die Erfindung, metallene Platten mit einem Glasur- grund zu überziehen und darauf mit Schmelzfarben zu mahlen. Sie wird einem französischen Gold- schmidt, Namens Jean Toutin aus Chateaudun zu- geschrieben, und in das Jahr 1632 gesezt. (+). Daß aber die Alten schon Schmelzfarben gehabt, be- weißt die fürtreffliche Antike, der ich im Art. Mo- saisch gedacht habe, und die alten Glaspasten. (*) Auch hab' ich unter verschiedenen in meiner Gegen- wart aus den Ruinen eines römischen Gebäudes, von den Zeiten der späthern Kayser herausgegrabe- nen goldenen Juwelen, einen Ring gesehen, dessen Beschaffenheit mich auf die Vermuthung brachte, daß anstatt eines Edelsteins, Email auf das Gold eingeschmelzt gewesen.
Folgendes wird dem über diese Materie noch un- unterrichteten Leser einen Begriff von dem Verfah- ren bey dieser Art Mahlerey geben.
Man nihmt eine sehr dünn geschlagene und von allen kleinen Schieferchen wol gereinigte Platte, ins- gemein von Gold, oder Kupfer; auf diese streuet man, erst auf der unrechten Seite, die nicht soll bemahlt werden, fein gestoßenen weißen Schmelz, oder eine in nicht gar heftigem Feuer fließende glas- artige undurchsichtige Materie, sezt die Platte in ein Kohlfeuer, und läßt den Schmelz auf der Platte anfließen. Eben so wird hernach auch die gute Seite der Platte, aber etwas diker und vorsichtiger überzogen, damit diese Seite überall gleich, mit ei- nem reinen weißen Grund, ohne Gruben, Rizen oder Fleken überzogen sey.
Auf diesen Grund wird nun gemahlt. Die Far- ben sind ebenfalls von glasartigen, durch metallische Theile gefärbten Materien, die aber leichter im Feuer fließen, als der Schmelz, den man zum Grund der Platte genommen hat. Diese Farben werden sehr fein gerieben, und mit Wasser, oder mit Lavendelöl angemacht, damit sie, wie Wasserfarben in den Pen- sel fließen, und zum Mahlen tüchtig werden.
Die Umrisse zeichnet man mit einer rothen Eisen- farbe, die denen darüber kommenden Farben keinen Schaden thut, und denn sezt man die Platte ins Feuer, damit diese Umrisse sich auf dem Grund ein- brennen. Erst hierauf werden die Farben aufgetra- gen. Die nun am sorgfältigsten verfahren, legen [Spaltenumbruch]
Schn
zuerst das Gemählde nur mit leichten Tinten an, die sie wieder besonders einbrennen. Hierauf mah- len sie die Platte etwas mehr aus, und brennen die neuen Farben wieder ein. Und so wird die Bear- beitung vier bis fünfmal wiederholt, bis der Künst- ler mit seiner Arbeit zufrieden ist. Geringe Sa- chen werden auf einmal ganz ausgemahlt, und eingebrannt.
Man mischt unter alle Farben mehr oder weniger Flus, das ist, in Staub zerriebenes, sehr durchsichti- ges Glas, ohne alle Farbe, das nicht nur für sich sehr leicht fließt, sondern auch die Schmelzfarben leichter fließend macht. Wenn man also ein schon ziemlich fertiges Gemählde noch einmal bearbeiten will, so därf man nur etwas mehr Flus, als vor- her unter die Farben mischen, damit die neuen Far- ben sich einbrennen, ohne daß die schon vorhande- nen wieder ins Fließen kommen.
Dieses ist überhanpt das Verfahren bey dieser Art. Es ist aber mit mancherley Schwierigkeiten verbunden, und erfodert viel Kunstgriffe, die hier nicht können beschrieben werden. Man hat nicht alle mögliche Haupt- und Mittelfarben, wie bey der Oehlmahlerey, und weil viel Arten der Email- farben sich im Feuer ändern, so gehört hier eine große Erfahrung zu guter Behandlung des Colorits. Mehrere Nachrichten hievon findet man in dem vor- her angezogenen Werk, und in dem Traite pratique. den der Abt Pernety seinem Dictionnaire portatif de peinture &c. vorgesezt hat.
