heuausgeriſſen wurde, und es wurde geſagt, daß dieſes vom Herrn ſey; und daß daher die Auferſtehung komme. 450. Wenn die himmliſchen Engel bey dem Auferweckten ſind, ſo verlaſſen ſie ihn nicht, weil ſie einen jeden lieben, wenn aber der Geiſt ſo beſchaffen iſt, daß er in der Geſellſchaft der himmliſchen Engel nicht mehr ſeyn kann, ſo ſehnet ſich ſodann der Auferweckte von ihnen hin- weg; wenn dieſes geſchiehet, ſo kommen die En- gel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/195
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/195>, abgerufen am 27.11.2024.