Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Freuden- und Trauer-Oden. Brockes. 1747.Jhr Winde, still! schweigt, Nachtigallen! Natur und Himmel, hört mir zu! Mein Saitenspiel muß laut erschallen, Der Dichter habe vor euch Ruh; Zwar sing ich nicht den Gott der Götter, Mein Lied ist nicht der Herr im Wetter, Zu Helden hab ich nicht Beruf; Das konnte Brockes nur erheben, Das ist der Mann, den sing ich eben, Der malet, wie der Höchste schuf. Wie? soll dem so erhabnen Geiste Ein Lied im höhern Ton entstehn? Der die Natur so herrlich preiste, Daß sie itzt noch einmal so schön? O nein! den künstigen Geschichten Müßt ihr, ihr Winde! selbst berichten, Was für Begeistrung mich erregt; Auch euch sey solches unentfallen, Jhr Buschsirenen, Nachtigallen! Wenn euch ein frischer Lenz bewegt. Mein T 4
Freuden- und Trauer-Oden. Brockes. 1747.Jhr Winde, ſtill! ſchweigt, Nachtigallen! Natur und Himmel, hoͤrt mir zu! Mein Saitenſpiel muß laut erſchallen, Der Dichter habe vor euch Ruh; Zwar ſing ich nicht den Gott der Goͤtter, Mein Lied iſt nicht der Herr im Wetter, Zu Helden hab ich nicht Beruf; Das konnte Brockes nur erheben, Das iſt der Mann, den ſing ich eben, Der malet, wie der Hoͤchſte ſchuf. Wie? ſoll dem ſo erhabnen Geiſte Ein Lied im hoͤhern Ton entſtehn? Der die Natur ſo herrlich preiſte, Daß ſie itzt noch einmal ſo ſchoͤn? O nein! den kuͤnſtigen Geſchichten Muͤßt ihr, ihr Winde! ſelbſt berichten, Was fuͤr Begeiſtrung mich erregt; Auch euch ſey ſolches unentfallen, Jhr Buſchſirenen, Nachtigallen! Wenn euch ein friſcher Lenz bewegt. Mein T 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0315" n="295"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Freuden- und Trauer-Oden.</hi> </fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Brockes.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline> <hi rendition="#c">1747.</hi> </dateline><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">J</hi>hr Winde, ſtill! ſchweigt, Nachtigallen!</l><lb/> <l>Natur und Himmel, hoͤrt mir zu!</l><lb/> <l>Mein Saitenſpiel muß laut erſchallen,</l><lb/> <l>Der Dichter habe vor euch Ruh;</l><lb/> <l>Zwar ſing ich nicht den Gott der Goͤtter,</l><lb/> <l>Mein Lied iſt nicht der Herr im Wetter,</l><lb/> <l>Zu Helden hab ich nicht Beruf;</l><lb/> <l>Das konnte Brockes nur erheben,</l><lb/> <l>Das iſt der Mann, den ſing ich eben,</l><lb/> <l>Der malet, wie der Hoͤchſte ſchuf.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wie? ſoll dem ſo erhabnen Geiſte</l><lb/> <l>Ein Lied im hoͤhern Ton entſtehn?</l><lb/> <l>Der die Natur ſo herrlich preiſte,</l><lb/> <l>Daß ſie itzt noch einmal ſo ſchoͤn?</l><lb/> <l>O nein! den kuͤnſtigen Geſchichten</l><lb/> <l>Muͤßt ihr, ihr Winde! ſelbſt berichten,</l><lb/> <l>Was fuͤr Begeiſtrung mich erregt;</l><lb/> <l>Auch euch ſey ſolches unentfallen,</l><lb/> <l>Jhr Buſchſirenen, Nachtigallen!</l><lb/> <l>Wenn euch ein friſcher Lenz bewegt.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">T 4</fw> <fw place="bottom" type="catch">Mein</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [295/0315]
Freuden- und Trauer-Oden.
Brockes.
1747.
Jhr Winde, ſtill! ſchweigt, Nachtigallen!
Natur und Himmel, hoͤrt mir zu!
Mein Saitenſpiel muß laut erſchallen,
Der Dichter habe vor euch Ruh;
Zwar ſing ich nicht den Gott der Goͤtter,
Mein Lied iſt nicht der Herr im Wetter,
Zu Helden hab ich nicht Beruf;
Das konnte Brockes nur erheben,
Das iſt der Mann, den ſing ich eben,
Der malet, wie der Hoͤchſte ſchuf.
Wie? ſoll dem ſo erhabnen Geiſte
Ein Lied im hoͤhern Ton entſtehn?
Der die Natur ſo herrlich preiſte,
Daß ſie itzt noch einmal ſo ſchoͤn?
O nein! den kuͤnſtigen Geſchichten
Muͤßt ihr, ihr Winde! ſelbſt berichten,
Was fuͤr Begeiſtrung mich erregt;
Auch euch ſey ſolches unentfallen,
Jhr Buſchſirenen, Nachtigallen!
Wenn euch ein friſcher Lenz bewegt.
Mein
T 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |