Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Moralische Oden. Unter eintrachtsvollen Ranken, Die der Lenz beblättern läßt, Feyren ruhige Gedanken Hier ein Lauberhütten-Fest; Führten die verstrichnen Tage Mich durch Wüsten mancher Plage Jn den Kreuzgang einer Welt; O! nun ist er durchgestiegen, Canaan! dich seh ich liegen! Land, das mir so wohlgefällt! Wohlbewahrt vor bangem Schrecken, Jn dem Schoos der Sicherheit, Seh ich in durchbrochnen Hecken Ein Revier der Lustbarkeit, Wo die Nymphen an der Leine Jhrer Göttin Silberscheine Manchen Tanz, manch Lied gebracht; Wo verliebter Sehnsucht Klagen, Durch viel ungestümes Fragen Echo endlich stumm gemacht. Grüngewölbte lange Strassen, Die kein Blick kann übergehn, Scheinen mir noch sehn zu lassen Jene Gänge von Athen, Und die Schulen weiser Griechen, Kaum bin ich hier durchgestrichen, So empfind ich neue Kraft. Diese Oerter, hier im Stillen, Oeffnen, vor Verstand und Willen, Eine neue Wissenschaft. Denn K 2
Moraliſche Oden. Unter eintrachtsvollen Ranken, Die der Lenz beblaͤttern laͤßt, Feyren ruhige Gedanken Hier ein Lauberhuͤtten-Feſt; Fuͤhrten die verſtrichnen Tage Mich durch Wuͤſten mancher Plage Jn den Kreuzgang einer Welt; O! nun iſt er durchgeſtiegen, Canaan! dich ſeh ich liegen! Land, das mir ſo wohlgefaͤllt! Wohlbewahrt vor bangem Schrecken, Jn dem Schoos der Sicherheit, Seh ich in durchbrochnen Hecken Ein Revier der Luſtbarkeit, Wo die Nymphen an der Leine Jhrer Goͤttin Silberſcheine Manchen Tanz, manch Lied gebracht; Wo verliebter Sehnſucht Klagen, Durch viel ungeſtuͤmes Fragen Echo endlich ſtumm gemacht. Gruͤngewoͤlbte lange Straſſen, Die kein Blick kann uͤbergehn, Scheinen mir noch ſehn zu laſſen Jene Gaͤnge von Athen, Und die Schulen weiſer Griechen, Kaum bin ich hier durchgeſtrichen, So empfind ich neue Kraft. Dieſe Oerter, hier im Stillen, Oeffnen, vor Verſtand und Willen, Eine neue Wiſſenſchaft. Denn K 2
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Moraliſche Oden.
Unter eintrachtsvollen Ranken,
Die der Lenz beblaͤttern laͤßt,
Feyren ruhige Gedanken
Hier ein Lauberhuͤtten-Feſt;
Fuͤhrten die verſtrichnen Tage
Mich durch Wuͤſten mancher Plage
Jn den Kreuzgang einer Welt;
O! nun iſt er durchgeſtiegen,
Canaan! dich ſeh ich liegen!
Land, das mir ſo wohlgefaͤllt!
Wohlbewahrt vor bangem Schrecken,
Jn dem Schoos der Sicherheit,
Seh ich in durchbrochnen Hecken
Ein Revier der Luſtbarkeit,
Wo die Nymphen an der Leine
Jhrer Goͤttin Silberſcheine
Manchen Tanz, manch Lied gebracht;
Wo verliebter Sehnſucht Klagen,
Durch viel ungeſtuͤmes Fragen
Echo endlich ſtumm gemacht.
Gruͤngewoͤlbte lange Straſſen,
Die kein Blick kann uͤbergehn,
Scheinen mir noch ſehn zu laſſen
Jene Gaͤnge von Athen,
Und die Schulen weiſer Griechen,
Kaum bin ich hier durchgeſtrichen,
So empfind ich neue Kraft.
Dieſe Oerter, hier im Stillen,
Oeffnen, vor Verſtand und Willen,
Eine neue Wiſſenſchaft.
Denn
K 2
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