Und bey meinem Elemente Bin ich Sultan und Regente, Und gebiet in meinem Reich: Völker! Friede sey mit euch!
Meine Leidenschaften hören, Und begeben sich zur Ruh; Niemand will sich mehr empören, Sonst bestraft ich sie dazu: Haben meine Vorder-Alten Hier in Deutschland Rath gehalten, Bey gekochtem Gerstensaft, Giebt wohl dieser Weisen Kraft?
Wenn sie doch in langen Zechen Früh bey Thee, wie ich geschmaust! O! da hätte manch Verbrechen Hier mit Römern nicht gehaust; Ja die guten Biderleute Wären aus so manchem Streite Nicht mit Beulen heimgekehrt. Thee hat kein Gelag zerstört.
Bey den Büchern macht er weise, Schwelgerey wird durch ihn klug; Er verjüngt verliebte Greise, Und den Harpax nährt er gnug; Er stärkt mein zufrieden Herze, Daß ich mit der Muse scherze, Und läßt meinem Geiste frey, Mich zu fragen: wer ich sey?
Drücket
Moraliſche Oden.
Und bey meinem Elemente Bin ich Sultan und Regente, Und gebiet in meinem Reich: Voͤlker! Friede ſey mit euch!
Meine Leidenſchaften hoͤren, Und begeben ſich zur Ruh; Niemand will ſich mehr empoͤren, Sonſt beſtraft ich ſie dazu: Haben meine Vorder-Alten Hier in Deutſchland Rath gehalten, Bey gekochtem Gerſtenſaft, Giebt wohl dieſer Weiſen Kraft?
Wenn ſie doch in langen Zechen Fruͤh bey Thee, wie ich geſchmauſt! O! da haͤtte manch Verbrechen Hier mit Roͤmern nicht gehauſt; Ja die guten Biderleute Waͤren aus ſo manchem Streite Nicht mit Beulen heimgekehrt. Thee hat kein Gelag zerſtoͤrt.
Bey den Buͤchern macht er weiſe, Schwelgerey wird durch ihn klug; Er verjuͤngt verliebte Greiſe, Und den Harpax naͤhrt er gnug; Er ſtaͤrkt mein zufrieden Herze, Daß ich mit der Muſe ſcherze, Und laͤßt meinem Geiſte frey, Mich zu fragen: wer ich ſey?
Druͤcket
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Moraliſche Oden.
Und bey meinem Elemente
Bin ich Sultan und Regente,
Und gebiet in meinem Reich:
Voͤlker! Friede ſey mit euch!
Meine Leidenſchaften hoͤren,
Und begeben ſich zur Ruh;
Niemand will ſich mehr empoͤren,
Sonſt beſtraft ich ſie dazu:
Haben meine Vorder-Alten
Hier in Deutſchland Rath gehalten,
Bey gekochtem Gerſtenſaft,
Giebt wohl dieſer Weiſen Kraft?
Wenn ſie doch in langen Zechen
Fruͤh bey Thee, wie ich geſchmauſt!
O! da haͤtte manch Verbrechen
Hier mit Roͤmern nicht gehauſt;
Ja die guten Biderleute
Waͤren aus ſo manchem Streite
Nicht mit Beulen heimgekehrt.
Thee hat kein Gelag zerſtoͤrt.
Bey den Buͤchern macht er weiſe,
Schwelgerey wird durch ihn klug;
Er verjuͤngt verliebte Greiſe,
Und den Harpax naͤhrt er gnug;
Er ſtaͤrkt mein zufrieden Herze,
Daß ich mit der Muſe ſcherze,
Und laͤßt meinem Geiſte frey,
Mich zu fragen: wer ich ſey?
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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/239>, abgerufen am 16.02.2025.
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