Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Zweytes Buch. Ja! hört! Er ruft: Es ist vollbracht! Er hat die Seele GOtt befohlen, Ein Geister-Heer ist schon bedacht, Dieselbe bald hinweg zu holen, Er neigt sein Haupt! er stirbt! gebt acht! Die Erde bebt! der Himmel kracht! Es bersten Berge, Felsen splittern! Jhr Kreuzes-Feinde, lacht ihr nun? Wollt ihr erst jetzo ängstlich thun, Und über eure Sünden zittern? Kehrt um! geht! schlagt an eure Brust! Jch will den GOtt des Himmels preisen, Hier seh, hier find ich meine Lust, Drum will ich mich betrübt erweisen, Mein Freund ist todt! mein Herr ist hin! Woran ich auch mit Ursach bin, Seht, wie die welken Glieder hängen! Weint, Sünder! laßt die Thränen-Fluth Sich mit dem abgeflossnen Blut, Als einem heilgen Oel vermengen. Jhr Freunde klagt! weint bitterlich! Jhr Anverwandte, ringt die Hände! Der Meister starb! das Haupt verblich, Der HErr nahm ein erbärmlich Ende! So was beweinet ihr nicht mehr! Sind alle Thränen-Qvellen leer, So muß der Seufzer Menge sagen; Ach! der Prophet, von dem wir oft Das Heyl in Jsrael gehofft, Der, der wird in das Grab getragen. Allein
Zweytes Buch. Ja! hoͤrt! Er ruft: Es iſt vollbracht! Er hat die Seele GOtt befohlen, Ein Geiſter-Heer iſt ſchon bedacht, Dieſelbe bald hinweg zu holen, Er neigt ſein Haupt! er ſtirbt! gebt acht! Die Erde bebt! der Himmel kracht! Es berſten Berge, Felſen ſplittern! Jhr Kreuzes-Feinde, lacht ihr nun? Wollt ihr erſt jetzo aͤngſtlich thun, Und uͤber eure Suͤnden zittern? Kehrt um! geht! ſchlagt an eure Bruſt! Jch will den GOtt des Himmels preiſen, Hier ſeh, hier find ich meine Luſt, Drum will ich mich betruͤbt erweiſen, Mein Freund iſt todt! mein Herr iſt hin! Woran ich auch mit Urſach bin, Seht, wie die welken Glieder haͤngen! Weint, Suͤnder! laßt die Thraͤnen-Fluth Sich mit dem abgefloſſnen Blut, Als einem heilgen Oel vermengen. Jhr Freunde klagt! weint bitterlich! Jhr Anverwandte, ringt die Haͤnde! Der Meiſter ſtarb! das Haupt verblich, Der HErr nahm ein erbaͤrmlich Ende! So was beweinet ihr nicht mehr! Sind alle Thraͤnen-Qvellen leer, So muß der Seufzer Menge ſagen; Ach! der Prophet, von dem wir oft Das Heyl in Jſrael gehofft, Der, der wird in das Grab getragen. Allein
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Zweytes Buch.
Ja! hoͤrt! Er ruft: Es iſt vollbracht!
Er hat die Seele GOtt befohlen,
Ein Geiſter-Heer iſt ſchon bedacht,
Dieſelbe bald hinweg zu holen,
Er neigt ſein Haupt! er ſtirbt! gebt acht!
Die Erde bebt! der Himmel kracht!
Es berſten Berge, Felſen ſplittern!
Jhr Kreuzes-Feinde, lacht ihr nun?
Wollt ihr erſt jetzo aͤngſtlich thun,
Und uͤber eure Suͤnden zittern?
Kehrt um! geht! ſchlagt an eure Bruſt!
Jch will den GOtt des Himmels preiſen,
Hier ſeh, hier find ich meine Luſt,
Drum will ich mich betruͤbt erweiſen,
Mein Freund iſt todt! mein Herr iſt hin!
Woran ich auch mit Urſach bin,
Seht, wie die welken Glieder haͤngen!
Weint, Suͤnder! laßt die Thraͤnen-Fluth
Sich mit dem abgefloſſnen Blut,
Als einem heilgen Oel vermengen.
Jhr Freunde klagt! weint bitterlich!
Jhr Anverwandte, ringt die Haͤnde!
Der Meiſter ſtarb! das Haupt verblich,
Der HErr nahm ein erbaͤrmlich Ende!
So was beweinet ihr nicht mehr!
Sind alle Thraͤnen-Qvellen leer,
So muß der Seufzer Menge ſagen;
Ach! der Prophet, von dem wir oft
Das Heyl in Jſrael gehofft,
Der, der wird in das Grab getragen.
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Zitationshilfe: | Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/114>, abgerufen am 16.07.2024. |