Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Himmel.
deren Zeit dahero die güldne Zeit genennet
worden; diese, weil sie das Göttliche unter
menschlicher Gestalt, also den Herrn erkannt
haben, haben mit den Engeln des Himmels,
als wie mit ihres Gleichen, und hinwiederum
die Engel des Himmels mit ihnen, als wie
mit ihres Gleichen, gesprochen, und in densel-
ben machte Himmel und Welt Eins aus. Hin-
gegen nach diesen Zeiten hat sich der Mensch
von Zeit zu Zeit dadurch, daß er sich mehr als
den Herrn, und die Welt mehr als den Him-
mel liebte, vom Himmel entfernt, daher fieng
er an, die Annehmlichkeiten der Selbstliebe

und
schah es, daß einige durch mich mit grossem
Erstaunen ihre Freunde, Ehemänner und Kin-
der, so sie bey Leibes Leben gehabt, eben so ge-
genwärtig, als bey Leibes Leben gesehen haben.
Mir aber ist mein inneres Sehen oder
Gesicht aufgeschlossen.
Jch bin unter-
richtet worden, daß die Geister und Engel bey
andern Menschen nicht das mindeste von dem,
was in der Welt ist, sehen, sondern daß sie
nur die Gedanken und Neigungen derer Men-
schen, bey welchen sie sind, vernehmen und
empfinden. Hieraus erhellet, daß der Mensch
dazu erschaffen sey, damit er, indem er auf
Erden unter den Menschen lebt, zugleich unter
den Engeln im Himmeln leben sollte, weil aber
der Mensch so leiblich worden ist, hat er sich
den Himmel zugeschlossen.

Vom Himmel.
deren Zeit dahero die guͤldne Zeit genennet
worden; dieſe, weil ſie das Goͤttliche unter
menſchlicher Geſtalt, alſo den Herrn erkannt
haben, haben mit den Engeln des Himmels,
als wie mit ihres Gleichen, und hinwiederum
die Engel des Himmels mit ihnen, als wie
mit ihres Gleichen, geſprochen, und in denſel-
ben machte Himmel und Welt Eins aus. Hin-
gegen nach dieſen Zeiten hat ſich der Menſch
von Zeit zu Zeit dadurch, daß er ſich mehr als
den Herrn, und die Welt mehr als den Him-
mel liebte, vom Himmel entfernt, daher fieng
er an, die Annehmlichkeiten der Selbſtliebe

