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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

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Moralische Oden.

Wie? was? ihr weltberufne Richter
Der besten Welt der Kocherey,
Zeugt durch verzogene Gesichter,
Wie schlecht ich von Geschmacke sey?

Gut! seht denn zu, wenns euch beliebet,
Jhr seyd vielleicht von gestern satt,
Seht, was man hier dem Hunger giebet,
Wie wenig er vonnöthen hat;
Wie kurz der Weg, ihn zu vergnügen,
Er braucht kein Vorbereitungs-Jahr,
Kein Schiff, das eine See durchstiegen,
Nicht was Numidien gebahr.
Ein lustig aufgeräumt Gemüthe
Hat meine Kost recht wohl gewürzt;
Mein Gast Horaz ist von der Güte,
Und hat mir oft die Zeit verkürzt;
Er, der mit seinem Hausgesinde
Bey Speck und Bohnen seinen Schmaus
Mir wiederholt, den ich verbinde,
Was zu erzehlen von der Maus *
Wie wird mir da! von Neidern ferne
Legt sich die Freyheit doppelt für;
Mir gönn ich alles herzlich gerne,
Jch spreche: wohl bekomm es mir!
Und
* Siehe im 2ten Buch die 6te Satyre.
N 5

Moraliſche Oden.

Wie? was? ihr weltberufne Richter
Der beſten Welt der Kocherey,
Zeugt durch verzogene Geſichter,
Wie ſchlecht ich von Geſchmacke ſey?

Gut! ſeht denn zu, wenns euch beliebet,
Jhr ſeyd vielleicht von geſtern ſatt,
Seht, was man hier dem Hunger giebet,
Wie wenig er vonnoͤthen hat;
Wie kurz der Weg, ihn zu vergnuͤgen,
Er braucht kein Vorbereitungs-Jahr,
Kein Schiff, das eine See durchſtiegen,
Nicht was Numidien gebahr.
Ein luſtig aufgeraͤumt Gemuͤthe
Hat meine Koſt recht wohl gewuͤrzt;
Mein Gaſt Horaz iſt von der Guͤte,
Und hat mir oft die Zeit verkuͤrzt;
Er, der mit ſeinem Hausgeſinde
Bey Speck und Bohnen ſeinen Schmaus
Mir wiederholt, den ich verbinde,
Was zu erzehlen von der Maus *
Wie wird mir da! von Neidern ferne
Legt ſich die Freyheit doppelt fuͤr;
Mir goͤnn ich alles herzlich gerne,
Jch ſpreche: wohl bekomm es mir!
Und
* Siehe im 2ten Buch die 6te Satyre.
N 5
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[201/0221] Moraliſche Oden. Wie? was? ihr weltberufne Richter Der beſten Welt der Kocherey, Zeugt durch verzogene Geſichter, Wie ſchlecht ich von Geſchmacke ſey? Gut! ſeht denn zu, wenns euch beliebet, Jhr ſeyd vielleicht von geſtern ſatt, Seht, was man hier dem Hunger giebet, Wie wenig er vonnoͤthen hat; Wie kurz der Weg, ihn zu vergnuͤgen, Er braucht kein Vorbereitungs-Jahr, Kein Schiff, das eine See durchſtiegen, Nicht was Numidien gebahr. Ein luſtig aufgeraͤumt Gemuͤthe Hat meine Koſt recht wohl gewuͤrzt; Mein Gaſt Horaz iſt von der Guͤte, Und hat mir oft die Zeit verkuͤrzt; Er, der mit ſeinem Hausgeſinde Bey Speck und Bohnen ſeinen Schmaus Mir wiederholt, den ich verbinde, Was zu erzehlen von der Maus * Wie wird mir da! von Neidern ferne Legt ſich die Freyheit doppelt fuͤr; Mir goͤnn ich alles herzlich gerne, Jch ſpreche: wohl bekomm es mir! Und * Siehe im 2ten Buch die 6te Satyre. N 5

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Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/221>, abgerufen am 24.11.2024.