daß nämlich die himmlische Freude in einem mü- ßigen Leben bestünde, indem sie im Müßigseyn die ewige Freude einathmeten, denen wurde zur Beschämung zu empfinden gegeben, wie ein solches Leben beschaffen sey, und sie empfanden es, daß es das allertraurigste Leben war, und daß sie, weil auf solche Art alle Freude verloren gieng, nach kurzer Zeit dessen überdrüßig wurden und einen Eckel dafür hatten.
404. Diejenigen Geister, die besser als die andern unterrichtet zu seyn glaubten, sagten: ihr Glaube in der Welt wäre der gewesen, daß die himmlische Freude blos allein darinnen bestehe, Gott zu loben und zu preisen, und daß dieses das würksame Leben sey; allein, es wurde ihnen ge- sagt, Gott loben und preisen, wäre nicht ein sol- ches würksames Leben, und Gott habe auch kei- nes Lobes und Preises nöthig, sondern er wollte haben, daß sie Nutzen stiften, und also das Gute, so das Gute der thätigen Liebe genennel wird, lei- sten sollten: sie konnten sich aber bey dem Guten der thätigen Liebe nicht den allergeringsten Begriff einer himmlischen Freude machen, sondern sie machten sich den Begriff einer Dienstbarkeit; die Engel dargegen bezeugten, daß bey dieser Stif- tung des Guten die größte Freyheit sey, weil sie aus der innern Zuneigung kommt, und mit un- ausprechlichem Vergnügen verbunden ist.
405. Fast alle, die ins andere Leben kommen, stehen in den Gedanken, daß die Hölle des einen
der
Sw. Sch.II.Th. K
Vom Himmel.
daß naͤmlich die himmliſche Freude in einem muͤ- ßigen Leben beſtuͤnde, indem ſie im Muͤßigſeyn die ewige Freude einathmeten, denen wurde zur Beſchaͤmung zu empfinden gegeben, wie ein ſolches Leben beſchaffen ſey, und ſie empfanden es, daß es das allertraurigſte Leben war, und daß ſie, weil auf ſolche Art alle Freude verloren gieng, nach kurzer Zeit deſſen uͤberdruͤßig wurden und einen Eckel dafuͤr hatten.
404. Diejenigen Geiſter, die beſſer als die andern unterrichtet zu ſeyn glaubten, ſagten: ihr Glaube in der Welt waͤre der geweſen, daß die himmliſche Freude blos allein darinnen beſtehe, Gott zu loben und zu preiſen, und daß dieſes das wuͤrkſame Leben ſey; allein, es wurde ihnen ge- ſagt, Gott loben und preiſen, waͤre nicht ein ſol- ches wuͤrkſames Leben, und Gott habe auch kei- nes Lobes und Preiſes noͤthig, ſondern er wollte haben, daß ſie Nutzen ſtiften, und alſo das Gute, ſo das Gute der thaͤtigen Liebe genennel wird, lei- ſten ſollten: ſie konnten ſich aber bey dem Guten der thaͤtigen Liebe nicht den allergeringſten Begriff einer himmliſchen Freude machen, ſondern ſie machten ſich den Begriff einer Dienſtbarkeit; die Engel dargegen bezeugten, daß bey dieſer Stif- tung des Guten die groͤßte Freyheit ſey, weil ſie aus der innern Zuneigung kommt, und mit un- auſprechlichem Vergnuͤgen verbunden iſt.
405. Faſt alle, die ins andere Leben kommen, ſtehen in den Gedanken, daß die Hoͤlle des einen
der
Sw. Sch.II.Th. K
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Vom Himmel.
daß naͤmlich die himmliſche Freude in einem muͤ-
ßigen Leben beſtuͤnde, indem ſie im Muͤßigſeyn
die ewige Freude einathmeten, denen wurde zur
Beſchaͤmung zu empfinden gegeben, wie ein ſolches
Leben beſchaffen ſey, und ſie empfanden es, daß
es das allertraurigſte Leben war, und daß ſie, weil
auf ſolche Art alle Freude verloren gieng, nach
kurzer Zeit deſſen uͤberdruͤßig wurden und einen
Eckel dafuͤr hatten.
404. Diejenigen Geiſter, die beſſer als die
andern unterrichtet zu ſeyn glaubten, ſagten: ihr
Glaube in der Welt waͤre der geweſen, daß die
himmliſche Freude blos allein darinnen beſtehe,
Gott zu loben und zu preiſen, und daß dieſes das
wuͤrkſame Leben ſey; allein, es wurde ihnen ge-
ſagt, Gott loben und preiſen, waͤre nicht ein ſol-
ches wuͤrkſames Leben, und Gott habe auch kei-
nes Lobes und Preiſes noͤthig, ſondern er wollte
haben, daß ſie Nutzen ſtiften, und alſo das Gute,
ſo das Gute der thaͤtigen Liebe genennel wird, lei-
ſten ſollten: ſie konnten ſich aber bey dem Guten
der thaͤtigen Liebe nicht den allergeringſten Begriff
einer himmliſchen Freude machen, ſondern ſie
machten ſich den Begriff einer Dienſtbarkeit; die
Engel dargegen bezeugten, daß bey dieſer Stif-
tung des Guten die groͤßte Freyheit ſey, weil ſie
aus der innern Zuneigung kommt, und mit un-
auſprechlichem Vergnuͤgen verbunden iſt.
405. Faſt alle, die ins andere Leben kommen,
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/144>, abgerufen am 16.07.2024.
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