Wie vorhero Legionen Leidenschaften zu entthronen, Eh die Tugend man erficht; Was wagt man um solche nicht?
O! da gehn wir immer weiter! Vorwärts, in die Zukunft, weit, Ey wie weit! da sehn wir heiter Hoffnung von Unsterblichkeit; Wenn nach hunderttausend Jahren Wir gedenken, daß wir waren, Daß es denn erst immerhin Mit uns heissen wird: Jch bin!
Wünschen wir einander Glücke, Auf ein frölich Wiedersehn, Ach! da denken wir zurücke, Wie es um uns möchte stehn! Freud und Elend sind zwey Arten, Die unendlich auf uns warten, Und ihr Werth bleibt einerley, Wie entfernt es immer sey.
Doch was ferne? die Secunden Nähern ihre Gegenwart, Wie sobald sind die verschwunden? Wir erschrecken! das ist hart! Und durchlaufen unsre Thaten, Jeder kann es leicht errathen, Was den andern niederschlägt, Wenn er es bey sich erwegt.
Doch
Drittes Buch.
Wie vorhero Legionen Leidenſchaften zu entthronen, Eh die Tugend man erficht; Was wagt man um ſolche nicht?
O! da gehn wir immer weiter! Vorwaͤrts, in die Zukunft, weit, Ey wie weit! da ſehn wir heiter Hoffnung von Unſterblichkeit; Wenn nach hunderttauſend Jahren Wir gedenken, daß wir waren, Daß es denn erſt immerhin Mit uns heiſſen wird: Jch bin!
Wuͤnſchen wir einander Gluͤcke, Auf ein froͤlich Wiederſehn, Ach! da denken wir zuruͤcke, Wie es um uns moͤchte ſtehn! Freud und Elend ſind zwey Arten, Die unendlich auf uns warten, Und ihr Werth bleibt einerley, Wie entfernt es immer ſey.
Doch was ferne? die Secunden Naͤhern ihre Gegenwart, Wie ſobald ſind die verſchwunden? Wir erſchrecken! das iſt hart! Und durchlaufen unſre Thaten, Jeder kann es leicht errathen, Was den andern niederſchlaͤgt, Wenn er es bey ſich erwegt.
Doch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="21"><l><pbfacs="#f0188"n="168"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Drittes Buch.</hi></fw></l><lb/><l>Wie vorhero Legionen</l><lb/><l>Leidenſchaften zu entthronen,</l><lb/><l>Eh die Tugend man erficht;</l><lb/><l>Was wagt man um ſolche nicht?</l></lg><lb/><lgn="22"><l>O! da gehn wir immer weiter!</l><lb/><l>Vorwaͤrts, in die Zukunft, weit,</l><lb/><l>Ey wie weit! da ſehn wir heiter</l><lb/><l>Hoffnung von Unſterblichkeit;</l><lb/><l>Wenn nach hunderttauſend Jahren</l><lb/><l>Wir gedenken, daß wir waren,</l><lb/><l>Daß es denn erſt immerhin</l><lb/><l>Mit uns heiſſen wird: Jch bin!</l></lg><lb/><lgn="23"><l>Wuͤnſchen wir einander Gluͤcke,</l><lb/><l>Auf ein froͤlich Wiederſehn,</l><lb/><l>Ach! da denken wir zuruͤcke,</l><lb/><l>Wie es um uns moͤchte ſtehn!</l><lb/><l>Freud und Elend ſind zwey Arten,</l><lb/><l>Die unendlich auf uns warten,</l><lb/><l>Und ihr Werth bleibt einerley,</l><lb/><l>Wie entfernt es immer ſey.</l></lg><lb/><lgn="24"><l>Doch was ferne? die Secunden</l><lb/><l>Naͤhern ihre Gegenwart,</l><lb/><l>Wie ſobald ſind die verſchwunden?</l><lb/><l>Wir erſchrecken! das iſt hart!</l><lb/><l>Und durchlaufen unſre Thaten,</l><lb/><l>Jeder kann es leicht errathen,</l><lb/><l>Was den andern niederſchlaͤgt,</l><lb/><l>Wenn er es bey ſich erwegt.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Doch</fw><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[168/0188]
Drittes Buch.
Wie vorhero Legionen
Leidenſchaften zu entthronen,
Eh die Tugend man erficht;
Was wagt man um ſolche nicht?
O! da gehn wir immer weiter!
Vorwaͤrts, in die Zukunft, weit,
Ey wie weit! da ſehn wir heiter
Hoffnung von Unſterblichkeit;
Wenn nach hunderttauſend Jahren
Wir gedenken, daß wir waren,
Daß es denn erſt immerhin
Mit uns heiſſen wird: Jch bin!
Wuͤnſchen wir einander Gluͤcke,
Auf ein froͤlich Wiederſehn,
Ach! da denken wir zuruͤcke,
Wie es um uns moͤchte ſtehn!
Freud und Elend ſind zwey Arten,
Die unendlich auf uns warten,
Und ihr Werth bleibt einerley,
Wie entfernt es immer ſey.
Doch was ferne? die Secunden
Naͤhern ihre Gegenwart,
Wie ſobald ſind die verſchwunden?
Wir erſchrecken! das iſt hart!
Und durchlaufen unſre Thaten,
Jeder kann es leicht errathen,
Was den andern niederſchlaͤgt,
Wenn er es bey ſich erwegt.
Doch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/188>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.