Außer dem schon erwähnten Toutin, haben sich vornehmlich Jeau Petitot aus Genff, und dessen Schwager Jaques Bordier großen Ruhm und beträcht- liches Vermögen durch diese Mahlerey erworben. (*) Nach diesen haben sich Zink ein Schwede, der lang in England gearbeitet hat, Maytens ebenfalls ein Schwede, und in Frankreich Rouquet, Liotord und Durand besonders darin hervorgethan.
Schneke. Volute. (Baukunst.)
Ein großes Hauptglied an den vier Eken des Knauffs der jonischen auch der römischen Säulen, nach Art einer Schneke gewunden. Es ist bereits im Artikel jonisch hinlänglich davon gesprochen worden.
Schniz-
(+)[Spaltenumbruch] S. Traite des couleurs pour la peinture en email et sur la porcellaine, precede de l'Art de peindre sur [Spaltenumbruch]
l'email &c. par Mr. d'Ardais de Montami. a Paris 1765.
(*) S. Pasten.
(*) S. Füsilins Le- ben der Schweize- rischen Mahler.
[Spaltenumbruch]
Schm
die Erfindung, metallene Platten mit einem Glaſur- grund zu uͤberziehen und darauf mit Schmelzfarben zu mahlen. Sie wird einem franzoͤſiſchen Gold- ſchmidt, Namens Jean Toutin aus Châteaudun zu- geſchrieben, und in das Jahr 1632 geſezt. (†). Daß aber die Alten ſchon Schmelzfarben gehabt, be- weißt die fuͤrtreffliche Antike, der ich im Art. Mo- ſaiſch gedacht habe, und die alten Glaspaſten. (*) Auch hab’ ich unter verſchiedenen in meiner Gegen- wart aus den Ruinen eines roͤmiſchen Gebaͤudes, von den Zeiten der ſpaͤthern Kayſer herausgegrabe- nen goldenen Juwelen, einen Ring geſehen, deſſen Beſchaffenheit mich auf die Vermuthung brachte, daß anſtatt eines Edelſteins, Email auf das Gold eingeſchmelzt geweſen.
Folgendes wird dem uͤber dieſe Materie noch un- unterrichteten Leſer einen Begriff von dem Verfah- ren bey dieſer Art Mahlerey geben.
Man nihmt eine ſehr duͤnn geſchlagene und von allen kleinen Schieferchen wol gereinigte Platte, ins- gemein von Gold, oder Kupfer; auf dieſe ſtreuet man, erſt auf der unrechten Seite, die nicht ſoll bemahlt werden, fein geſtoßenen weißen Schmelz, oder eine in nicht gar heftigem Feuer fließende glas- artige undurchſichtige Materie, ſezt die Platte in ein Kohlfeuer, und laͤßt den Schmelz auf der Platte anfließen. Eben ſo wird hernach auch die gute Seite der Platte, aber etwas diker und vorſichtiger uͤberzogen, damit dieſe Seite uͤberall gleich, mit ei- nem reinen weißen Grund, ohne Gruben, Rizen oder Fleken uͤberzogen ſey.
Auf dieſen Grund wird nun gemahlt. Die Far- ben ſind ebenfalls von glasartigen, durch metalliſche Theile gefaͤrbten Materien, die aber leichter im Feuer fließen, als der Schmelz, den man zum Grund der Platte genommen hat. Dieſe Farben werden ſehr fein gerieben, und mit Waſſer, oder mit Lavendeloͤl angemacht, damit ſie, wie Waſſerfarben in den Pen- ſel fließen, und zum Mahlen tuͤchtig werden.
Die Umriſſe zeichnet man mit einer rothen Eiſen- farbe, die denen daruͤber kommenden Farben keinen Schaden thut, und denn ſezt man die Platte ins Feuer, damit dieſe Umriſſe ſich auf dem Grund ein- brennen. Erſt hierauf werden die Farben aufgetra- gen. Die nun am ſorgfaͤltigſten verfahren, legen [Spaltenumbruch]
Schn
zuerſt das Gemaͤhlde nur mit leichten Tinten an, die ſie wieder beſonders einbrennen. Hierauf mah- len ſie die Platte etwas mehr aus, und brennen die neuen Farben wieder ein. Und ſo wird die Bear- beitung vier bis fuͤnfmal wiederholt, bis der Kuͤnſt- ler mit ſeiner Arbeit zufrieden iſt. Geringe Sa- chen werden auf einmal ganz ausgemahlt, und eingebrannt.
