Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Himmel.
aus dem buchstäblichen Sinn des Worts schö-
pfen, den sie nicht innig verstehen, die sagen:
man müsse selbige glauben, oder ihnen Glauben
beymessen, und wollen hernach nicht, daß das
innere Sehen in selbige eindringe; was nun diese
anlangt, so sagten die Engel, daß solche nicht
bis zum ersten Eingang des Pallastes der Weis-
heit kommen, vielweniger hineingehen, noch in
dessen Paradiese ausspazzieren könnten, weil sie
beym ersten Schritt stehen bleiben; anders aber
wäre es mit denen, so in den Wahrheiten selbst
sind, diese hielte nichts zurück, dahin zu gehen,
sondern schritten ohne gehemmt zu werden, fort,
denn die von ihnen gesehene Wahrheiten führten
sie, wohin sie nur wollten, und in weite Felder,
weil eine jede Wahrheit von einer unendlichen
Ausbreitung, und in Verbindung mit vielfältig
andern Wahrheiten ist. Weiter sagten die Engel:
die Weisheit der Engel des innersten Him-
mels
bestünde vornehmlich darinnen, daß sie das
Göttliche und Himmlische in allen und jeden Ge-
genständen, wie auch das Wunderbare in eine
Reihe vieler Dinge sähen; denn alle Dinge, so
vor ihren Augen erscheinen, haben eine Ueberein-
stimmung oder Beziehung; zum Exempel, wenn
sie Palläste und Gärten sehen, so hält sich ihr
Anschauen nicht bey solchen Dingen auf, die vor
ihren Augen sind, sondern sie sehen das Jnnere,
woraus diese Dinge entspringen, und womit sie
übereinstimmen, ja, dieses Jnnere sehen sie mit
so vielen mannigfaltigen Veränderungen, als die

Gegen-

Vom Himmel.
aus dem buchſtaͤblichen Sinn des Worts ſchoͤ-
pfen, den ſie nicht innig verſtehen, die ſagen:
man muͤſſe ſelbige glauben, oder ihnen Glauben
beymeſſen, und wollen hernach nicht, daß das
innere Sehen in ſelbige eindringe; was nun dieſe
anlangt, ſo ſagten die Engel, daß ſolche nicht
bis zum erſten Eingang des Pallaſtes der Weis-
heit kommen, vielweniger hineingehen, noch in
deſſen Paradieſe ausſpazzieren koͤnnten, weil ſie
beym erſten Schritt ſtehen bleiben; anders aber
waͤre es mit denen, ſo in den Wahrheiten ſelbſt
ſind, dieſe hielte nichts zuruͤck, dahin zu gehen,
ſondern ſchritten ohne gehemmt zu werden, fort,
denn die von ihnen geſehene Wahrheiten fuͤhrten
ſie, wohin ſie nur wollten, und in weite Felder,
weil eine jede Wahrheit von einer unendlichen
Ausbreitung, und in Verbindung mit vielfaͤltig
andern Wahrheiten iſt. Weiter ſagten die Engel:
die Weisheit der Engel des innerſten Him-
mels
beſtuͤnde vornehmlich darinnen, daß ſie das
Goͤttliche und Himmliſche in allen und jeden Ge-
genſtaͤnden, wie auch das Wunderbare in eine
Reihe vieler Dinge ſaͤhen; denn alle Dinge, ſo
vor ihren Augen erſcheinen, haben eine Ueberein-
ſtimmung oder Beziehung; zum Exempel, wenn
ſie Pallaͤſte und Gaͤrten ſehen, ſo haͤlt ſich ihr
Anſchauen nicht bey ſolchen Dingen auf, die vor
ihren Augen ſind, ſondern ſie ſehen das Jnnere,
woraus dieſe Dinge entſpringen, und womit ſie
uͤbereinſtimmen, ja, dieſes Jnnere ſehen ſie mit
ſo vielen mannigfaltigen Veraͤnderungen, als die

