Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Vom Himmel. durch herab komme, und daß von dieser Liebe,als von der Urquelle, die wechselsweise Liebe, so die Grundveste des Himmels ist, entspringe; und endlich auch daraus, daß die Ehebrecher ihren üb- len Gestank empfinden, wenn sie sich den himm- lischen Gesellschaften nur nähern, und sich daher gegen die Hölle stürzen; zum wenigsten hätte er wissen können, daß die Verletzung der Ehen wider die göttlichen Gesetze, und wider die bürgerlichen Gesetze aller Reiche, wie auch wider das ächte Licht der Vernunft sey, weil sie so wohl wider die gött- liche als menschliche Ordnung ist, und was der- gleichen mehr war: er gab aber zur Antwort, sol- ches hätte er bey Leibes Leben nicht gedacht; nun wollte er vernünfteln, ob sich die Sache auch so verhalte, es wurde ihm aber gesagt, die Wahrheit liesse keine Vernunftschlüsse zu, denn diese ver[t]hei- digten nur die Ergötzlichkeiten, und also das Böse und Falsche, und erst müßte er über dasjenige, was ihm gesagt worden, weil es Wahrheiten wären, oder auch über den in der Welt höchstbekannten Grundsatz denken, daß keiner dem andern thun soll, was er nicht will, daß es ihm der andere thue, wenn nun also sein Weib, daß er geliebet hätte, welches bey allen Ehen anfangs geschieht, auf solche Weise von einem wäre angeführet worden, ob er da, wenn er in dem Zustand des Grimms dar- über, und in diesem Zustand in Worte ausgebro- chen wäre, nicht auch selber die Ehebrüche würde verabscheuet, und sich sodann, weil er einen guten Verstand hätte, weit stärker, als andre, wider solche
Vom Himmel. durch herab komme, und daß von dieſer Liebe,als von der Urquelle, die wechſelsweiſe Liebe, ſo die Grundveſte des Himmels iſt, entſpringe; und endlich auch daraus, daß die Ehebrecher ihren uͤb- len Geſtank empfinden, wenn ſie ſich den himm- liſchen Geſellſchaften nur naͤhern, und ſich daher gegen die Hoͤlle ſtuͤrzen; zum wenigſten haͤtte er wiſſen koͤnnen, daß die Verletzung der Ehen wider die goͤttlichen Geſetze, und wider die buͤrgerlichen Geſetze aller Reiche, wie auch wider das aͤchte Licht der Vernunft ſey, weil ſie ſo wohl wider die goͤtt- liche als menſchliche Ordnung iſt, und was der- gleichen mehr war: er gab aber zur Antwort, ſol- ches haͤtte er bey Leibes Leben nicht gedacht; nun wollte er vernuͤnfteln, ob ſich die Sache auch ſo verhalte, es wurde ihm aber geſagt, die Wahrheit lieſſe keine Vernunftſchluͤſſe zu, denn dieſe ver[t]hei- digten nur die Ergoͤtzlichkeiten, und alſo das Boͤſe und Falſche, und erſt muͤßte er uͤber dasjenige, was ihm geſagt worden, weil es Wahrheiten waͤren, oder auch uͤber den in der Welt hoͤchſtbekannten Grundſatz denken, daß keiner dem andern thun ſoll, was er nicht will, daß es ihm der andere thue, wenn nun alſo ſein Weib, daß er geliebet haͤtte, welches bey allen Ehen anfangs geſchieht, auf ſolche Weiſe von einem waͤre angefuͤhret worden, ob er da, wenn er in dem Zuſtand des Grimms dar- uͤber, und in dieſem Zuſtand in Worte ausgebro- chen waͤre, nicht auch ſelber die Ehebruͤche wuͤrde verabſcheuet, und ſich ſodann, weil er einen guten Verſtand haͤtte, weit ſtaͤrker, als andre, wider ſolche
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Vom Himmel.
durch herab komme, und daß von dieſer Liebe,
als von der Urquelle, die wechſelsweiſe Liebe, ſo
die Grundveſte des Himmels iſt, entſpringe; und
endlich auch daraus, daß die Ehebrecher ihren uͤb-
len Geſtank empfinden, wenn ſie ſich den himm-
liſchen Geſellſchaften nur naͤhern, und ſich daher
gegen die Hoͤlle ſtuͤrzen; zum wenigſten haͤtte er
wiſſen koͤnnen, daß die Verletzung der Ehen wider
die goͤttlichen Geſetze, und wider die buͤrgerlichen
Geſetze aller Reiche, wie auch wider das aͤchte Licht
der Vernunft ſey, weil ſie ſo wohl wider die goͤtt-
liche als menſchliche Ordnung iſt, und was der-
gleichen mehr war: er gab aber zur Antwort, ſol-
ches haͤtte er bey Leibes Leben nicht gedacht; nun
wollte er vernuͤnfteln, ob ſich die Sache auch ſo
verhalte, es wurde ihm aber geſagt, die Wahrheit
lieſſe keine Vernunftſchluͤſſe zu, denn dieſe verthei-
digten nur die Ergoͤtzlichkeiten, und alſo das Boͤſe
und Falſche, und erſt muͤßte er uͤber dasjenige, was
ihm geſagt worden, weil es Wahrheiten waͤren,
oder auch uͤber den in der Welt hoͤchſtbekannten
Grundſatz denken, daß keiner dem andern thun
ſoll, was er nicht will, daß es ihm der andere thue,
wenn nun alſo ſein Weib, daß er geliebet haͤtte,
welches bey allen Ehen anfangs geſchieht, auf ſolche
Weiſe von einem waͤre angefuͤhret worden, ob er
da, wenn er in dem Zuſtand des Grimms dar-
uͤber, und in dieſem Zuſtand in Worte ausgebro-
chen waͤre, nicht auch ſelber die Ehebruͤche wuͤrde
verabſcheuet, und ſich ſodann, weil er einen guten
Verſtand haͤtte, weit ſtaͤrker, als andre, wider
ſolche
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