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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

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Viertes Buch.
Jhr Körper war so wohlgebauet,
Ja selbst der Reizung Augenmerk,
Daß dieses letzte Tagewerk
Die Liebe ganz entzückt geschauet,
Dabey die Meynung festgestellt:
Sie ist ein Engel auf der Welt.
Poeten! wollt ihr Daphnen schildern,
Und lässt ein Künstler von Athen
Einst wieder eine Venus sehn,
Euch fehlt noch was an euren Bildern,
Gnug, der Beweis wird mir nicht schwer,
Bey Christianen war noch mehr.
Es schien ihr holdes Angesichte,
Der Spiegel keuscher Sittsamkeit,
Mit frischen Rosen überstreut,
Bey angebrochnem Morgenlichte,
An untermischter Farben Schein
Dem heitern Himmel gleich zu seyn.
Der blauen Augen lichte Ballen
Vom Reiz im rechten Maaß gestellt,
War meiner Liebe beste Welt,
Mit Pracht erbauet von Crystallen,
Auf deren innersten Behalt
Jch oft verjüngt herum gewallt.
Der Mund, den Lieblichkeit besessen,
Das weiche Ufer von dem Meer,
An Küssen unerschöpft, nie leer,
War
Viertes Buch.
Jhr Koͤrper war ſo wohlgebauet,
Ja ſelbſt der Reizung Augenmerk,
Daß dieſes letzte Tagewerk
Die Liebe ganz entzuͤckt geſchauet,
Dabey die Meynung feſtgeſtellt:
Sie iſt ein Engel auf der Welt.
Poeten! wollt ihr Daphnen ſchildern,
Und laͤſſt ein Kuͤnſtler von Athen
Einſt wieder eine Venus ſehn,
Euch fehlt noch was an euren Bildern,
Gnug, der Beweis wird mir nicht ſchwer,
Bey Chriſtianen war noch mehr.
Es ſchien ihr holdes Angeſichte,
Der Spiegel keuſcher Sittſamkeit,
Mit friſchen Roſen uͤberſtreut,
Bey angebrochnem Morgenlichte,
An untermiſchter Farben Schein
Dem heitern Himmel gleich zu ſeyn.
Der blauen Augen lichte Ballen
Vom Reiz im rechten Maaß geſtellt,
War meiner Liebe beſte Welt,
Mit Pracht erbauet von Cryſtallen,
Auf deren innerſten Behalt
Jch oft verjuͤngt herum gewallt.
Der Mund, den Lieblichkeit beſeſſen,
Das weiche Ufer von dem Meer,
An Kuͤſſen unerſchoͤpft, nie leer,
War
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[274/0294] Viertes Buch. Jhr Koͤrper war ſo wohlgebauet, Ja ſelbſt der Reizung Augenmerk, Daß dieſes letzte Tagewerk Die Liebe ganz entzuͤckt geſchauet, Dabey die Meynung feſtgeſtellt: Sie iſt ein Engel auf der Welt. Poeten! wollt ihr Daphnen ſchildern, Und laͤſſt ein Kuͤnſtler von Athen Einſt wieder eine Venus ſehn, Euch fehlt noch was an euren Bildern, Gnug, der Beweis wird mir nicht ſchwer, Bey Chriſtianen war noch mehr. Es ſchien ihr holdes Angeſichte, Der Spiegel keuſcher Sittſamkeit, Mit friſchen Roſen uͤberſtreut, Bey angebrochnem Morgenlichte, An untermiſchter Farben Schein Dem heitern Himmel gleich zu ſeyn. Der blauen Augen lichte Ballen Vom Reiz im rechten Maaß geſtellt, War meiner Liebe beſte Welt, Mit Pracht erbauet von Cryſtallen, Auf deren innerſten Behalt Jch oft verjuͤngt herum gewallt. Der Mund, den Lieblichkeit beſeſſen, Das weiche Ufer von dem Meer, An Kuͤſſen unerſchoͤpft, nie leer, War

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Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/294>, abgerufen am 24.11.2024.