Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Himmel.
übergehen, begehren nichts mehr, als in den
Himmel zu kommen, fast alle wollen ihn durch-
aus haben, indem sie in der Einbildung ste-
hen, der Himmel sey weiter nichts, als hinein-
gelassen und aufgenommen werden; weswegen
sie auch, weil sie es verlangen, zu einer Ge-
sellschaft des äussersten Himmels gebracht
werden; die in der Eigenliebe und in der Lie-
be zur Welt stehen, die fangen an, wenn sie
zum ersten Eingang dieses Himmels kommen,
beängstigt, und innerlich dermassen gemartert
zu werden, daß sie mehr die Hölle, als den
Himmel in sich fühlen, dahero stürzen sie sich
von da gähling herab, und ruhen nicht eher,
als in den Höllen bey ihres Gleichen. Oftmals
geschahe es auch, daß dergleichen Geister ger-
ne wissen wollten, was die himmlische Freude
sey, und da sie hörten, das sie in dem Jnnern
der Engel sey, so begehrten sie, mit derselben
vergemeinschaftet zu seyn, dahero geschahe es
auch, denn was ein Geist, der noch nicht im
Himmel und auch noch nicht in der Hölle ist,
verlangt, das wird ihm auch, wenn es rath-
sam ist, gegeben; nach geschehener Vergemein-
schaftung fiengen sie an, gequälet zu werden,
so heftig, daß sie vor Schmerzen nicht wußten,
wie sie den Leib zusammen pressen sollten; ich
habe gesehen, daß sie das Haupt bis zu den
Füssen stiessen, sich auf die Erde warfen, und
sich allda, als wie die Schlangen, in Kreise
zusammen krümmten, und dieses von der in-

nern

Vom Himmel.
uͤbergehen, begehren nichts mehr, als in den
Himmel zu kommen, faſt alle wollen ihn durch-
aus haben, indem ſie in der Einbildung ſte-
hen, der Himmel ſey weiter nichts, als hinein-
gelaſſen und aufgenommen werden; weswegen
ſie auch, weil ſie es verlangen, zu einer Ge-
ſellſchaft des aͤuſſerſten Himmels gebracht
werden; die in der Eigenliebe und in der Lie-
be zur Welt ſtehen, die fangen an, wenn ſie
zum erſten Eingang dieſes Himmels kommen,
beaͤngſtigt, und innerlich dermaſſen gemartert
zu werden, daß ſie mehr die Hoͤlle, als den
Himmel in ſich fuͤhlen, dahero ſtuͤrzen ſie ſich
von da gaͤhling herab, und ruhen nicht eher,
als in den Hoͤllen bey ihres Gleichen. Oftmals
geſchahe es auch, daß dergleichen Geiſter ger-
ne wiſſen wollten, was die himmliſche Freude
ſey, und da ſie hoͤrten, das ſie in dem Jnnern
der Engel ſey, ſo begehrten ſie, mit derſelben
vergemeinſchaftet zu ſeyn, dahero geſchahe es
auch, denn was ein Geiſt, der noch nicht im
Himmel und auch noch nicht in der Hoͤlle iſt,
verlangt, das wird ihm auch, wenn es rath-
ſam iſt, gegeben; nach geſchehener Vergemein-
ſchaftung fiengen ſie an, gequaͤlet zu werden,
ſo heftig, daß ſie vor Schmerzen nicht wußten,
wie ſie den Leib zuſammen preſſen ſollten; ich
habe geſehen, daß ſie das Haupt bis zu den
Fuͤſſen ſtieſſen, ſich auf die Erde warfen, und
ſich allda, als wie die Schlangen, in Kreiſe
zuſammen kruͤmmten, und dieſes von der in-

