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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771.

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nern Ton und mehr Wolklang; das ganze wird in
eine gefälligere Form geordnet; die Theile bekom-
men ein Ebenmaaß und überlegte Verhältnisse gegen
einander, und alles, was zu mehrerem Wolgefallen
dienen kann, wird aus Ueberlegung und Geschmak
noch hineingebracht, und so entsteht die künstliche
Epopöe, welche aus der natürlichen Erzählung eben
so entstanden ist, wie die künstlichen Gebäude, aus
(*) S.
Gebälk.
den, einigermaaßen natürlichen, Hütten. (*) Zu dem
Nothwendigen und zu dem, was die Empfindung
selbst an die Hand giebt, ist das hinzugekommen,
was ein überlegtes Nachdenken, und ein verfeiner-
ter Geschmak, zur Verschönerung der Sachen zu erfin-
den vermögen. Wer also eine gründliche Theorie des
Heldengedichts schreiben wollte, müßte eben so, wie
der, welcher die Theorie der Baukunst fest zu setzen
vornähme, zuerst auf das Nothwendige oder Natür-
liche darin sehen, was der Kunst vorher gegangen
ist, und hernach auf das, was die Kunst zur Ver-
vollkommnung der ersten natürlichen Versuche hin-
(*) Man
kann hier
das wieder-
holen, was
im Artikel
Dichtkunst
auf der 253
Seite an-
gemerkt
worden.
zuthun kann. (*)

Aber so sind die Kunstrichter nicht zu Werke ge-
gangen. Aristoteles, einer der ersten, fand Homers
Heldengedichte vollkommen schön, und setzte sie des-
wegen zu Mustern ein, ohne zu bedenken, was
darin nothwendig und natürlich, und was zufällig
ist. Auch die Kunstrichter, die nach ihm die Be-
schaffenheit des Heldengedichts, bis auf das Einzele
darin, durch Regeln fest zu setzen sich bemühet haben,
sind selten bis auf den ersten Grund der Sachen ge-
gangen. Daher ist dieser Theil der Poetik, so wie
mancher andre, mit vielen, zum Theil willkührlichen,
zum Theil falschen Regeln und Vorschriften über-
häuft worden.

Wir wollen jener Spuhr der Natur nachgehen,
um das Nothwendige und Wesentliche des Heldenge-
dichts zu entdeken. Wenn wir errathen können,
(*) Aristo-
teles nennt
alle Versu-
che des
noch rohen
Genies A[u]
toschedias-
mata.
wie die ersten autoschediasmatischen (*) Heldenge-
sänge entstanden und wie sie beschaffen gewesen sind,
so wird sich auch daraus abnehmen lassen, wie der
Geschmak und die Ueberlegung solche rohe Versuche
allmählig verfeinert und zur Vollkommenheit ge-
bracht habe.

Der erste Keim zum Heldengedicht liegt in dem
natürlichen Trieb, merkwürdige Auftritte, die man
mit Empfindung und mancherley Rührung gesehen
hat, wieder zu erzählen, die verschiedenen Ein-
drüke derselben in uns selbst zu erneuern, und in
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Hel
andern zu erweken. Männer, die gemeinschaftlich
etwas Merkwürdiges ausgeführt haben, kommen
selten zusammen, ohne davon zu sprechen. Jeder
erzählt den Theil der Geschichte, der ihn am meisten
gerühret, oder an dem er vorzüglichen Antheil gehabt
hat. Bey rohen Völkern veranlaset dieses öffentliche
Feyerlichkeiten zum Andenken wichtiger Begebenhei-
ten, besonders aber glüklich verrichteter Thaten.

