Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Viertes Buch. Drum bist du deiner Eltern Freude, Und aller andrer Herzenslust: Ja heute sind sich allebeyde Dieß Glücks noch eins so sehr bewußt; Sie kennen auch dein zärtlich Lieben, Sie wissen niemahls von Betrüben, Und daß auch Eltern zornig sind; O Beyde! wißt! in ihrer Jugend Vereinigt sich auch beyder Tugend, Drum habt ihr nur dieß eine Kind. Wer wird dahero nicht bewogen, Dich mit Vergnügen anzusehn? Auch Schäfer würden selbst betrogen, Sie blieben wohl mit Blumen stehn, Betrachteten sie dich von weiten; Die meyn ich aus den güldnen Zeiten, Wenn sie die Dichtkunst möglich macht, Verehrten dich mit Blumenkränzen, Mit einem Fest von neuen Tänzen, Als wie sie Floren zugedacht. Jch sollte dieses sehn und wissen, Was deinen Preis und Ruhm erhebt, Und nicht gerühret werden müssen? O nein! so wahr die Tugend lebt! Mein Herze sucht dich zu vergleichen, Jedoch sie hat kein einzig Zeichen Dir jemahls werth genug geacht, Die Tugend ist dir angebohren, Nun sagt mir; ob Eleonoren Bloß die nicht unvergleichlich macht? Ver-
Viertes Buch. Drum biſt du deiner Eltern Freude, Und aller andrer Herzensluſt: Ja heute ſind ſich allebeyde Dieß Gluͤcks noch eins ſo ſehr bewußt; Sie kennen auch dein zaͤrtlich Lieben, Sie wiſſen niemahls von Betruͤben, Und daß auch Eltern zornig ſind; O Beyde! wißt! in ihrer Jugend Vereinigt ſich auch beyder Tugend, Drum habt ihr nur dieß eine Kind. Wer wird dahero nicht bewogen, Dich mit Vergnuͤgen anzuſehn? Auch Schaͤfer wuͤrden ſelbſt betrogen, Sie blieben wohl mit Blumen ſtehn, Betrachteten ſie dich von weiten; Die meyn ich aus den guͤldnen Zeiten, Wenn ſie die Dichtkunſt moͤglich macht, Verehrten dich mit Blumenkraͤnzen, Mit einem Feſt von neuen Taͤnzen, Als wie ſie Floren zugedacht. Jch ſollte dieſes ſehn und wiſſen, Was deinen Preis und Ruhm erhebt, Und nicht geruͤhret werden muͤſſen? O nein! ſo wahr die Tugend lebt! Mein Herze ſucht dich zu vergleichen, Jedoch ſie hat kein einzig Zeichen Dir jemahls werth genug geacht, Die Tugend iſt dir angebohren, Nun ſagt mir; ob Eleonoren Bloß die nicht unvergleichlich macht? Ver-
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Viertes Buch.
Drum biſt du deiner Eltern Freude,
Und aller andrer Herzensluſt:
Ja heute ſind ſich allebeyde
Dieß Gluͤcks noch eins ſo ſehr bewußt;
Sie kennen auch dein zaͤrtlich Lieben,
Sie wiſſen niemahls von Betruͤben,
Und daß auch Eltern zornig ſind;
O Beyde! wißt! in ihrer Jugend
Vereinigt ſich auch beyder Tugend,
Drum habt ihr nur dieß eine Kind.
Wer wird dahero nicht bewogen,
Dich mit Vergnuͤgen anzuſehn?
Auch Schaͤfer wuͤrden ſelbſt betrogen,
Sie blieben wohl mit Blumen ſtehn,
Betrachteten ſie dich von weiten;
Die meyn ich aus den guͤldnen Zeiten,
Wenn ſie die Dichtkunſt moͤglich macht,
Verehrten dich mit Blumenkraͤnzen,
Mit einem Feſt von neuen Taͤnzen,
Als wie ſie Floren zugedacht.
Jch ſollte dieſes ſehn und wiſſen,
Was deinen Preis und Ruhm erhebt,
Und nicht geruͤhret werden muͤſſen?
O nein! ſo wahr die Tugend lebt!
Mein Herze ſucht dich zu vergleichen,
Jedoch ſie hat kein einzig Zeichen
Dir jemahls werth genug geacht,
Die Tugend iſt dir angebohren,
Nun ſagt mir; ob Eleonoren
Bloß die nicht unvergleichlich macht?
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