Man miſcht unter alle Farben mehr oder weniger Flus, das iſt, in Staub zerriebenes, ſehr durchſichti- ges Glas, ohne alle Farbe, das nicht nur fuͤr ſich ſehr leicht fließt, ſondern auch die Schmelzfarben leichter fließend macht. Wenn man alſo ein ſchon ziemlich fertiges Gemaͤhlde noch einmal bearbeiten will, ſo daͤrf man nur etwas mehr Flus, als vor- her unter die Farben miſchen, damit die neuen Far- ben ſich einbrennen, ohne daß die ſchon vorhande- nen wieder ins Fließen kommen.
Dieſes iſt uͤberhanpt das Verfahren bey dieſer Art. Es iſt aber mit mancherley Schwierigkeiten verbunden, und erfodert viel Kunſtgriffe, die hier nicht koͤnnen beſchrieben werden. Man hat nicht alle moͤgliche Haupt- und Mittelfarben, wie bey der Oehlmahlerey, und weil viel Arten der Email- farben ſich im Feuer aͤndern, ſo gehoͤrt hier eine große Erfahrung zu guter Behandlung des Colorits. Mehrere Nachrichten hievon findet man in dem vor- her angezogenen Werk, und in dem Traité pratique. den der Abt Pernety ſeinem Dictionnaire portatif de peinture &c. vorgeſezt hat.
Außer dem ſchon erwaͤhnten Toutin, haben ſich vornehmlich Jeau Petitot aus Genff, und deſſen Schwager Jaques Bordier großen Ruhm und betraͤcht- liches Vermoͤgen durch dieſe Mahlerey erworben. (*) Nach dieſen haben ſich Zink ein Schwede, der lang in England gearbeitet hat, Maytens ebenfalls ein Schwede, und in Frankreich Rouquet, Liotord und Durand beſonders darin hervorgethan.
Schneke. Volute. (Baukunſt.)
Ein großes Hauptglied an den vier Eken des Knauffs der joniſchen auch der roͤmiſchen Saͤulen, nach Art einer Schneke gewunden. Es iſt bereits im Artikel joniſch hinlaͤnglich davon geſprochen worden.
Schniz-
(†)[Spaltenumbruch] S. Traité des couleurs pour la peinture en émail et ſur la porcellaine, précedé de l’Art de peindre ſur [Spaltenumbruch]
l’émail &c. par Mr. d’Ardais de Montami. à Paris 1765.
(*) S. Paſten.
(*) S. Fuͤſilins Le- ben der Schweize- riſchen Mahler.
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[1036[1018]/0465]
Schm
Schn
die Erfindung, metallene Platten mit einem Glaſur-
grund zu uͤberziehen und darauf mit Schmelzfarben
zu mahlen. Sie wird einem franzoͤſiſchen Gold-
ſchmidt, Namens Jean Toutin aus Châteaudun zu-
geſchrieben, und in das Jahr 1632 geſezt. (†).
Daß aber die Alten ſchon Schmelzfarben gehabt, be-
weißt die fuͤrtreffliche Antike, der ich im Art. Mo-
ſaiſch gedacht habe, und die alten Glaspaſten. (*)
Auch hab’ ich unter verſchiedenen in meiner Gegen-
wart aus den Ruinen eines roͤmiſchen Gebaͤudes,
von den Zeiten der ſpaͤthern Kayſer herausgegrabe-
nen goldenen Juwelen, einen Ring geſehen, deſſen
Beſchaffenheit mich auf die Vermuthung brachte,
daß anſtatt eines Edelſteins, Email auf das Gold
eingeſchmelzt geweſen.
Folgendes wird dem uͤber dieſe Materie noch un-
unterrichteten Leſer einen Begriff von dem Verfah-
ren bey dieſer Art Mahlerey geben.
Man nihmt eine ſehr duͤnn geſchlagene und von
allen kleinen Schieferchen wol gereinigte Platte, ins-
gemein von Gold, oder Kupfer; auf dieſe ſtreuet
man, erſt auf der unrechten Seite, die nicht ſoll
bemahlt werden, fein geſtoßenen weißen Schmelz,
oder eine in nicht gar heftigem Feuer fließende glas-
artige undurchſichtige Materie, ſezt die Platte in
ein Kohlfeuer, und laͤßt den Schmelz auf der Platte
anfließen. Eben ſo wird hernach auch die gute
Seite der Platte, aber etwas diker und vorſichtiger
uͤberzogen, damit dieſe Seite uͤberall gleich, mit ei-
nem reinen weißen Grund, ohne Gruben, Rizen
oder Fleken uͤberzogen ſey.
Auf dieſen Grund wird nun gemahlt. Die Far-
ben ſind ebenfalls von glasartigen, durch metalliſche
Theile gefaͤrbten Materien, die aber leichter im Feuer
fließen, als der Schmelz, den man zum Grund der
Platte genommen hat. Dieſe Farben werden ſehr
fein gerieben, und mit Waſſer, oder mit Lavendeloͤl
angemacht, damit ſie, wie Waſſerfarben in den Pen-
ſel fließen, und zum Mahlen tuͤchtig werden.
Die Umriſſe zeichnet man mit einer rothen Eiſen-
farbe, die denen daruͤber kommenden Farben keinen
Schaden thut, und denn ſezt man die Platte ins
Feuer, damit dieſe Umriſſe ſich auf dem Grund ein-
brennen. Erſt hierauf werden die Farben aufgetra-
gen. Die nun am ſorgfaͤltigſten verfahren, legen
zuerſt das Gemaͤhlde nur mit leichten Tinten an,
die ſie wieder beſonders einbrennen. Hierauf mah-
len ſie die Platte etwas mehr aus, und brennen die
neuen Farben wieder ein. Und ſo wird die Bear-
beitung vier bis fuͤnfmal wiederholt, bis der Kuͤnſt-
ler mit ſeiner Arbeit zufrieden iſt. Geringe Sa-
chen werden auf einmal ganz ausgemahlt, und
eingebrannt.
Man miſcht unter alle Farben mehr oder weniger
Flus, das iſt, in Staub zerriebenes, ſehr durchſichti-
ges Glas, ohne alle Farbe, das nicht nur fuͤr ſich
ſehr leicht fließt, ſondern auch die Schmelzfarben
leichter fließend macht. Wenn man alſo ein ſchon
ziemlich fertiges Gemaͤhlde noch einmal bearbeiten
will, ſo daͤrf man nur etwas mehr Flus, als vor-
her unter die Farben miſchen, damit die neuen Far-
ben ſich einbrennen, ohne daß die ſchon vorhande-
nen wieder ins Fließen kommen.
Dieſes iſt uͤberhanpt das Verfahren bey dieſer
Art. Es iſt aber mit mancherley Schwierigkeiten
verbunden, und erfodert viel Kunſtgriffe, die hier
nicht koͤnnen beſchrieben werden. Man hat nicht
alle moͤgliche Haupt- und Mittelfarben, wie bey
der Oehlmahlerey, und weil viel Arten der Email-
farben ſich im Feuer aͤndern, ſo gehoͤrt hier eine
große Erfahrung zu guter Behandlung des Colorits.
Mehrere Nachrichten hievon findet man in dem vor-
her angezogenen Werk, und in dem Traité pratique.
den der Abt Pernety ſeinem Dictionnaire portatif de
peinture &c. vorgeſezt hat.
Außer dem ſchon erwaͤhnten Toutin, haben ſich
vornehmlich Jeau Petitot aus Genff, und deſſen
Schwager Jaques Bordier großen Ruhm und betraͤcht-
liches Vermoͤgen durch dieſe Mahlerey erworben. (*)
Nach dieſen haben ſich Zink ein Schwede, der lang
in England gearbeitet hat, Maytens ebenfalls ein
Schwede, und in Frankreich Rouquet, Liotord und
Durand beſonders darin hervorgethan.
Schneke. Volute.
(Baukunſt.)
Ein großes Hauptglied an den vier Eken des Knauffs
der joniſchen auch der roͤmiſchen Saͤulen, nach Art
einer Schneke gewunden. Es iſt bereits im Artikel
joniſch hinlaͤnglich davon geſprochen worden.
Schniz-
(†)
S. Traité des couleurs pour la peinture en émail
et ſur la porcellaine, précedé de l’Art de peindre ſur
l’émail &c. par Mr. d’Ardais de Montami. à Paris 1765.
(*) S.
Paſten.
(*) S.
Fuͤſilins Le-
ben der
Schweize-
riſchen
Mahler.
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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 1036[1018]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/465>, abgerufen am 22.02.2025.
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