und
ſchah es, daß einige durch mich mit groſſem
Erſtaunen ihre Freunde, Ehemaͤnner und Kin-
der, ſo ſie bey Leibes Leben gehabt, eben ſo ge-
genwaͤrtig, als bey Leibes Leben geſehen haben.
Mir aber iſt mein inneres Sehen oder
Geſicht aufgeſchloſſen.
Jch bin unter-
richtet worden, daß die Geiſter und Engel bey
andern Menſchen nicht das mindeſte von dem,
was in der Welt iſt, ſehen, ſondern daß ſie
nur die Gedanken und Neigungen derer Men-
ſchen, bey welchen ſie ſind, vernehmen und
empfinden. Hieraus erhellet, daß der Menſch
dazu erſchaffen ſey, damit er, indem er auf
Erden unter den Menſchen lebt, zugleich unter
den Engeln im Himmeln leben ſollte, weil aber
der Menſch ſo leiblich worden iſt, hat er ſich
den Himmel zugeſchloſſen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0323" n="276"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Himmel.</hi></fw><lb/>
deren Zeit dahero die gu&#x0364;ldne Zeit genennet<lb/>
worden; die&#x017F;e, weil &#x017F;ie das <hi rendition="#fr">Go&#x0364;ttliche</hi> unter<lb/>
men&#x017F;chlicher Ge&#x017F;talt, al&#x017F;o den Herrn erkannt<lb/>
haben, haben mit den Engeln des Himmels,<lb/>
als wie mit ihres Gleichen, und hinwiederum<lb/>
die Engel des Himmels mit ihnen, als wie<lb/>
mit ihres Gleichen, ge&#x017F;prochen, und in den&#x017F;el-<lb/>
ben machte Himmel und Welt Eins aus. Hin-<lb/>
gegen nach die&#x017F;en Zeiten hat &#x017F;ich der Men&#x017F;ch<lb/>
von Zeit zu Zeit dadurch, daß er &#x017F;ich mehr als<lb/>
den <hi rendition="#fr">Herrn,</hi> und die Welt mehr als den Him-<lb/>
mel liebte, vom Himmel entfernt, daher fieng<lb/>
er an, die Annehmlichkeiten der Selb&#x017F;tliebe<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_20_3" prev="#seg2pn_20_2" place="foot" n="*)">&#x017F;chah es, daß einige <hi rendition="#fr">durch mich</hi> mit gro&#x017F;&#x017F;em<lb/>
Er&#x017F;taunen ihre Freunde, Ehema&#x0364;nner und Kin-<lb/>
der, &#x017F;o &#x017F;ie bey Leibes Leben gehabt, eben &#x017F;o ge-<lb/>
genwa&#x0364;rtig, als bey Leibes Leben ge&#x017F;ehen haben.<lb/><hi rendition="#fr">Mir aber i&#x017F;t mein inneres Sehen oder<lb/>
Ge&#x017F;icht aufge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.</hi> Jch bin unter-<lb/>
richtet worden, daß die Gei&#x017F;ter und Engel bey<lb/>
andern Men&#x017F;chen nicht das minde&#x017F;te von dem,<lb/>
was in der Welt i&#x017F;t, &#x017F;ehen, &#x017F;ondern daß &#x017F;ie<lb/>
nur die Gedanken und Neigungen derer Men-<lb/>
&#x017F;chen, bey welchen &#x017F;ie &#x017F;ind, vernehmen und<lb/>
empfinden. Hieraus erhellet, daß der Men&#x017F;ch<lb/>
dazu er&#x017F;chaffen &#x017F;ey, damit er, indem er auf<lb/>
Erden unter den Men&#x017F;chen lebt, zugleich unter<lb/>
den Engeln im Himmeln leben &#x017F;ollte, weil aber<lb/>
der Men&#x017F;ch &#x017F;o leiblich worden i&#x017F;t, hat er &#x017F;ich<lb/>
den Himmel zuge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[276/0323] Vom Himmel. deren Zeit dahero die guͤldne Zeit genennet worden; dieſe, weil ſie das Goͤttliche unter menſchlicher Geſtalt, alſo den Herrn erkannt haben, haben mit den Engeln des Himmels, als wie mit ihres Gleichen, und hinwiederum die Engel des Himmels mit ihnen, als wie mit ihres Gleichen, geſprochen, und in denſel- ben machte Himmel und Welt Eins aus. Hin- gegen nach dieſen Zeiten hat ſich der Menſch von Zeit zu Zeit dadurch, daß er ſich mehr als den Herrn, und die Welt mehr als den Him- mel liebte, vom Himmel entfernt, daher fieng er an, die Annehmlichkeiten der Selbſtliebe und *) *) ſchah es, daß einige durch mich mit groſſem Erſtaunen ihre Freunde, Ehemaͤnner und Kin- der, ſo ſie bey Leibes Leben gehabt, eben ſo ge- genwaͤrtig, als bey Leibes Leben geſehen haben. Mir aber iſt mein inneres Sehen oder Geſicht aufgeſchloſſen. Jch bin unter- richtet worden, daß die Geiſter und Engel bey andern Menſchen nicht das mindeſte von dem, was in der Welt iſt, ſehen, ſondern daß ſie nur die Gedanken und Neigungen derer Men- ſchen, bey welchen ſie ſind, vernehmen und empfinden. Hieraus erhellet, daß der Menſch dazu erſchaffen ſey, damit er, indem er auf Erden unter den Menſchen lebt, zugleich unter den Engeln im Himmeln leben ſollte, weil aber der Menſch ſo leiblich worden iſt, hat er ſich den Himmel zugeſchloſſen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/323
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/323>, abgerufen am 25.11.2024.