Bey solchen Feyerlichkeiten sind die Gemüther
schon zum voraus erhitzt und zu lebhaften Empfin-
dungen vorbereitet. Diejenigen, die selbst an der
Handlung Antheil gehabt haben, treten auf und er-
zählen mit vollem Feuer der Empfindung, sehr um-
ständlich und durch lebhafte Schilderungen der Perso-
nen und Sachen, das, dessen sie sich erinnern. Es ist
höchst wahrscheinlich und zum Theil historisch gewiß,
daß bey verschiedenen Völkern das Andenken großer
Begebenheiten durch eine lange Reyhe von Menschen-
altern hindurch, alljährlich durch öffentliche Feste ge-
feyert worden. Wenn bey solchen Gelegenheiten von
den Augenzeugen der Sachen keiner mehr am Leben
war, so werden zum Erzählen der Sachen diejeni-
gen aufgetreten, oder von der Versammlung aufge-
fodert worden seyn, die wegen der Lebhaftigkeit
ihrer Einbildungskraft und der Wärme ihrer Em-
pfindungen, für die tüchtigsten gehalten wurden, sehr
lebhafte Abbildungen der Sachen zu machen.

Dieses mag Gelegenheit gegeben haben, daß einige
lebhafte Köpfe, um die Ehre zu genießen, als
Sprecher öffentlich aufgefodert zu werden, sich in
solchen epischen Versuchen werden geübet haben,
und daß man allmählig angefangen die feyerlichen
Erzählungen ehemaliger Thaten, als eine Kunst zu
treiben. So entstuhnd vermuthlich der Beruf der
Barden, aus denen hernach die Dichter entstan-
den sind, so wie von den ältesten Demagogen die
Rhetoren.

Wenn man bedenkt, daß es bey jenen Feyerlich-
keiten hauptsächlich auf die Erwekung lebhafter Em-
pfindungen abgesehen war, und dabey überlegt, was
für große Kraft die Musik, und so gar das bloße
Geräusch hat, die Empfindung zu unterstützen, so
wird man es ganz wahrscheinlich finden, daß die er-
wähnten Erzählungen durch Musik unterstützt wor-
den; da ohne dem auch die rohesten Nationen alle
ihre Feyerlichkeiten immer mit Musik begleiten.
Daher ist denn das Metrische in der Erzählung
entstanden.

Hier-

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Hel
nern Ton und mehr Wolklang; das ganze wird in
eine gefaͤlligere Form geordnet; die Theile bekom-
men ein Ebenmaaß und uͤberlegte Verhaͤltniſſe gegen
einander, und alles, was zu mehrerem Wolgefallen
dienen kann, wird aus Ueberlegung und Geſchmak
noch hineingebracht, und ſo entſteht die kuͤnſtliche
Epopoͤe, welche aus der natuͤrlichen Erzaͤhlung eben
ſo entſtanden iſt, wie die kuͤnſtlichen Gebaͤude, aus
(*) S.
Gebaͤlk.
den, einigermaaßen natuͤrlichen, Huͤtten. (*) Zu dem
Nothwendigen und zu dem, was die Empfindung
ſelbſt an die Hand giebt, iſt das hinzugekommen,
was ein uͤberlegtes Nachdenken, und ein verfeiner-
ter Geſchmak, zur Verſchoͤnerung der Sachen zu erfin-
den vermoͤgen. Wer alſo eine gruͤndliche Theorie des
Heldengedichts ſchreiben wollte, muͤßte eben ſo, wie
der, welcher die Theorie der Baukunſt feſt zu ſetzen
vornaͤhme, zuerſt auf das Nothwendige oder Natuͤr-
liche darin ſehen, was der Kunſt vorher gegangen
iſt, und hernach auf das, was die Kunſt zur Ver-
vollkommnung der erſten natuͤrlichen Verſuche hin-
(*) Man
kann hier
das wieder-
holen, was
im Artikel
Dichtkunſt
auf der 253
Seite an-
gemerkt
worden.
zuthun kann. (*)

