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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

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Sapphische Oden.
Der Winter ist noch in so mancher Clause,
Da er bald ausgeherrschet, hier zu Hause,
Auf starken Schultern, wo er sich hoch brüstet,
Hat er genistet.
Er sieht herab mit stolzen Augenbraunen,
Wie in den Thälern Satyren und Faunen
Dem May zu Ehren in belaubten Büschen
Jn Reihn sich mischen.
Wie Zuckerhüte mannigfalt gespitzet,
Durchsichtig weiß, woher die Sonne blitzet,
Mit hin und her vom Strauchwerk blauen Flecken
An scharfen Ecken
Stehn sie, ganz ungeheur, in langen Gliedern,
Jn Einigkeit, gleich wohlgesinnten Brüdern,
Zu einem Wunder des, der, was man schauet,
So schön gebauet.
Dort kommen Gemsen hüpfend her in Rotten,
Ey! wie verwegen sie der Hoheit spotten,
Hochtrabend klettern sie mit vielem Hohne
Nach ihrer Krone.
Doch wenn sie sich zuletzt so sehr verstiegen,
So schaudert ihnen selbsten vor Vergnügen,
Sie kehren um. Wer hochsteigt, fällt oft wieder
Jns Thal hernieder.
Ohn Ehrfurcht faßt man auch nicht zu Gesichte,
Jhr Greise, älter, als die Zeitgeschichte,
Jhr seyd gleich, mit dem Erdball in der Wiegen
So hochgestiegen.
Welch
Sapphiſche Oden.
Der Winter iſt noch in ſo mancher Clauſe,
Da er bald ausgeherrſchet, hier zu Hauſe,
Auf ſtarken Schultern, wo er ſich hoch bruͤſtet,
Hat er geniſtet.
Er ſieht herab mit ſtolzen Augenbraunen,
Wie in den Thaͤlern Satyren und Faunen
Dem May zu Ehren in belaubten Buͤſchen
Jn Reihn ſich miſchen.
Wie Zuckerhuͤte mannigfalt geſpitzet,
Durchſichtig weiß, woher die Sonne blitzet,
Mit hin und her vom Strauchwerk blauen Flecken
An ſcharfen Ecken
Stehn ſie, ganz ungeheur, in langen Gliedern,
Jn Einigkeit, gleich wohlgeſinnten Bruͤdern,
Zu einem Wunder des, der, was man ſchauet,
So ſchoͤn gebauet.
Dort kommen Gemſen huͤpfend her in Rotten,
Ey! wie verwegen ſie der Hoheit ſpotten,
Hochtrabend klettern ſie mit vielem Hohne
Nach ihrer Krone.
Doch wenn ſie ſich zuletzt ſo ſehr verſtiegen,
So ſchaudert ihnen ſelbſten vor Vergnuͤgen,
Sie kehren um. Wer hochſteigt, faͤllt oft wieder
Jns Thal hernieder.
Ohn Ehrfurcht faßt man auch nicht zu Geſichte,
Jhr Greiſe, aͤlter, als die Zeitgeſchichte,
Jhr ſeyd gleich, mit dem Erdball in der Wiegen
So hochgeſtiegen.
Welch
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[331/0351] Sapphiſche Oden. Der Winter iſt noch in ſo mancher Clauſe, Da er bald ausgeherrſchet, hier zu Hauſe, Auf ſtarken Schultern, wo er ſich hoch bruͤſtet, Hat er geniſtet. Er ſieht herab mit ſtolzen Augenbraunen, Wie in den Thaͤlern Satyren und Faunen Dem May zu Ehren in belaubten Buͤſchen Jn Reihn ſich miſchen. Wie Zuckerhuͤte mannigfalt geſpitzet, Durchſichtig weiß, woher die Sonne blitzet, Mit hin und her vom Strauchwerk blauen Flecken An ſcharfen Ecken Stehn ſie, ganz ungeheur, in langen Gliedern, Jn Einigkeit, gleich wohlgeſinnten Bruͤdern, Zu einem Wunder des, der, was man ſchauet, So ſchoͤn gebauet. Dort kommen Gemſen huͤpfend her in Rotten, Ey! wie verwegen ſie der Hoheit ſpotten, Hochtrabend klettern ſie mit vielem Hohne Nach ihrer Krone. Doch wenn ſie ſich zuletzt ſo ſehr verſtiegen, So ſchaudert ihnen ſelbſten vor Vergnuͤgen, Sie kehren um. Wer hochſteigt, faͤllt oft wieder Jns Thal hernieder. Ohn Ehrfurcht faßt man auch nicht zu Geſichte, Jhr Greiſe, aͤlter, als die Zeitgeſchichte, Jhr ſeyd gleich, mit dem Erdball in der Wiegen So hochgeſtiegen. Welch

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Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/351>, abgerufen am 22.11.2024.