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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

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Viertes Buch.

Wohl! wisst! es ist nur euch verschlossen,
Erschreckt! denn dieses ist der Mann,
Der euch zur Finsterniß verstossen,
Und in Verzweiflung bringen kann.

Doch steht! bemerkt in heitern Zügen
Das unaussprechliche Vergnügen,
So nur ein gut Gewissen giebt,
Dem, der ein recht Gerichte liebt;
Gebietet allen Donnerwettern,
Seht, ob es ihn in Schrecken jagt,
Es mag ihn treffen und zerschmettern,
Er lacht, und stirbet unverzagt!
Komm, Bosheit! willst du auch mit Heeren
Dich wider diesen Fels empören?
Sprichst du mit kriegerischem Ton
Der stets gelassnen Tugend Hohn?
Gut, diese bleibt bey ihrer Sprache,
Sie ist sich nun und immer gleich,
Und ihr gilt die gerechte Sache
Mehr, als das beste Königreich.
Herbey, Bedrängte! fort, ihr Waisen!
Kommt, helfet uns den Vater preisen,
Der euch so viel und lange Jahr
Mit Retterarmen tröstlich war,
Die Augen, die für euch gefunkelt,
Die euch mitleidig angeblickt,
Sind nun auf einmahl ganz verdunkelt,
Ja gar auf immer zugedrückt.
Ach!

Viertes Buch.

Wohl! wiſſt! es iſt nur euch verſchloſſen,
Erſchreckt! denn dieſes iſt der Mann,
Der euch zur Finſterniß verſtoſſen,
Und in Verzweiflung bringen kann.

Doch ſteht! bemerkt in heitern Zuͤgen
Das unausſprechliche Vergnuͤgen,
So nur ein gut Gewiſſen giebt,
Dem, der ein recht Gerichte liebt;
Gebietet allen Donnerwettern,
Seht, ob es ihn in Schrecken jagt,
Es mag ihn treffen und zerſchmettern,
Er lacht, und ſtirbet unverzagt!
Komm, Bosheit! willſt du auch mit Heeren
Dich wider dieſen Fels empoͤren?
Sprichſt du mit kriegeriſchem Ton
Der ſtets gelaſſnen Tugend Hohn?
Gut, dieſe bleibt bey ihrer Sprache,
Sie iſt ſich nun und immer gleich,
Und ihr gilt die gerechte Sache
Mehr, als das beſte Koͤnigreich.
Herbey, Bedraͤngte! fort, ihr Waiſen!
Kommt, helfet uns den Vater preiſen,
Der euch ſo viel und lange Jahr
Mit Retterarmen troͤſtlich war,
Die Augen, die fuͤr euch gefunkelt,
Die euch mitleidig angeblickt,
Sind nun auf einmahl ganz verdunkelt,
Ja gar auf immer zugedruͤckt.
Ach!
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[288/0308] Viertes Buch. Wohl! wiſſt! es iſt nur euch verſchloſſen, Erſchreckt! denn dieſes iſt der Mann, Der euch zur Finſterniß verſtoſſen, Und in Verzweiflung bringen kann. Doch ſteht! bemerkt in heitern Zuͤgen Das unausſprechliche Vergnuͤgen, So nur ein gut Gewiſſen giebt, Dem, der ein recht Gerichte liebt; Gebietet allen Donnerwettern, Seht, ob es ihn in Schrecken jagt, Es mag ihn treffen und zerſchmettern, Er lacht, und ſtirbet unverzagt! Komm, Bosheit! willſt du auch mit Heeren Dich wider dieſen Fels empoͤren? Sprichſt du mit kriegeriſchem Ton Der ſtets gelaſſnen Tugend Hohn? Gut, dieſe bleibt bey ihrer Sprache, Sie iſt ſich nun und immer gleich, Und ihr gilt die gerechte Sache Mehr, als das beſte Koͤnigreich. Herbey, Bedraͤngte! fort, ihr Waiſen! Kommt, helfet uns den Vater preiſen, Der euch ſo viel und lange Jahr Mit Retterarmen troͤſtlich war, Die Augen, die fuͤr euch gefunkelt, Die euch mitleidig angeblickt, Sind nun auf einmahl ganz verdunkelt, Ja gar auf immer zugedruͤckt. Ach!

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Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/308>, abgerufen am 27.11.2024.