hören hieher phantastische Geschöpfe, o- der solche, die der Einbildungskraft ihr Darseyn zu verdanken haben. Jahres- zeiten, Leidenschaften und andere natür- liche Begebenheiten kann solchergestalt die Poesie leibig machen, und sie nach ihren Absichten reden und handeln lassen.
Endlich ist noch die ganze Geister- welt übrig, die einem Dichter offen ste- het, um daraus Personen zu holen, die er auf einen Schauplatz stellen will.
Jst aber nun billig dessen vornehm- ster Endzweck die liebenswürdige Men- schenfreundin, die schöne, die göttliche Tugend in ihren erhabenen Kennern und Beschützern zu verehren, sie, die fast in eine mögliche Welt verwiesen zu werden scheinet, nachdem sie in der wirklichen weniger geachtet ist, als die Yahoos in dem Lande der Houyhnhnms, so muß er freilich in der Wahl seiner Personen sehr behutsam seyn, und sich solche aus-
suchen,
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Vorrede.
hoͤren hieher phantaſtiſche Geſchoͤpfe, o- der ſolche, die der Einbildungskraft ihr Darſeyn zu verdanken haben. Jahres- zeiten, Leidenſchaften und andere natuͤr- liche Begebenheiten kann ſolchergeſtalt die Poeſie leibig machen, und ſie nach ihren Abſichten reden und handeln laſſen.
Endlich iſt noch die ganze Geiſter- welt uͤbrig, die einem Dichter offen ſte- het, um daraus Perſonen zu holen, die er auf einen Schauplatz ſtellen will.
Jſt aber nun billig deſſen vornehm- ſter Endzweck die liebenswuͤrdige Men- ſchenfreundin, die ſchoͤne, die goͤttliche Tugend in ihren erhabenen Kennern und Beſchuͤtzern zu verehren, ſie, die faſt in eine moͤgliche Welt verwieſen zu werden ſcheinet, nachdem ſie in der wirklichen weniger geachtet iſt, als die Yahoos in dem Lande der Houyhnhnms, ſo muß er freilich in der Wahl ſeiner Perſonen ſehr behutſam ſeyn, und ſich ſolche aus-
ſuchen,
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[0013]
Vorrede.
hoͤren hieher phantaſtiſche Geſchoͤpfe, o-
der ſolche, die der Einbildungskraft ihr
Darſeyn zu verdanken haben. Jahres-
zeiten, Leidenſchaften und andere natuͤr-
liche Begebenheiten kann ſolchergeſtalt
die Poeſie leibig machen, und ſie nach
ihren Abſichten reden und handeln laſſen.
Endlich iſt noch die ganze Geiſter-
welt uͤbrig, die einem Dichter offen ſte-
het, um daraus Perſonen zu holen, die
er auf einen Schauplatz ſtellen will.
Jſt aber nun billig deſſen vornehm-
ſter Endzweck die liebenswuͤrdige Men-
ſchenfreundin, die ſchoͤne, die goͤttliche
Tugend in ihren erhabenen Kennern und
Beſchuͤtzern zu verehren, ſie, die faſt in
eine moͤgliche Welt verwieſen zu werden
ſcheinet, nachdem ſie in der wirklichen
weniger geachtet iſt, als die Yahoos in
dem Lande der Houyhnhnms, ſo muß
er freilich in der Wahl ſeiner Perſonen
ſehr behutſam ſeyn, und ſich ſolche aus-
ſuchen,
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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/13>, abgerufen am 02.03.2025.
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