Glauben ohne die Liebe, oder in das Wahre ohne das Gute, noch in den Verstand, der nicht aus dem Willen herkommt, ein. Dieser gött- liche Einfluß währet immer fort, und wird bey den Guten in ihrem Guten, nicht aber bey den Bösen aufgenommen, bey diesen wird er entweder zurück getrieben, oder erstickt, oder aber zerstöret, daher haben sie ein böses Leben, welches im geist- lichen Sinn der Tod ist.
298. Die Geister, so bey dem Menschen sind, so wohl die, so mit dem Himmel, als die, so mit der Hölle in Verbindung stehen, fliessen bey dem Menschen gar nicht aus seinem Gedächt- nis noch aus dem daher rührenden Denken ein, denn wenn sie aus seinem Denken einflössen, so würde der Mensch nicht anders wissen, als wäre das, was ihnen eigen, das seinige, man lese oben Num. 256; gleich wohl aber fliesset ver- mittelst derselben aus dem Himmel eine Neigung, das ist, eine Liebe zum Guten und Wahren, und aus der Hölle eine Neigung oder Liebe zum Bösen und Falschen bey dem Menschen ein, in so viel demnach die Neigung des Menschen mit dieser einfliessenden übereinstimmet, in so viel wird von solcher in seinem Denken aufgenom- men, denn das innere Denken des Menschen ist völlig so, wie seine Neigung oder Liebe; in so viel sie aber nicht mit der einfliessenden über- einstimmet, in so viel wird davon nicht aufge- nommen; hieraus erhellet, daß, weil durch die
Geister
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Vom Himmel.
Glauben ohne die Liebe, oder in das Wahre ohne das Gute, noch in den Verſtand, der nicht aus dem Willen herkommt, ein. Dieſer goͤtt- liche Einfluß waͤhret immer fort, und wird bey den Guten in ihrem Guten, nicht aber bey den Boͤſen aufgenommen, bey dieſen wird er entweder zuruͤck getrieben, oder erſtickt, oder aber zerſtoͤret, daher haben ſie ein boͤſes Leben, welches im geiſt- lichen Sinn der Tod iſt.
298. Die Geiſter, ſo bey dem Menſchen ſind, ſo wohl die, ſo mit dem Himmel, als die, ſo mit der Hoͤlle in Verbindung ſtehen, flieſſen bey dem Menſchen gar nicht aus ſeinem Gedaͤcht- nis noch aus dem daher ruͤhrenden Denken ein, denn wenn ſie aus ſeinem Denken einfloͤſſen, ſo wuͤrde der Menſch nicht anders wiſſen, als waͤre das, was ihnen eigen, das ſeinige, man leſe oben Num. 256; gleich wohl aber flieſſet ver- mittelſt derſelben aus dem Himmel eine Neigung, das iſt, eine Liebe zum Guten und Wahren, und aus der Hoͤlle eine Neigung oder Liebe zum Boͤſen und Falſchen bey dem Menſchen ein, in ſo viel demnach die Neigung des Menſchen mit dieſer einflieſſenden uͤbereinſtimmet, in ſo viel wird von ſolcher in ſeinem Denken aufgenom- men, denn das innere Denken des Menſchen iſt voͤllig ſo, wie ſeine Neigung oder Liebe; in ſo viel ſie aber nicht mit der einflieſſenden uͤber- einſtimmet, in ſo viel wird davon nicht aufge- nommen; hieraus erhellet, daß, weil durch die
Geiſter
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Vom Himmel.
Glauben ohne die Liebe, oder in das Wahre
ohne das Gute, noch in den Verſtand, der nicht
aus dem Willen herkommt, ein. Dieſer goͤtt-
liche Einfluß waͤhret immer fort, und wird bey
den Guten in ihrem Guten, nicht aber bey den
Boͤſen aufgenommen, bey dieſen wird er entweder
zuruͤck getrieben, oder erſtickt, oder aber zerſtoͤret,
daher haben ſie ein boͤſes Leben, welches im geiſt-
lichen Sinn der Tod iſt.
298. Die Geiſter, ſo bey dem Menſchen
ſind, ſo wohl die, ſo mit dem Himmel, als die,
ſo mit der Hoͤlle in Verbindung ſtehen, flieſſen
bey dem Menſchen gar nicht aus ſeinem Gedaͤcht-
nis noch aus dem daher ruͤhrenden Denken ein,
denn wenn ſie aus ſeinem Denken einfloͤſſen, ſo
wuͤrde der Menſch nicht anders wiſſen, als waͤre
das, was ihnen eigen, das ſeinige, man leſe
oben Num. 256; gleich wohl aber flieſſet ver-
mittelſt derſelben aus dem Himmel eine Neigung,
das iſt, eine Liebe zum Guten und Wahren,
und aus der Hoͤlle eine Neigung oder Liebe zum
Boͤſen und Falſchen bey dem Menſchen ein, in
ſo viel demnach die Neigung des Menſchen mit
dieſer einflieſſenden uͤbereinſtimmet, in ſo viel
wird von ſolcher in ſeinem Denken aufgenom-
men, denn das innere Denken des Menſchen
iſt voͤllig ſo, wie ſeine Neigung oder Liebe; in
ſo viel ſie aber nicht mit der einflieſſenden uͤber-
einſtimmet, in ſo viel wird davon nicht aufge-
nommen; hieraus erhellet, daß, weil durch die
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/386>, abgerufen am 16.02.2025.
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