Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Geistliche Oden. Abend-Andacht. 1746.Die Sonne neiget sich in Westen, Und geht den Gegenfüssern auf, Jch armer Mensch! ich weiß am besten Um meinen ganzen Lebenslauf! Ach! mein Gewissen tröstet nicht! HERR! geh nicht mit mir ins Gericht! Wie wohl ich dieses Tages Stunden Zu meiner Wohlfahrt angewandt, Bis sich die Dämmrung eingefunden, Jst GOtt und mir allein bekannt; Bin ich von Schuld und Sünden rein? Das Fleisch spricht ja! der Geist sagt: nein! Jch hatte früh, bey dem Erwachen, Und als es wiederum getagt, Den Himmel mir zum Freund zu machen, Ein neues Leben zugesagt, Von alten Sünden abzustehn, Hielt ich es aber auch? wie schön! Es J 2
Geiſtliche Oden. Abend-Andacht. 1746.Die Sonne neiget ſich in Weſten, Und geht den Gegenfuͤſſern auf, Jch armer Menſch! ich weiß am beſten Um meinen ganzen Lebenslauf! Ach! mein Gewiſſen troͤſtet nicht! HERR! geh nicht mit mir ins Gericht! Wie wohl ich dieſes Tages Stunden Zu meiner Wohlfahrt angewandt, Bis ſich die Daͤmmrung eingefunden, Jſt GOtt und mir allein bekannt; Bin ich von Schuld und Suͤnden rein? Das Fleiſch ſpricht ja! der Geiſt ſagt: nein! Jch hatte fruͤh, bey dem Erwachen, Und als es wiederum getagt, Den Himmel mir zum Freund zu machen, Ein neues Leben zugeſagt, Von alten Suͤnden abzuſtehn, Hielt ich es aber auch? wie ſchoͤn! Es J 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0151" n="131"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Geiſtliche Oden.</hi> </fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Abend-Andacht.</hi> </head><lb/> <dateline> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">1746.</hi> </hi> </dateline><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Sonne neiget ſich in Weſten,</l><lb/> <l>Und geht den Gegenfuͤſſern auf,</l><lb/> <l>Jch armer Menſch! ich weiß am beſten</l><lb/> <l>Um meinen ganzen Lebenslauf!</l><lb/> <l>Ach! mein Gewiſſen troͤſtet nicht!</l><lb/> <l>HERR! geh nicht mit mir ins Gericht!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wie wohl ich dieſes Tages Stunden</l><lb/> <l>Zu meiner Wohlfahrt angewandt,</l><lb/> <l>Bis ſich die Daͤmmrung eingefunden,</l><lb/> <l>Jſt GOtt und mir allein bekannt;</l><lb/> <l>Bin ich von Schuld und Suͤnden rein?</l><lb/> <l>Das Fleiſch ſpricht ja! der Geiſt ſagt: nein!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Jch hatte fruͤh, bey dem Erwachen,</l><lb/> <l>Und als es wiederum getagt,</l><lb/> <l>Den Himmel mir zum Freund zu machen,</l><lb/> <l>Ein neues Leben zugeſagt,</l><lb/> <l>Von alten Suͤnden abzuſtehn,</l><lb/> <l>Hielt ich es aber auch? wie ſchoͤn!</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">J 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [131/0151]
Geiſtliche Oden.
Abend-Andacht.
1746.
Die Sonne neiget ſich in Weſten,
Und geht den Gegenfuͤſſern auf,
Jch armer Menſch! ich weiß am beſten
Um meinen ganzen Lebenslauf!
Ach! mein Gewiſſen troͤſtet nicht!
HERR! geh nicht mit mir ins Gericht!
Wie wohl ich dieſes Tages Stunden
Zu meiner Wohlfahrt angewandt,
Bis ſich die Daͤmmrung eingefunden,
Jſt GOtt und mir allein bekannt;
Bin ich von Schuld und Suͤnden rein?
Das Fleiſch ſpricht ja! der Geiſt ſagt: nein!
Jch hatte fruͤh, bey dem Erwachen,
Und als es wiederum getagt,
Den Himmel mir zum Freund zu machen,
Ein neues Leben zugeſagt,
Von alten Suͤnden abzuſtehn,
Hielt ich es aber auch? wie ſchoͤn!
Es
J 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |