daß sie nicht auf den Himmel, sondern auf die Welt, folglich auch auf die Hölle gesehen hatten; denn um so viel das Jnnere eröffnet ist, um so viel nur siehet der Mensch auf den Himmel, aber um so viel das Jnnere verschlossen, und das Aeus- sere eröffnet ist, um so viel siehet er auf die Hölle: denn das Jnnere des Menschen ist so gebildet, daß es alle himmlischen Dinge aufnehmen könne, und das Aeussere ist zum Empfang aller weltlichen Dinge formiret, und diejenigen, welche die Welt und nicht zugleich den Himmel aufnehmen, neh- men auch die Hölle auf.
314 Daß der Himmel aus dem menschlichen Geschlechte sey, das kann auch daraus erhellen, daß die englischen Seelen und die menschlichen See- len einander gleich sind, beyde haben das Vermö- gen zu verstehen, zu empfinden und zu wollen; beyde sind so gebildet, daß sie den Himmel auf- nehmen können; denn die menschliche Seele ist eben so wohl weise, als die englische Seele, daß sie aber in der Welt nicht so sehr Weise ist, ist die Ursache, weil sie sich in dem irdischen Leib be- findet, und worinnen seine Seele, die geistlich ist, natürlich denkt; ein anders aber ist es, wenn sie von dem Band dieses Leibes entledigt ist, als- denn denkt sie nicht mehr natürlich, sondern geist- lich, und wenn sie geistlich denkt, sodann denkt sie dem natürlichen Menschen unbegreifliche und unaussprechliche Dinge, und ist also wie ein En- gel weise; woraus nun offenbar seyn kann, daß das Jnwendige des Meschen, welches sein Geist
genen-
Vom Himmel.
daß ſie nicht auf den Himmel, ſondern auf die Welt, folglich auch auf die Hoͤlle geſehen hatten; denn um ſo viel das Jnnere eroͤffnet iſt, um ſo viel nur ſiehet der Menſch auf den Himmel, aber um ſo viel das Jnnere verſchloſſen, und das Aeuſ- ſere eroͤffnet iſt, um ſo viel ſiehet er auf die Hoͤlle: denn das Jnnere des Menſchen iſt ſo gebildet, daß es alle himmliſchen Dinge aufnehmen koͤnne, und das Aeuſſere iſt zum Empfang aller weltlichen Dinge formiret, und diejenigen, welche die Welt und nicht zugleich den Himmel aufnehmen, neh- men auch die Hoͤlle auf.
314 Daß der Himmel aus dem menſchlichen Geſchlechte ſey, das kann auch daraus erhellen, daß die engliſchen Seelen und die menſchlichen See- len einander gleich ſind, beyde haben das Vermoͤ- gen zu verſtehen, zu empfinden und zu wollen; beyde ſind ſo gebildet, daß ſie den Himmel auf- nehmen koͤnnen; denn die menſchliche Seele iſt eben ſo wohl weiſe, als die engliſche Seele, daß ſie aber in der Welt nicht ſo ſehr Weiſe iſt, iſt die Urſache, weil ſie ſich in dem irdiſchen Leib be- findet, und worinnen ſeine Seele, die geiſtlich iſt, natuͤrlich denkt; ein anders aber iſt es, wenn ſie von dem Band dieſes Leibes entledigt iſt, als- denn denkt ſie nicht mehr natuͤrlich, ſondern geiſt- lich, und wenn ſie geiſtlich denkt, ſodann denkt ſie dem natuͤrlichen Menſchen unbegreifliche und unausſprechliche Dinge, und iſt alſo wie ein En- gel weiſe; woraus nun offenbar ſeyn kann, daß das Jnwendige des Meſchen, welches ſein Geiſt
genen-
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[12/0011]
Vom Himmel.
daß ſie nicht auf den Himmel, ſondern auf die
Welt, folglich auch auf die Hoͤlle geſehen hatten;
denn um ſo viel das Jnnere eroͤffnet iſt, um ſo
viel nur ſiehet der Menſch auf den Himmel, aber
um ſo viel das Jnnere verſchloſſen, und das Aeuſ-
ſere eroͤffnet iſt, um ſo viel ſiehet er auf die Hoͤlle:
denn das Jnnere des Menſchen iſt ſo gebildet,
daß es alle himmliſchen Dinge aufnehmen koͤnne,
und das Aeuſſere iſt zum Empfang aller weltlichen
Dinge formiret, und diejenigen, welche die Welt
und nicht zugleich den Himmel aufnehmen, neh-
men auch die Hoͤlle auf.
314 Daß der Himmel aus dem menſchlichen
Geſchlechte ſey, das kann auch daraus erhellen, daß
die engliſchen Seelen und die menſchlichen See-
len einander gleich ſind, beyde haben das Vermoͤ-
gen zu verſtehen, zu empfinden und zu wollen;
beyde ſind ſo gebildet, daß ſie den Himmel auf-
nehmen koͤnnen; denn die menſchliche Seele iſt
eben ſo wohl weiſe, als die engliſche Seele, daß
ſie aber in der Welt nicht ſo ſehr Weiſe iſt, iſt
die Urſache, weil ſie ſich in dem irdiſchen Leib be-
findet, und worinnen ſeine Seele, die geiſtlich
iſt, natuͤrlich denkt; ein anders aber iſt es, wenn
ſie von dem Band dieſes Leibes entledigt iſt, als-
denn denkt ſie nicht mehr natuͤrlich, ſondern geiſt-
lich, und wenn ſie geiſtlich denkt, ſodann denkt
ſie dem natuͤrlichen Menſchen unbegreifliche und
unausſprechliche Dinge, und iſt alſo wie ein En-
gel weiſe; woraus nun offenbar ſeyn kann, daß
das Jnwendige des Meſchen, welches ſein Geiſt
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/11>, abgerufen am 16.07.2024.
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