Aber ſo ſind die Kunſtrichter nicht zu Werke ge-
gangen. Ariſtoteles, einer der erſten, fand Homers
Heldengedichte vollkommen ſchoͤn, und ſetzte ſie des-
wegen zu Muſtern ein, ohne zu bedenken, was
darin nothwendig und natuͤrlich, und was zufaͤllig
iſt. Auch die Kunſtrichter, die nach ihm die Be-
ſchaffenheit des Heldengedichts, bis auf das Einzele
darin, durch Regeln feſt zu ſetzen ſich bemuͤhet haben,
ſind ſelten bis auf den erſten Grund der Sachen ge-
gangen. Daher iſt dieſer Theil der Poetik, ſo wie
mancher andre, mit vielen, zum Theil willkuͤhrlichen,
zum Theil falſchen Regeln und Vorſchriften uͤber-
haͤuft worden.

Wir wollen jener Spuhr der Natur nachgehen,
um das Nothwendige und Weſentliche des Heldenge-
dichts zu entdeken. Wenn wir errathen koͤnnen,
(*) Ariſto-
teles nennt
alle Verſu-
che des
noch rohen
Genies A[u]
toschedias-
mata.
wie die erſten autoſchediasmatiſchen (*) Heldenge-
ſaͤnge entſtanden und wie ſie beſchaffen geweſen ſind,
ſo wird ſich auch daraus abnehmen laſſen, wie der
Geſchmak und die Ueberlegung ſolche rohe Verſuche
allmaͤhlig verfeinert und zur Vollkommenheit ge-
bracht habe.

Der erſte Keim zum Heldengedicht liegt in dem
natuͤrlichen Trieb, merkwuͤrdige Auftritte, die man
mit Empfindung und mancherley Ruͤhrung geſehen
hat, wieder zu erzaͤhlen, die verſchiedenen Ein-
druͤke derſelben in uns ſelbſt zu erneuern, und in
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Hel
andern zu erweken. Maͤnner, die gemeinſchaftlich
etwas Merkwuͤrdiges ausgefuͤhrt haben, kommen
ſelten zuſammen, ohne davon zu ſprechen. Jeder
erzaͤhlt den Theil der Geſchichte, der ihn am meiſten
geruͤhret, oder an dem er vorzuͤglichen Antheil gehabt
hat. Bey rohen Voͤlkern veranlaſet dieſes oͤffentliche
Feyerlichkeiten zum Andenken wichtiger Begebenhei-
ten, beſonders aber gluͤklich verrichteter Thaten.

Bey ſolchen Feyerlichkeiten ſind die Gemuͤther
ſchon zum voraus erhitzt und zu lebhaften Empfin-
dungen vorbereitet. Diejenigen, die ſelbſt an der
Handlung Antheil gehabt haben, treten auf und er-
zaͤhlen mit vollem Feuer der Empfindung, ſehr um-
ſtaͤndlich und durch lebhafte Schilderungen der Perſo-
nen und Sachen, das, deſſen ſie ſich erinnern. Es iſt
hoͤchſt wahrſcheinlich und zum Theil hiſtoriſch gewiß,
daß bey verſchiedenen Voͤlkern das Andenken großer
Begebenheiten durch eine lange Reyhe von Menſchen-
altern hindurch, alljaͤhrlich durch oͤffentliche Feſte ge-
feyert worden. Wenn bey ſolchen Gelegenheiten von
den Augenzeugen der Sachen keiner mehr am Leben
war, ſo werden zum Erzaͤhlen der Sachen diejeni-
gen aufgetreten, oder von der Verſammlung aufge-
fodert worden ſeyn, die wegen der Lebhaftigkeit
ihrer Einbildungskraft und der Waͤrme ihrer Em-
pfindungen, fuͤr die tuͤchtigſten gehalten wurden, ſehr
lebhafte Abbildungen der Sachen zu machen.

