Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.
O! wenn ich einst bey diesem Grabe Aufs neu erregten Kummers voll Ein Todtenopfer bringen soll, Und wenn ich da geseufzet habe, So ruf ich: eine sanfte Ruh! Noch deinem Aschenhügel zu. Jndessen soll in Baum und Rinden Jn unsrer ganzen Nachbarschaft, Bey jährlich frischgestiegnen Saft, Man Christianens Nahmen finden, Damit auch dieser Theil der Welt Jhr Angedenken frisch erhält. Und endlich will ich jährlich singen, Dich, Sterbens-Tag! dich, fünfter May! Mit stets verdoppeltem Geschrey Soll Christianens Ruhm erklingen; Die Tugend bringt im höhern Chor Durch mich ein neues Lied hervor. Und wenn ich endlich singend bliebe, So sollte man mir sterbend sehn, Mit diesem Spruch die Stimme stehn; Gnug, Christiane war der Liebe, Und da der Moder sie verzehrt, Unsterblichkeit und Lieder werth! Auf
O! wenn ich einſt bey dieſem Grabe Aufs neu erregten Kummers voll Ein Todtenopfer bringen ſoll, Und wenn ich da geſeufzet habe, So ruf ich: eine ſanfte Ruh! Noch deinem Aſchenhuͤgel zu. Jndeſſen ſoll in Baum und Rinden Jn unſrer ganzen Nachbarſchaft, Bey jaͤhrlich friſchgeſtiegnen Saft, Man Chriſtianens Nahmen finden, Damit auch dieſer Theil der Welt Jhr Angedenken friſch erhaͤlt. Und endlich will ich jaͤhrlich ſingen, Dich, Sterbens-Tag! dich, fuͤnfter May! Mit ſtets verdoppeltem Geſchrey Soll Chriſtianens Ruhm erklingen; Die Tugend bringt im hoͤhern Chor Durch mich ein neues Lied hervor. Und wenn ich endlich ſingend bliebe, So ſollte man mir ſterbend ſehn, Mit dieſem Spruch die Stimme ſtehn; Gnug, Chriſtiane war der Liebe, Und da der Moder ſie verzehrt, Unſterblichkeit und Lieder werth! Auf
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="36"> <l> <pb facs="#f0300" n="280"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Viertes Buch.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Erneuert aber Gram und Leid,</l><lb/> <l>Erweckt erbaͤrmliche Geberde,</l><lb/> <l>Denn der geliebte Gegenſtand</l><lb/> <l>Jſt da in der Verweſung Hand.</l> </lg><lb/> <lg n="37"> <l>O! wenn ich einſt bey dieſem Grabe</l><lb/> <l>Aufs neu erregten Kummers voll</l><lb/> <l>Ein Todtenopfer bringen ſoll,</l><lb/> <l>Und wenn ich da geſeufzet habe,</l><lb/> <l>So ruf ich: eine ſanfte Ruh!</l><lb/> <l>Noch deinem Aſchenhuͤgel zu.</l> </lg><lb/> <lg n="38"> <l>Jndeſſen ſoll in Baum und Rinden</l><lb/> <l>Jn unſrer ganzen Nachbarſchaft,</l><lb/> <l>Bey jaͤhrlich friſchgeſtiegnen Saft,</l><lb/> <l>Man Chriſtianens Nahmen finden,</l><lb/> <l>Damit auch dieſer Theil der Welt</l><lb/> <l>Jhr Angedenken friſch erhaͤlt.</l> </lg><lb/> <lg n="39"> <l>Und endlich will ich jaͤhrlich ſingen,</l><lb/> <l>Dich, Sterbens-Tag! dich, fuͤnfter May!</l><lb/> <l>Mit ſtets verdoppeltem Geſchrey</l><lb/> <l>Soll Chriſtianens Ruhm erklingen;</l><lb/> <l>Die Tugend bringt im hoͤhern Chor</l><lb/> <l>Durch mich ein neues Lied hervor.</l> </lg><lb/> <lg n="40"> <l>Und wenn ich endlich ſingend bliebe,</l><lb/> <l>So ſollte man mir ſterbend ſehn,</l><lb/> <l>Mit dieſem Spruch die Stimme ſtehn;</l><lb/> <l>Gnug, Chriſtiane war der Liebe,</l><lb/> <l>Und da der Moder ſie verzehrt,</l><lb/> <l>Unſterblichkeit und Lieder werth!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Auf</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [280/0300]
Viertes Buch.
Erneuert aber Gram und Leid,
Erweckt erbaͤrmliche Geberde,
Denn der geliebte Gegenſtand
Jſt da in der Verweſung Hand.
O! wenn ich einſt bey dieſem Grabe
Aufs neu erregten Kummers voll
Ein Todtenopfer bringen ſoll,
Und wenn ich da geſeufzet habe,
So ruf ich: eine ſanfte Ruh!
Noch deinem Aſchenhuͤgel zu.
Jndeſſen ſoll in Baum und Rinden
Jn unſrer ganzen Nachbarſchaft,
Bey jaͤhrlich friſchgeſtiegnen Saft,
Man Chriſtianens Nahmen finden,
Damit auch dieſer Theil der Welt
Jhr Angedenken friſch erhaͤlt.
Und endlich will ich jaͤhrlich ſingen,
Dich, Sterbens-Tag! dich, fuͤnfter May!
Mit ſtets verdoppeltem Geſchrey
Soll Chriſtianens Ruhm erklingen;
Die Tugend bringt im hoͤhern Chor
Durch mich ein neues Lied hervor.
Und wenn ich endlich ſingend bliebe,
So ſollte man mir ſterbend ſehn,
Mit dieſem Spruch die Stimme ſtehn;
Gnug, Chriſtiane war der Liebe,
Und da der Moder ſie verzehrt,
Unſterblichkeit und Lieder werth!
Auf
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |