Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.

Geringe Schmerlen, Meer-Gras, Binsen,
Wer hat wohl seine Lust daran?
Doch Theure Herzogin! Sie sehen;
Daß diese Dinge längst zu Dero Diensten stehen.

Da wohn ich einsam bey der Qvelle,
Aus welcher meine Fluth ganz helle
Fließt, eilet, schäumt, denn langsam rollt;
Da bin ich, mit mir selbst zufrieden,
Von allen Neidern unterschieden,
Dem ruhigen Vergnügen hold,
Und gäbe nicht vor Millionen,
Daß mich mein Herzog läßt in diesem Winkel wohnen.
Hier deckt mich Lust und stilles Schweigen,
Wenn meine Wasser aufwärts steigen,
Macht mich ihr kühnes Sprudeln naß,
So werd ich doch darum nicht böse,
Denn dieß unruhige Getöse
Bereichert stets mein Urnen-Faß,
Woraus nach aufgefangnem Triefen
Ein Bach stürzt, fällt und rollt in segensvolle Tiefen.
O Qvell entzückender Gedanken!
Verwildert Buschwerk! rauhe Schranken!
Wie wunderschön ist deine Pracht!
Jedoch behalt ich unvergessen;
Die Lust sey Jhnen zuzumessen,
Die mir mein holder Winkel macht;
Holdseeligste! mein Wohlergehen
Kann sein zukünftig Glück in Dero Gnade sehen.
Durch-

Erſtes Buch.

Geringe Schmerlen, Meer-Gras, Binſen,
Wer hat wohl ſeine Luſt daran?
Doch Theure Herzogin! Sie ſehen;
Daß dieſe Dinge laͤngſt zu Dero Dienſten ſtehen.

Da wohn ich einſam bey der Qvelle,
Aus welcher meine Fluth ganz helle
Fließt, eilet, ſchaͤumt, denn langſam rollt;
Da bin ich, mit mir ſelbſt zufrieden,
Von allen Neidern unterſchieden,
Dem ruhigen Vergnuͤgen hold,
Und gaͤbe nicht vor Millionen,
Daß mich mein Herzog laͤßt in dieſem Winkel wohnen.
Hier deckt mich Luſt und ſtilles Schweigen,
Wenn meine Waſſer aufwaͤrts ſteigen,
Macht mich ihr kuͤhnes Sprudeln naß,
So werd ich doch darum nicht boͤſe,
Denn dieß unruhige Getoͤſe
Bereichert ſtets mein Urnen-Faß,
Woraus nach aufgefangnem Triefen
Ein Bach ſtuͤrzt, faͤllt und rollt in ſegensvolle Tiefen.
O Qvell entzuͤckender Gedanken!
Verwildert Buſchwerk! rauhe Schranken!
Wie wunderſchoͤn iſt deine Pracht!
Jedoch behalt ich unvergeſſen;
Die Luſt ſey Jhnen zuzumeſſen,
Die mir mein holder Winkel macht;
Holdſeeligſte! mein Wohlergehen
Kann ſein zukuͤnftig Gluͤck in Dero Gnade ſehen.
Durch-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="5">
            <l>
              <pb facs="#f0034" n="14"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi> </fw>
            </l><lb/>
            <l>Geringe Schmerlen, Meer-Gras, Bin&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Wer hat wohl &#x017F;eine Lu&#x017F;t daran?</l><lb/>
            <l>Doch Theure Herzogin! Sie &#x017F;ehen;</l><lb/>
            <l>Daß die&#x017F;e Dinge la&#x0364;ng&#x017F;t zu Dero Dien&#x017F;ten &#x017F;tehen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>Da wohn ich ein&#x017F;am bey der Qvelle,</l><lb/>
            <l>Aus welcher meine Fluth ganz helle</l><lb/>
            <l>Fließt, eilet, &#x017F;cha&#x0364;umt, denn lang&#x017F;am rollt;</l><lb/>
            <l>Da bin ich, mit mir &#x017F;elb&#x017F;t zufrieden,</l><lb/>
            <l>Von allen Neidern unter&#x017F;chieden,</l><lb/>
            <l>Dem ruhigen Vergnu&#x0364;gen hold,</l><lb/>
            <l>Und ga&#x0364;be nicht vor Millionen,</l><lb/>
            <l>Daß mich mein Herzog la&#x0364;ßt in die&#x017F;em Winkel wohnen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <l>Hier deckt mich Lu&#x017F;t und &#x017F;tilles Schweigen,</l><lb/>
            <l>Wenn meine Wa&#x017F;&#x017F;er aufwa&#x0364;rts &#x017F;teigen,</l><lb/>
            <l>Macht mich ihr ku&#x0364;hnes Sprudeln naß,</l><lb/>
            <l>So werd ich doch darum nicht bo&#x0364;&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Denn dieß unruhige Geto&#x0364;&#x017F;e</l><lb/>
            <l>Bereichert &#x017F;tets mein Urnen-Faß,</l><lb/>
            <l>Woraus nach aufgefangnem Triefen</l><lb/>
            <l>Ein Bach &#x017F;tu&#x0364;rzt, fa&#x0364;llt und rollt in &#x017F;egensvolle Tiefen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <l>O Qvell entzu&#x0364;ckender Gedanken!</l><lb/>
            <l>Verwildert Bu&#x017F;chwerk! rauhe Schranken!</l><lb/>
            <l>Wie wunder&#x017F;cho&#x0364;n i&#x017F;t deine Pracht!</l><lb/>
            <l>Jedoch behalt ich unverge&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
            <l>Die Lu&#x017F;t &#x017F;ey Jhnen zuzume&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Die mir mein holder Winkel macht;</l><lb/>
            <l>Hold&#x017F;eelig&#x017F;te! mein Wohlergehen</l><lb/>
            <l>Kann &#x017F;ein zuku&#x0364;nftig Glu&#x0364;ck in Dero Gnade &#x017F;ehen.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Durch-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0034] Erſtes Buch. Geringe Schmerlen, Meer-Gras, Binſen, Wer hat wohl ſeine Luſt daran? Doch Theure Herzogin! Sie ſehen; Daß dieſe Dinge laͤngſt zu Dero Dienſten ſtehen. Da wohn ich einſam bey der Qvelle, Aus welcher meine Fluth ganz helle Fließt, eilet, ſchaͤumt, denn langſam rollt; Da bin ich, mit mir ſelbſt zufrieden, Von allen Neidern unterſchieden, Dem ruhigen Vergnuͤgen hold, Und gaͤbe nicht vor Millionen, Daß mich mein Herzog laͤßt in dieſem Winkel wohnen. Hier deckt mich Luſt und ſtilles Schweigen, Wenn meine Waſſer aufwaͤrts ſteigen, Macht mich ihr kuͤhnes Sprudeln naß, So werd ich doch darum nicht boͤſe, Denn dieß unruhige Getoͤſe Bereichert ſtets mein Urnen-Faß, Woraus nach aufgefangnem Triefen Ein Bach ſtuͤrzt, faͤllt und rollt in ſegensvolle Tiefen. O Qvell entzuͤckender Gedanken! Verwildert Buſchwerk! rauhe Schranken! Wie wunderſchoͤn iſt deine Pracht! Jedoch behalt ich unvergeſſen; Die Luſt ſey Jhnen zuzumeſſen, Die mir mein holder Winkel macht; Holdſeeligſte! mein Wohlergehen Kann ſein zukuͤnftig Gluͤck in Dero Gnade ſehen. Durch-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/34
Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/34>, abgerufen am 21.11.2024.