Gegen-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0350" n="303"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Himmel.</hi></fw><lb/>
aus dem buch&#x017F;ta&#x0364;blichen Sinn des <hi rendition="#fr">Worts</hi> &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
pfen, den &#x017F;ie nicht innig ver&#x017F;tehen, die &#x017F;agen:<lb/>
man mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;elbige glauben, oder ihnen Glauben<lb/>
beyme&#x017F;&#x017F;en, und wollen hernach nicht, daß das<lb/>
innere Sehen in &#x017F;elbige eindringe; was nun die&#x017F;e<lb/>
anlangt, &#x017F;o &#x017F;agten die Engel, daß &#x017F;olche nicht<lb/>
bis zum er&#x017F;ten Eingang des Palla&#x017F;tes der Weis-<lb/>
heit kommen, vielweniger hineingehen, noch in<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Paradie&#x017F;e aus&#x017F;pazzieren ko&#x0364;nnten, weil &#x017F;ie<lb/>
beym er&#x017F;ten Schritt &#x017F;tehen bleiben; anders aber<lb/>
wa&#x0364;re es mit denen, &#x017F;o in den <hi rendition="#fr">Wahrheiten &#x017F;elb&#x017F;t</hi><lb/>
&#x017F;ind, die&#x017F;e hielte nichts zuru&#x0364;ck, dahin zu gehen,<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;chritten ohne gehemmt zu werden, fort,<lb/>
denn die von ihnen ge&#x017F;ehene Wahrheiten fu&#x0364;hrten<lb/>
&#x017F;ie, wohin &#x017F;ie nur wollten, und in weite Felder,<lb/>
weil eine jede Wahrheit von einer unendlichen<lb/>
Ausbreitung, und in Verbindung mit vielfa&#x0364;ltig<lb/>
andern Wahrheiten i&#x017F;t. Weiter &#x017F;agten die Engel:<lb/>
die Weisheit <hi rendition="#fr">der Engel des inner&#x017F;ten Him-<lb/>
mels</hi> be&#x017F;tu&#x0364;nde vornehmlich darinnen, daß &#x017F;ie das<lb/>
Go&#x0364;ttliche und Himmli&#x017F;che in allen und jeden Ge-<lb/>
gen&#x017F;ta&#x0364;nden, wie auch das Wunderbare in eine<lb/>
Reihe vieler Dinge &#x017F;a&#x0364;hen; denn alle Dinge, &#x017F;o<lb/>
vor ihren Augen er&#x017F;cheinen, haben eine Ueberein-<lb/>
&#x017F;timmung oder Beziehung; zum Exempel, wenn<lb/>
&#x017F;ie Palla&#x0364;&#x017F;te und Ga&#x0364;rten &#x017F;ehen, &#x017F;o ha&#x0364;lt &#x017F;ich ihr<lb/>
An&#x017F;chauen nicht bey &#x017F;olchen Dingen auf, die vor<lb/>
ihren Augen &#x017F;ind, &#x017F;ondern &#x017F;ie &#x017F;ehen das Jnnere,<lb/>
woraus die&#x017F;e Dinge ent&#x017F;pringen, und womit &#x017F;ie<lb/>
u&#x0364;berein&#x017F;timmen, ja, die&#x017F;es Jnnere &#x017F;ehen &#x017F;ie mit<lb/>
&#x017F;o vielen mannigfaltigen Vera&#x0364;nderungen, als die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Gegen-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[303/0350] Vom Himmel. aus dem buchſtaͤblichen Sinn des Worts ſchoͤ- pfen, den ſie nicht innig verſtehen, die ſagen: man muͤſſe ſelbige glauben, oder ihnen Glauben beymeſſen, und wollen hernach nicht, daß das innere Sehen in ſelbige eindringe; was nun dieſe anlangt, ſo ſagten die Engel, daß ſolche nicht bis zum erſten Eingang des Pallaſtes der Weis- heit kommen, vielweniger hineingehen, noch in deſſen Paradieſe ausſpazzieren koͤnnten, weil ſie beym erſten Schritt ſtehen bleiben; anders aber waͤre es mit denen, ſo in den Wahrheiten ſelbſt ſind, dieſe hielte nichts zuruͤck, dahin zu gehen, ſondern ſchritten ohne gehemmt zu werden, fort, denn die von ihnen geſehene Wahrheiten fuͤhrten ſie, wohin ſie nur wollten, und in weite Felder, weil eine jede Wahrheit von einer unendlichen Ausbreitung, und in Verbindung mit vielfaͤltig andern Wahrheiten iſt. Weiter ſagten die Engel: die Weisheit der Engel des innerſten Him- mels beſtuͤnde vornehmlich darinnen, daß ſie das Goͤttliche und Himmliſche in allen und jeden Ge- genſtaͤnden, wie auch das Wunderbare in eine Reihe vieler Dinge ſaͤhen; denn alle Dinge, ſo vor ihren Augen erſcheinen, haben eine Ueberein- ſtimmung oder Beziehung; zum Exempel, wenn ſie Pallaͤſte und Gaͤrten ſehen, ſo haͤlt ſich ihr Anſchauen nicht bey ſolchen Dingen auf, die vor ihren Augen ſind, ſondern ſie ſehen das Jnnere, woraus dieſe Dinge entſpringen, und womit ſie uͤbereinſtimmen, ja, dieſes Jnnere ſehen ſie mit ſo vielen mannigfaltigen Veraͤnderungen, als die Gegen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/350
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/350>, abgerufen am 25.11.2024.