Dieſes mag Gelegenheit gegeben haben, daß einige
lebhafte Koͤpfe, um die Ehre zu genießen, als
Sprecher oͤffentlich aufgefodert zu werden, ſich in
ſolchen epiſchen Verſuchen werden geuͤbet haben,
und daß man allmaͤhlig angefangen die feyerlichen
Erzaͤhlungen ehemaliger Thaten, als eine Kunſt zu
treiben. So entſtuhnd vermuthlich der Beruf der
Barden, aus denen hernach die Dichter entſtan-
den ſind, ſo wie von den aͤlteſten Demagogen die
Rhetoren.

Wenn man bedenkt, daß es bey jenen Feyerlich-
keiten hauptſaͤchlich auf die Erwekung lebhafter Em-
pfindungen abgeſehen war, und dabey uͤberlegt, was
fuͤr große Kraft die Muſik, und ſo gar das bloße
Geraͤuſch hat, die Empfindung zu unterſtuͤtzen, ſo
wird man es ganz wahrſcheinlich finden, daß die er-
waͤhnten Erzaͤhlungen durch Muſik unterſtuͤtzt wor-
den; da ohne dem auch die roheſten Nationen alle
ihre Feyerlichkeiten immer mit Muſik begleiten.
Daher iſt denn das Metriſche in der Erzaͤhlung
entſtanden.