nern
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0138" n="139"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Himmel.</hi></fw><lb/>
u&#x0364;bergehen, begehren nichts mehr, als in den<lb/>
Himmel zu kommen, fa&#x017F;t alle wollen ihn durch-<lb/>
aus haben, indem &#x017F;ie in der Einbildung &#x017F;te-<lb/>
hen, der Himmel &#x017F;ey weiter nichts, als hinein-<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;en und aufgenommen werden; weswegen<lb/>
&#x017F;ie auch, weil &#x017F;ie es verlangen, zu einer Ge-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chaft des <hi rendition="#fr">a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Himmels</hi> gebracht<lb/>
werden; die in der Eigenliebe und in der Lie-<lb/>
be zur Welt &#x017F;tehen, die fangen an, wenn &#x017F;ie<lb/>
zum er&#x017F;ten Eingang die&#x017F;es Himmels kommen,<lb/>
bea&#x0364;ng&#x017F;tigt, und innerlich derma&#x017F;&#x017F;en gemartert<lb/>
zu werden, daß &#x017F;ie mehr die Ho&#x0364;lle, als den<lb/>
Himmel in &#x017F;ich fu&#x0364;hlen, dahero &#x017F;tu&#x0364;rzen &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
von da ga&#x0364;hling herab, und ruhen nicht eher,<lb/>
als in den Ho&#x0364;llen bey ihres Gleichen. Oftmals<lb/>
ge&#x017F;chahe es auch, daß dergleichen Gei&#x017F;ter ger-<lb/>
ne wi&#x017F;&#x017F;en wollten, was die himmli&#x017F;che Freude<lb/>
&#x017F;ey, und da &#x017F;ie ho&#x0364;rten, das &#x017F;ie in dem Jnnern<lb/>
der Engel &#x017F;ey, &#x017F;o begehrten &#x017F;ie, mit der&#x017F;elben<lb/>
vergemein&#x017F;chaftet zu &#x017F;eyn, dahero ge&#x017F;chahe es<lb/>
auch, denn was ein Gei&#x017F;t, der noch nicht im<lb/>
Himmel und auch noch nicht in der Ho&#x0364;lle i&#x017F;t,<lb/>
verlangt, das wird ihm auch, wenn es rath-<lb/>
&#x017F;am i&#x017F;t, gegeben; nach ge&#x017F;chehener Vergemein-<lb/>
&#x017F;chaftung fiengen &#x017F;ie an, gequa&#x0364;let zu werden,<lb/>
&#x017F;o heftig, daß &#x017F;ie vor Schmerzen nicht wußten,<lb/>
wie &#x017F;ie den Leib zu&#x017F;ammen pre&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollten; ich<lb/>
habe ge&#x017F;ehen, daß &#x017F;ie das Haupt bis zu den<lb/>
Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tie&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ich auf die Erde warfen, und<lb/>
&#x017F;ich allda, als wie die Schlangen, in Krei&#x017F;e<lb/>
zu&#x017F;ammen kru&#x0364;mmten, und die&#x017F;es von der in-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nern</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0138] Vom Himmel. uͤbergehen, begehren nichts mehr, als in den Himmel zu kommen, faſt alle wollen ihn durch- aus haben, indem ſie in der Einbildung ſte- hen, der Himmel ſey weiter nichts, als hinein- gelaſſen und aufgenommen werden; weswegen ſie auch, weil ſie es verlangen, zu einer Ge- ſellſchaft des aͤuſſerſten Himmels gebracht werden; die in der Eigenliebe und in der Lie- be zur Welt ſtehen, die fangen an, wenn ſie zum erſten Eingang dieſes Himmels kommen, beaͤngſtigt, und innerlich dermaſſen gemartert zu werden, daß ſie mehr die Hoͤlle, als den Himmel in ſich fuͤhlen, dahero ſtuͤrzen ſie ſich von da gaͤhling herab, und ruhen nicht eher, als in den Hoͤllen bey ihres Gleichen. Oftmals geſchahe es auch, daß dergleichen Geiſter ger- ne wiſſen wollten, was die himmliſche Freude ſey, und da ſie hoͤrten, das ſie in dem Jnnern der Engel ſey, ſo begehrten ſie, mit derſelben vergemeinſchaftet zu ſeyn, dahero geſchahe es auch, denn was ein Geiſt, der noch nicht im Himmel und auch noch nicht in der Hoͤlle iſt, verlangt, das wird ihm auch, wenn es rath- ſam iſt, gegeben; nach geſchehener Vergemein- ſchaftung fiengen ſie an, gequaͤlet zu werden, ſo heftig, daß ſie vor Schmerzen nicht wußten, wie ſie den Leib zuſammen preſſen ſollten; ich habe geſehen, daß ſie das Haupt bis zu den Fuͤſſen ſtieſſen, ſich auf die Erde warfen, und ſich allda, als wie die Schlangen, in Kreiſe zuſammen kruͤmmten, und dieſes von der in- nern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/138
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/138>, abgerufen am 25.11.2024.