HERR! dein alles sehend Auge Forscht mein Jnneres genau, Was es etwa vor Dir tauge, Nichts entrinnet seiner Schau. Deinem allerhöchsten Wesen Bin ich, schlechter Gegenstand, Den Du aus dem Nichts erlesen, Seit ich ward, genau bekannt.
Wie mein Wunderbau der Glieder Sich in Angeln schmeidig dreht, Setzet sich mein Körper nieder, Oder wenn er sich erhöht, Seine Fugen und Gelenke, Meine Thaten sind Dir nah, Was ich erst noch künftig denke, Steht schon jetzo vor Dir da.
Wenn ich mich ermüdet dehne, Auf dem Lager ausgestreckt, Und nach sanfter Ruhe sehne, Oder, daß ich aufgeweckt, Meinen Ort zu ändern pflege, Da bin ich von Dir umstrahlt, Alle meine Schritt und Wege Stehn Dir deutlich vorgemalt.
Rollet
Zweytes Buch.
Der 139 Pſalm.
HERR! dein alles ſehend Auge Forſcht mein Jnneres genau, Was es etwa vor Dir tauge, Nichts entrinnet ſeiner Schau. Deinem allerhoͤchſten Weſen Bin ich, ſchlechter Gegenſtand, Den Du aus dem Nichts erleſen, Seit ich ward, genau bekannt.
Wie mein Wunderbau der Glieder Sich in Angeln ſchmeidig dreht, Setzet ſich mein Koͤrper nieder, Oder wenn er ſich erhoͤht, Seine Fugen und Gelenke, Meine Thaten ſind Dir nah, Was ich erſt noch kuͤnftig denke, Steht ſchon jetzo vor Dir da.
Wenn ich mich ermuͤdet dehne, Auf dem Lager ausgeſtreckt, Und nach ſanfter Ruhe ſehne, Oder, daß ich aufgeweckt, Meinen Ort zu aͤndern pflege, Da bin ich von Dir umſtrahlt, Alle meine Schritt und Wege Stehn Dir deutlich vorgemalt.
Rollet
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Zweytes Buch.
Der 139 Pſalm.
HERR! dein alles ſehend Auge
Forſcht mein Jnneres genau,
Was es etwa vor Dir tauge,
Nichts entrinnet ſeiner Schau.
Deinem allerhoͤchſten Weſen
Bin ich, ſchlechter Gegenſtand,
Den Du aus dem Nichts erleſen,
Seit ich ward, genau bekannt.
Wie mein Wunderbau der Glieder
Sich in Angeln ſchmeidig dreht,
Setzet ſich mein Koͤrper nieder,
Oder wenn er ſich erhoͤht,
Seine Fugen und Gelenke,
Meine Thaten ſind Dir nah,
Was ich erſt noch kuͤnftig denke,
Steht ſchon jetzo vor Dir da.
Wenn ich mich ermuͤdet dehne,
Auf dem Lager ausgeſtreckt,
Und nach ſanfter Ruhe ſehne,
Oder, daß ich aufgeweckt,
Meinen Ort zu aͤndern pflege,
Da bin ich von Dir umſtrahlt,
Alle meine Schritt und Wege
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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/142>, abgerufen am 03.03.2025.
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