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[527/0539] Hel Hel nern Ton und mehr Wolklang; das ganze wird in eine gefaͤlligere Form geordnet; die Theile bekom- men ein Ebenmaaß und uͤberlegte Verhaͤltniſſe gegen einander, und alles, was zu mehrerem Wolgefallen dienen kann, wird aus Ueberlegung und Geſchmak noch hineingebracht, und ſo entſteht die kuͤnſtliche Epopoͤe, welche aus der natuͤrlichen Erzaͤhlung eben ſo entſtanden iſt, wie die kuͤnſtlichen Gebaͤude, aus den, einigermaaßen natuͤrlichen, Huͤtten. (*) Zu dem Nothwendigen und zu dem, was die Empfindung ſelbſt an die Hand giebt, iſt das hinzugekommen, was ein uͤberlegtes Nachdenken, und ein verfeiner- ter Geſchmak, zur Verſchoͤnerung der Sachen zu erfin- den vermoͤgen. Wer alſo eine gruͤndliche Theorie des Heldengedichts ſchreiben wollte, muͤßte eben ſo, wie der, welcher die Theorie der Baukunſt feſt zu ſetzen vornaͤhme, zuerſt auf das Nothwendige oder Natuͤr- liche darin ſehen, was der Kunſt vorher gegangen iſt, und hernach auf das, was die Kunſt zur Ver- vollkommnung der erſten natuͤrlichen Verſuche hin- zuthun kann. (*) (*) S. Gebaͤlk. (*) Man kann hier das wieder- holen, was im Artikel Dichtkunſt auf der 253 Seite an- gemerkt worden. Aber ſo ſind die Kunſtrichter nicht zu Werke ge- gangen. Ariſtoteles, einer der erſten, fand Homers Heldengedichte vollkommen ſchoͤn, und ſetzte ſie des- wegen zu Muſtern ein, ohne zu bedenken, was darin nothwendig und natuͤrlich, und was zufaͤllig iſt. Auch die Kunſtrichter, die nach ihm die Be- ſchaffenheit des Heldengedichts, bis auf das Einzele darin, durch Regeln feſt zu ſetzen ſich bemuͤhet haben, ſind ſelten bis auf den erſten Grund der Sachen ge- gangen. Daher iſt dieſer Theil der Poetik, ſo wie mancher andre, mit vielen, zum Theil willkuͤhrlichen, zum Theil falſchen Regeln und Vorſchriften uͤber- haͤuft worden. Wir wollen jener Spuhr der Natur nachgehen, um das Nothwendige und Weſentliche des Heldenge- dichts zu entdeken. Wenn wir errathen koͤnnen, wie die erſten autoſchediasmatiſchen (*) Heldenge- ſaͤnge entſtanden und wie ſie beſchaffen geweſen ſind, ſo wird ſich auch daraus abnehmen laſſen, wie der Geſchmak und die Ueberlegung ſolche rohe Verſuche allmaͤhlig verfeinert und zur Vollkommenheit ge- bracht habe. (*) Ariſto- teles nennt alle Verſu- che des noch rohen Genies Au toschedias- mata. Der erſte Keim zum Heldengedicht liegt in dem natuͤrlichen Trieb, merkwuͤrdige Auftritte, die man mit Empfindung und mancherley Ruͤhrung geſehen hat, wieder zu erzaͤhlen, die verſchiedenen Ein- druͤke derſelben in uns ſelbſt zu erneuern, und in andern zu erweken. Maͤnner, die gemeinſchaftlich etwas Merkwuͤrdiges ausgefuͤhrt haben, kommen ſelten zuſammen, ohne davon zu ſprechen. Jeder erzaͤhlt den Theil der Geſchichte, der ihn am meiſten geruͤhret, oder an dem er vorzuͤglichen Antheil gehabt hat. Bey rohen Voͤlkern veranlaſet dieſes oͤffentliche Feyerlichkeiten zum Andenken wichtiger Begebenhei- ten, beſonders aber gluͤklich verrichteter Thaten. Bey ſolchen Feyerlichkeiten ſind die Gemuͤther ſchon zum voraus erhitzt und zu lebhaften Empfin- dungen vorbereitet. Diejenigen, die ſelbſt an der Handlung Antheil gehabt haben, treten auf und er- zaͤhlen mit vollem Feuer der Empfindung, ſehr um- ſtaͤndlich und durch lebhafte Schilderungen der Perſo- nen und Sachen, das, deſſen ſie ſich erinnern. Es iſt hoͤchſt wahrſcheinlich und zum Theil hiſtoriſch gewiß, daß bey verſchiedenen Voͤlkern das Andenken großer Begebenheiten durch eine lange Reyhe von Menſchen- altern hindurch, alljaͤhrlich durch oͤffentliche Feſte ge- feyert worden. Wenn bey ſolchen Gelegenheiten von den Augenzeugen der Sachen keiner mehr am Leben war, ſo werden zum Erzaͤhlen der Sachen diejeni- gen aufgetreten, oder von der Verſammlung aufge- fodert worden ſeyn, die wegen der Lebhaftigkeit ihrer Einbildungskraft und der Waͤrme ihrer Em- pfindungen, fuͤr die tuͤchtigſten gehalten wurden, ſehr lebhafte Abbildungen der Sachen zu machen. Dieſes mag Gelegenheit gegeben haben, daß einige lebhafte Koͤpfe, um die Ehre zu genießen, als Sprecher oͤffentlich aufgefodert zu werden, ſich in ſolchen epiſchen Verſuchen werden geuͤbet haben, und daß man allmaͤhlig angefangen die feyerlichen Erzaͤhlungen ehemaliger Thaten, als eine Kunſt zu treiben. So entſtuhnd vermuthlich der Beruf der Barden, aus denen hernach die Dichter entſtan- den ſind, ſo wie von den aͤlteſten Demagogen die Rhetoren. Wenn man bedenkt, daß es bey jenen Feyerlich- keiten hauptſaͤchlich auf die Erwekung lebhafter Em- pfindungen abgeſehen war, und dabey uͤberlegt, was fuͤr große Kraft die Muſik, und ſo gar das bloße Geraͤuſch hat, die Empfindung zu unterſtuͤtzen, ſo wird man es ganz wahrſcheinlich finden, daß die er- waͤhnten Erzaͤhlungen durch Muſik unterſtuͤtzt wor- den; da ohne dem auch die roheſten Nationen alle ihre Feyerlichkeiten immer mit Muſik begleiten. Daher iſt denn das Metriſche in der Erzaͤhlung entſtanden. Hier-

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie01_1771/539>, abgerufen am 25.11.2024.