Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.
Jetzt streckt der Heyland auf den Pfal Die wundgeschlagnen schwachen Glieder, Er legt sich zu der letzten Qval, Wie Jsaac, zur Opfrung nieder; Die Nägel heften Hand und Fuß Ans Holz, ach! wie das schmerzen muß! So viele Glieder, so viel Leiden, Nur allgemach erregt; noch mehr, Der Schmerz fällt gar der Seele schwer, Denn Er soll unter Mördern scheiden. Allein die Liebe triumphirt, Hier ist die Hoheit zu erkennen, Dieweil sie noch Erbarmen spührt, Bevor sich Leib und Seele trennen, Der Menschenfreund vergilt den Spott, Eh Er erblaßt, indem Er GOtt Für sie noch um Vergebung bittet, Sein Abba, sein gebrochen Ach! Sucht Gnade für das Ungemach, Womit Jhn Wuth und Zorn beschüttet. Und das bewegt des Schächers Herz, Sich zu dem Fels des Heyls zu lenken, Er
Jetzt ſtreckt der Heyland auf den Pfal Die wundgeſchlagnen ſchwachen Glieder, Er legt ſich zu der letzten Qval, Wie Jſaac, zur Opfrung nieder; Die Naͤgel heften Hand und Fuß Ans Holz, ach! wie das ſchmerzen muß! So viele Glieder, ſo viel Leiden, Nur allgemach erregt; noch mehr, Der Schmerz faͤllt gar der Seele ſchwer, Denn Er ſoll unter Moͤrdern ſcheiden. Allein die Liebe triumphirt, Hier iſt die Hoheit zu erkennen, Dieweil ſie noch Erbarmen ſpuͤhrt, Bevor ſich Leib und Seele trennen, Der Menſchenfreund vergilt den Spott, Eh Er erblaßt, indem Er GOtt Fuͤr ſie noch um Vergebung bittet, Sein Abba, ſein gebrochen Ach! Sucht Gnade fuͤr das Ungemach, Womit Jhn Wuth und Zorn beſchuͤttet. Und das bewegt des Schaͤchers Herz, Sich zu dem Fels des Heyls zu lenken, Er
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Zweytes Buch.
Ach ſaurer Trank! o bittrer Wein!
Was wirſt du fuͤr ein Labſal ſeyn?
O Taumelkelch! wie ſchmeckſt du herbe!
Ach! Todes-Tod! verſuͤſſe Du
Mir einſt den Tod, wenn ich zur Ruh
Mich niederleg, und auf Dich ſterbe.
Jetzt ſtreckt der Heyland auf den Pfal
Die wundgeſchlagnen ſchwachen Glieder,
Er legt ſich zu der letzten Qval,
Wie Jſaac, zur Opfrung nieder;
Die Naͤgel heften Hand und Fuß
Ans Holz, ach! wie das ſchmerzen muß!
So viele Glieder, ſo viel Leiden,
Nur allgemach erregt; noch mehr,
Der Schmerz faͤllt gar der Seele ſchwer,
Denn Er ſoll unter Moͤrdern ſcheiden.
Allein die Liebe triumphirt,
Hier iſt die Hoheit zu erkennen,
Dieweil ſie noch Erbarmen ſpuͤhrt,
Bevor ſich Leib und Seele trennen,
Der Menſchenfreund vergilt den Spott,
Eh Er erblaßt, indem Er GOtt
Fuͤr ſie noch um Vergebung bittet,
Sein Abba, ſein gebrochen Ach!
Sucht Gnade fuͤr das Ungemach,
Womit Jhn Wuth und Zorn beſchuͤttet.
Und das bewegt des Schaͤchers Herz,
Sich zu dem Fels des Heyls zu lenken,
Er
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