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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

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Erstes Buch.

An hundert ungeschliffnen Ecken,
Den Boden pflastert glatter Kies,
Gewässert Schilf dient mir zum Küssen
Worauf sich ohne Zwang die Augen selber schliessen.

Hier lag ich, als die Dämmrung eben
Der Nacht den Abschied wollte geben,
Mit unterstütztem Kopf und Arm,
Da kam, gleich munterem Geflügel,
Von Wald-Bewohnern dieser Hügel
Ein Mohren ähnlich froher Schwarm,
Aus vollem Halse schreyend: Heute -
Was? sprach ich; Feyertag! wer sagt es? alle Leute!
Geschwinde fuhr ich aus den Klüften,
Und da vernahm ich in den Lüften
Der Pauken und Trompeten Schall;
Drauf rudert ich mit Händ und Füssen
Durch meiner Bäche krummes Fliessen,
That aber Anfangs manchen Fall,
Bis ich aus einem Lobgesange
Von Kindern hörete; die Fürstin lebe lange!
Das Ende solcher Freuden-Lieder
War denen Ohren fünfmahl wieder
Von Berg und Thal zurück geschickt.
Doch fuhr ich fort in manchen Krümmen
Durch Feld und Wiesen hinzuschwimmen,
Als ich den Jnselsberg erblickt,
Gab ihm mein Haupt ein höflich Zeichen
Gleich fing er lächelnd an den blauen Bart zu streichen.
Das

Erſtes Buch.

An hundert ungeſchliffnen Ecken,
Den Boden pflaſtert glatter Kies,
Gewaͤſſert Schilf dient mir zum Kuͤſſen
Worauf ſich ohne Zwang die Augen ſelber ſchlieſſen.

Hier lag ich, als die Daͤmmrung eben
Der Nacht den Abſchied wollte geben,
Mit unterſtuͤtztem Kopf und Arm,
Da kam, gleich munterem Gefluͤgel,
Von Wald-Bewohnern dieſer Huͤgel
Ein Mohren aͤhnlich froher Schwarm,
Aus vollem Halſe ſchreyend: Heute ‒
Was? ſprach ich; Feyertag! wer ſagt es? alle Leute!
Geſchwinde fuhr ich aus den Kluͤften,
Und da vernahm ich in den Luͤften
Der Pauken und Trompeten Schall;
Drauf rudert ich mit Haͤnd und Fuͤſſen
Durch meiner Baͤche krummes Flieſſen,
That aber Anfangs manchen Fall,
Bis ich aus einem Lobgeſange
Von Kindern hoͤrete; die Fuͤrſtin lebe lange!
Das Ende ſolcher Freuden-Lieder
War denen Ohren fuͤnfmahl wieder
Von Berg und Thal zuruͤck geſchickt.
Doch fuhr ich fort in manchen Kruͤmmen
Durch Feld und Wieſen hinzuſchwimmen,
Als ich den Jnſelsberg erblickt,
Gab ihm mein Haupt ein hoͤflich Zeichen
Gleich fing er laͤchelnd an den blauen Bart zu ſtreichen.
Das
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[16/0036] Erſtes Buch. An hundert ungeſchliffnen Ecken, Den Boden pflaſtert glatter Kies, Gewaͤſſert Schilf dient mir zum Kuͤſſen Worauf ſich ohne Zwang die Augen ſelber ſchlieſſen. Hier lag ich, als die Daͤmmrung eben Der Nacht den Abſchied wollte geben, Mit unterſtuͤtztem Kopf und Arm, Da kam, gleich munterem Gefluͤgel, Von Wald-Bewohnern dieſer Huͤgel Ein Mohren aͤhnlich froher Schwarm, Aus vollem Halſe ſchreyend: Heute ‒ Was? ſprach ich; Feyertag! wer ſagt es? alle Leute! Geſchwinde fuhr ich aus den Kluͤften, Und da vernahm ich in den Luͤften Der Pauken und Trompeten Schall; Drauf rudert ich mit Haͤnd und Fuͤſſen Durch meiner Baͤche krummes Flieſſen, That aber Anfangs manchen Fall, Bis ich aus einem Lobgeſange Von Kindern hoͤrete; die Fuͤrſtin lebe lange! Das Ende ſolcher Freuden-Lieder War denen Ohren fuͤnfmahl wieder Von Berg und Thal zuruͤck geſchickt. Doch fuhr ich fort in manchen Kruͤmmen Durch Feld und Wieſen hinzuſchwimmen, Als ich den Jnſelsberg erblickt, Gab ihm mein Haupt ein hoͤflich Zeichen Gleich fing er laͤchelnd an den blauen Bart zu ſtreichen. Das

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Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/36>, abgerufen am 21.11.2024.