Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Oden und Lieder. Seht! wie die Nacht bereits erbleichet, Und länger nicht allhier verweilt, Sie glaubt, Aurora, die schon schleichet, Hat diesesmahl sich übereilt; Doch komm zurück, du braune Schöne! Es ist kein Blendwerk deiner Söhne, Ein Gott der Erde hat durch Macht Das Licht in diese Gegend bracht. Jst sie des Tages sonder gleichen, Mir aber selber auserwählt, So müßt ihr jetzund alles weichen, Was man für unvergleichlich hält, Die Schatten, so mit grauen Decken Sie sonst verhüllen, sind voll Schrecken, Und fliehn, aus eigner Furcht gejagt, Voll Ungewißheit: ob es tagt. Das Auge glaubet in der Ferne, Jn vieler tausend Lampen Schein Dem Milchweg voller dichten Sterne Weit näher jetzt als sonst zu seyn, Es blickt, erst niederwärts gezogen, Erstaunet nach den blauen Bogen, Und ihm erscheinet in der Höh Gestirnt Luise Dorothee. Die Göttin ist es! Der zu Ehren Hier GOtt und Friederich gebaut, Und meine Jauchzer laß ich hören, Da mich kein menschlich Auge schaut, Der
Oden und Lieder. Seht! wie die Nacht bereits erbleichet, Und laͤnger nicht allhier verweilt, Sie glaubt, Aurora, die ſchon ſchleichet, Hat dieſesmahl ſich uͤbereilt; Doch komm zuruͤck, du braune Schoͤne! Es iſt kein Blendwerk deiner Soͤhne, Ein Gott der Erde hat durch Macht Das Licht in dieſe Gegend bracht. Jſt ſie des Tages ſonder gleichen, Mir aber ſelber auserwaͤhlt, So muͤßt ihr jetzund alles weichen, Was man fuͤr unvergleichlich haͤlt, Die Schatten, ſo mit grauen Decken Sie ſonſt verhuͤllen, ſind voll Schrecken, Und fliehn, aus eigner Furcht gejagt, Voll Ungewißheit: ob es tagt. Das Auge glaubet in der Ferne, Jn vieler tauſend Lampen Schein Dem Milchweg voller dichten Sterne Weit naͤher jetzt als ſonſt zu ſeyn, Es blickt, erſt niederwaͤrts gezogen, Erſtaunet nach den blauen Bogen, Und ihm erſcheinet in der Hoͤh Geſtirnt Luiſe Dorothee. Die Goͤttin iſt es! Der zu Ehren Hier GOtt und Friederich gebaut, Und meine Jauchzer laß ich hoͤren, Da mich kein menſchlich Auge ſchaut, Der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0067" n="47"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Oden und Lieder.</hi> </fw><lb/> <lg n="9"> <l>Seht! wie die Nacht bereits erbleichet,</l><lb/> <l>Und laͤnger nicht allhier verweilt,</l><lb/> <l>Sie glaubt, Aurora, die ſchon ſchleichet,</l><lb/> <l>Hat dieſesmahl ſich uͤbereilt;</l><lb/> <l>Doch komm zuruͤck, du braune Schoͤne!</l><lb/> <l>Es iſt kein Blendwerk deiner Soͤhne,</l><lb/> <l>Ein Gott der Erde hat durch Macht</l><lb/> <l>Das Licht in dieſe Gegend bracht.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Jſt ſie des Tages ſonder gleichen,</l><lb/> <l>Mir aber ſelber auserwaͤhlt,</l><lb/> <l>So muͤßt ihr jetzund alles weichen,</l><lb/> <l>Was man fuͤr unvergleichlich haͤlt,</l><lb/> <l>Die Schatten, ſo mit grauen Decken</l><lb/> <l>Sie ſonſt verhuͤllen, ſind voll Schrecken,</l><lb/> <l>Und fliehn, aus eigner Furcht gejagt,</l><lb/> <l>Voll Ungewißheit: ob es tagt.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Das Auge glaubet in der Ferne,</l><lb/> <l>Jn vieler tauſend Lampen Schein</l><lb/> <l>Dem Milchweg voller dichten Sterne</l><lb/> <l>Weit naͤher jetzt als ſonſt zu ſeyn,</l><lb/> <l>Es blickt, erſt niederwaͤrts gezogen,</l><lb/> <l>Erſtaunet nach den blauen Bogen,</l><lb/> <l>Und ihm erſcheinet in der Hoͤh</l><lb/> <l>Geſtirnt Luiſe Dorothee.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Die Goͤttin iſt es! Der zu Ehren</l><lb/> <l>Hier GOtt und Friederich gebaut,</l><lb/> <l>Und meine Jauchzer laß ich hoͤren,</l><lb/> <l>Da mich kein menſchlich Auge ſchaut,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [47/0067]
Oden und Lieder.
Seht! wie die Nacht bereits erbleichet,
Und laͤnger nicht allhier verweilt,
Sie glaubt, Aurora, die ſchon ſchleichet,
Hat dieſesmahl ſich uͤbereilt;
Doch komm zuruͤck, du braune Schoͤne!
Es iſt kein Blendwerk deiner Soͤhne,
Ein Gott der Erde hat durch Macht
Das Licht in dieſe Gegend bracht.
Jſt ſie des Tages ſonder gleichen,
Mir aber ſelber auserwaͤhlt,
So muͤßt ihr jetzund alles weichen,
Was man fuͤr unvergleichlich haͤlt,
Die Schatten, ſo mit grauen Decken
Sie ſonſt verhuͤllen, ſind voll Schrecken,
Und fliehn, aus eigner Furcht gejagt,
Voll Ungewißheit: ob es tagt.
Das Auge glaubet in der Ferne,
Jn vieler tauſend Lampen Schein
Dem Milchweg voller dichten Sterne
Weit naͤher jetzt als ſonſt zu ſeyn,
Es blickt, erſt niederwaͤrts gezogen,
Erſtaunet nach den blauen Bogen,
Und ihm erſcheinet in der Hoͤh
Geſtirnt Luiſe Dorothee.
Die Goͤttin iſt es! Der zu Ehren
Hier GOtt und Friederich gebaut,
Und meine Jauchzer laß ich hoͤren,
Da mich kein menſchlich Auge ſchaut,
Der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/67 |
Zitationshilfe: | Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/67>, abgerufen am 17.02.2025. |