Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite
Uebersetzte Oden.
Du magst ein grosser Lehrer seyn,
Nur stelle dich nicht unempfindlich,
Dein Ehransehen büßt nichts ein,
Apoll und Bachus selbst sind beyderseits verbindlich;
Zur Römer und der Griechen Zeit,
Die mehr als du sich weise dunken,
Sah man die Grossen oft bereit,
Daß sie mit Freunden brav in einer Zeche trunken.
Fällt dir Anakreon wohl bey,
Der holde Dichter auf der Leyer,
War er nicht gut bey Schwelgerey,
Und sang er Lieder wohl ohn aufgewecktes Feuer?
Glaubst du, daß ihn kein Wein entzückt?
Jhn, der das Unglück haben sollte,
Daß, leider, er am Kern erstickt,
Jndem er von der Frucht des Weinstocks essen wollte?
Glaubst du, dir steh so übel an
Der edlen Bahne nachzugehen,
Wo man so manch erlauchten Mann,
Den grossen Freund Mecens, Horazen wandeln sehen,
Jhn, den, was damahls aufgeklärt,
Auch vor höchst liebenswürdig achte,
Der Gläser oft am Tisch geleert,
Wodurch sich auch der Kauz oft von Verstande brachte.
Jhr, die ihr seine Werke lest,
Bemerkt auch, daß der Gott der Schaale
Die besten Vers ihm eingeflößt,
Jhn mehr begeisterte, als der vom Musensaale,
Sein
Ueberſetzte Oden.
Du magſt ein groſſer Lehrer ſeyn,
Nur ſtelle dich nicht unempfindlich,
Dein Ehranſehen buͤßt nichts ein,
Apoll und Bachus ſelbſt ſind beyderſeits verbindlich;
Zur Roͤmer und der Griechen Zeit,
Die mehr als du ſich weiſe dunken,
Sah man die Groſſen oft bereit,
Daß ſie mit Freunden brav in einer Zeche trunken.
Faͤllt dir Anakreon wohl bey,
Der holde Dichter auf der Leyer,
War er nicht gut bey Schwelgerey,
Und ſang er Lieder wohl ohn aufgewecktes Feuer?
Glaubſt du, daß ihn kein Wein entzuͤckt?
Jhn, der das Ungluͤck haben ſollte,
Daß, leider, er am Kern erſtickt,
Jndem er von der Frucht des Weinſtocks eſſen wollte?
Glaubſt du, dir ſteh ſo uͤbel an
Der edlen Bahne nachzugehen,
Wo man ſo manch erlauchten Mann,
Den groſſen Freund Mecens, Horazen wandeln ſehen,
Jhn, den, was damahls aufgeklaͤrt,
Auch vor hoͤchſt liebenswuͤrdig achte,
Der Glaͤſer oft am Tiſch geleert,
Wodurch ſich auch der Kauz oft von Verſtande brachte.
Jhr, die ihr ſeine Werke leſt,
Bemerkt auch, daß der Gott der Schaale
Die beſten Vers ihm eingefloͤßt,
Jhn mehr begeiſterte, als der vom Muſenſaale,
Sein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0383" n="363"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Ueber&#x017F;etzte Oden.</hi> </fw><lb/>
            <lg n="15">
              <l>Du mag&#x017F;t ein gro&#x017F;&#x017F;er Lehrer &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>Nur &#x017F;telle dich nicht unempfindlich,</l><lb/>
              <l>Dein Ehran&#x017F;ehen bu&#x0364;ßt nichts ein,</l><lb/>
              <l>Apoll und Bachus &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ind beyder&#x017F;eits verbindlich;</l><lb/>
              <l>Zur Ro&#x0364;mer und der Griechen Zeit,</l><lb/>
              <l>Die mehr als du &#x017F;ich wei&#x017F;e dunken,</l><lb/>
              <l>Sah man die Gro&#x017F;&#x017F;en oft bereit,</l><lb/>
              <l>Daß &#x017F;ie mit Freunden brav in einer Zeche trunken.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="16">
              <l>Fa&#x0364;llt dir Anakreon wohl bey,</l><lb/>
              <l>Der holde Dichter auf der Leyer,</l><lb/>
              <l>War er nicht gut bey Schwelgerey,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;ang er Lieder wohl ohn aufgewecktes Feuer?</l><lb/>
              <l>Glaub&#x017F;t du, daß ihn kein Wein entzu&#x0364;ckt?</l><lb/>
              <l>Jhn, der das Unglu&#x0364;ck haben &#x017F;ollte,</l><lb/>
              <l>Daß, leider, er am Kern er&#x017F;tickt,</l><lb/>
              <l>Jndem er von der Frucht des Wein&#x017F;tocks e&#x017F;&#x017F;en wollte?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="17">
              <l>Glaub&#x017F;t du, dir &#x017F;teh &#x017F;o u&#x0364;bel an</l><lb/>
              <l>Der edlen Bahne nachzugehen,</l><lb/>
              <l>Wo man &#x017F;o manch erlauchten Mann,</l><lb/>
              <l>Den gro&#x017F;&#x017F;en Freund Mecens, Horazen wandeln &#x017F;ehen,</l><lb/>
              <l>Jhn, den, was damahls aufgekla&#x0364;rt,</l><lb/>
              <l>Auch vor ho&#x0364;ch&#x017F;t liebenswu&#x0364;rdig achte,</l><lb/>
              <l>Der Gla&#x0364;&#x017F;er oft am Ti&#x017F;ch geleert,</l><lb/>
              <l>Wodurch &#x017F;ich auch der Kauz oft von Ver&#x017F;tande brachte.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="18">
              <l>Jhr, die ihr &#x017F;eine Werke le&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Bemerkt auch, daß der Gott der Schaale</l><lb/>
              <l>Die be&#x017F;ten Vers ihm eingeflo&#x0364;ßt,</l><lb/>
              <l>Jhn mehr begei&#x017F;terte, als der vom Mu&#x017F;en&#x017F;aale,</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Sein</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[363/0383] Ueberſetzte Oden. Du magſt ein groſſer Lehrer ſeyn, Nur ſtelle dich nicht unempfindlich, Dein Ehranſehen buͤßt nichts ein, Apoll und Bachus ſelbſt ſind beyderſeits verbindlich; Zur Roͤmer und der Griechen Zeit, Die mehr als du ſich weiſe dunken, Sah man die Groſſen oft bereit, Daß ſie mit Freunden brav in einer Zeche trunken. Faͤllt dir Anakreon wohl bey, Der holde Dichter auf der Leyer, War er nicht gut bey Schwelgerey, Und ſang er Lieder wohl ohn aufgewecktes Feuer? Glaubſt du, daß ihn kein Wein entzuͤckt? Jhn, der das Ungluͤck haben ſollte, Daß, leider, er am Kern erſtickt, Jndem er von der Frucht des Weinſtocks eſſen wollte? Glaubſt du, dir ſteh ſo uͤbel an Der edlen Bahne nachzugehen, Wo man ſo manch erlauchten Mann, Den groſſen Freund Mecens, Horazen wandeln ſehen, Jhn, den, was damahls aufgeklaͤrt, Auch vor hoͤchſt liebenswuͤrdig achte, Der Glaͤſer oft am Tiſch geleert, Wodurch ſich auch der Kauz oft von Verſtande brachte. Jhr, die ihr ſeine Werke leſt, Bemerkt auch, daß der Gott der Schaale Die beſten Vers ihm eingefloͤßt, Jhn mehr begeiſterte, als der vom Muſenſaale, Sein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/383
Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/383>, abgerufen am 28.11.2024.