Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.
Der Ackersmann läßt seine Hütte leer, Worinnen er bisher dem Feuerherde nahe, Sich fast mit Widerwillen sahe, Und bessert schon sein halbverrost Gewehr, Damit, den Frühling zu vergnügen, Die Aecker wieder umzupflügen. Der Schäfer winkt der blonden Schäferin, Die Heerden treiben sie nach abgelegnen Auen, Da ohngehindert sich zu schauen, Die Liebe führt sie beyderseits dahin, Als Hüter ihrer keuschen Jugend Begleitet sie ein Heer der Tugend. Und wie? was reizt denn wiederum bey mir Der holden Poesie fast abgelebte Triebe? Bist du es etwa selbst, o Liebe! Kommt überall das junge Jahr mit dir? Und da ich Helden will besingen, Hör ich die Leyer zärtlich klingen? Ach Kind! o Freundin! weckt mich deine Hand? Ruft mich dein milder Ernst aus einem langen Schlafe Verdient mein Herze deine Strafe? Worinnen du dein Feuer angebrannt? Und muß mich Chloens Reiz entzücken, Die Spröde kehrt mir ja den Rücken! Ach!
Der Ackersmann laͤßt ſeine Huͤtte leer, Worinnen er bisher dem Feuerherde nahe, Sich faſt mit Widerwillen ſahe, Und beſſert ſchon ſein halbverroſt Gewehr, Damit, den Fruͤhling zu vergnuͤgen, Die Aecker wieder umzupfluͤgen. Der Schaͤfer winkt der blonden Schaͤferin, Die Heerden treiben ſie nach abgelegnen Auen, Da ohngehindert ſich zu ſchauen, Die Liebe fuͤhrt ſie beyderſeits dahin, Als Huͤter ihrer keuſchen Jugend Begleitet ſie ein Heer der Tugend. Und wie? was reizt denn wiederum bey mir Der holden Poeſie faſt abgelebte Triebe? Biſt du es etwa ſelbſt, o Liebe! Kommt uͤberall das junge Jahr mit dir? Und da ich Helden will beſingen, Hoͤr ich die Leyer zaͤrtlich klingen? Ach Kind! o Freundin! weckt mich deine Hand? Ruft mich dein milder Ernſt aus einem langen Schlafe Verdient mein Herze deine Strafe? Worinnen du dein Feuer angebrannt? Und muß mich Chloens Reiz entzuͤcken, Die Sproͤde kehrt mir ja den Ruͤcken! Ach!
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Moraliſche Oden.
Und hat nicht mehr die vollen Krippen lieb,
Mit einer ſehnſuchtsvollen Freude
Sieht es ſich um nach neuer Weyde.
Der Ackersmann laͤßt ſeine Huͤtte leer,
Worinnen er bisher dem Feuerherde nahe,
Sich faſt mit Widerwillen ſahe,
Und beſſert ſchon ſein halbverroſt Gewehr,
Damit, den Fruͤhling zu vergnuͤgen,
Die Aecker wieder umzupfluͤgen.
Der Schaͤfer winkt der blonden Schaͤferin,
Die Heerden treiben ſie nach abgelegnen Auen,
Da ohngehindert ſich zu ſchauen,
Die Liebe fuͤhrt ſie beyderſeits dahin,
Als Huͤter ihrer keuſchen Jugend
Begleitet ſie ein Heer der Tugend.
Und wie? was reizt denn wiederum bey mir
Der holden Poeſie faſt abgelebte Triebe?
Biſt du es etwa ſelbſt, o Liebe!
Kommt uͤberall das junge Jahr mit dir?
Und da ich Helden will beſingen,
Hoͤr ich die Leyer zaͤrtlich klingen?
Ach Kind! o Freundin! weckt mich deine Hand?
Ruft mich dein milder Ernſt aus einem langen Schlafe
Verdient mein Herze deine Strafe?
Worinnen du dein Feuer angebrannt?
Und muß mich Chloens Reiz entzuͤcken,
Die Sproͤde kehrt mir ja den Ruͤcken!
Ach!
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