Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771.[Spaltenumbruch]
Ges Gesellschaftstänze. So nennt man die Tänze, welche keine besondere Gesicht. (Zeichuende Künste.) Dieses Wort wird bisweilen als ein Kunstwort ge- Dieselbe wird in drey Theile getheilt, wozu die Gesichtskreis. (Zeichnende Künste.) Bedeutet den ganzen Raum, den ein Mensch mit Ges ses wird aus folgender Vorstellung deutlich werden.[Abbildung]
Bey a ist der Mittelpunkt des halben Cirkels d g Ganz genau läßt sich die Größe des Bogens f h g Bisweilen versteht man durch den Ausdruk Ge- Gesichts-
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Geſ Geſellſchaftstaͤnze. So nennt man die Taͤnze, welche keine beſondere Geſicht. (Zeichuende Kuͤnſte.) Dieſes Wort wird bisweilen als ein Kunſtwort ge- Dieſelbe wird in drey Theile getheilt, wozu die Geſichtskreis. (Zeichnende Kuͤnſte.) Bedeutet den ganzen Raum, den ein Menſch mit Geſ ſes wird aus folgender Vorſtellung deutlich werden.[Abbildung]
Bey a iſt der Mittelpunkt des halben Cirkels d g Ganz genau laͤßt ſich die Groͤße des Bogens f h g Bisweilen verſteht man durch den Ausdruk Ge- Geſichts-
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Verſchiedene Anmerkungen,<lb/> uͤber dieſe Taͤnze uͤberhaupt kommen in einem andern<lb/><note place="left">(*) S.<lb/> Tanz.</note>Artikel vor (*).</p> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Geſicht.</hi><lb/> (Zeichuende Kuͤnſte.)</head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>ieſes Wort wird bisweilen als ein Kunſtwort ge-<lb/> braucht, um bey Zeichnung der Figuren ein gewiſ-<lb/> ſes Laͤngenmaaß auszudruͤken, welches, wie der<lb/> Model in der Baukunſt, zur Einheit angenommen<lb/> wird. Weil man gefunden, daß bey einem wolge-<lb/> wachſenen Menſchen die ganze Laͤnge des Koͤrpers,<lb/> ſo wie ſeine Breite bey gerade ausgeſtrekten Armen<lb/> von der Spitze des laͤngſtens Fingers der einen<lb/> Hand bis an die Spitze deſſelben an der andern, ohn-<lb/> gefehr zehenmal die Laͤnge des Geſichts vom An-<lb/> fang der Stirne bis unter das Kinn, ausmache, ſo<lb/> hat man die Geſichtslaͤnge uͤberhaupt zum Maaß-<lb/> ſtab der Groͤßen angenommen.</p><lb/> <p>Dieſelbe wird in drey Theile getheilt, wozu die<lb/> Natur ſelbſt den Wink gegeben, indem ſie die Hoͤhe<lb/> der Stirn, die Laͤnge der Naſe, und dann die Laͤnge<lb/> von der Naſe bis unten an das Kinn gleich gemacht<lb/> hat. 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Geſ
Geſ
Geſellſchaftstaͤnze.
So nennt man die Taͤnze, welche keine beſondere
Handlung oder Bedeutung haben, auch nicht als
ein Schauſpiel aufgefuͤhrt werden, wie die Bal-
lete, (*) ſondern blos in Privatgeſellſchaften, zum
Vergnuͤgen und Zeitvertreib der tanzenden Perſonen
ſelbſt, getanzt werden. Man nennet ſie auch ge-
meine Taͤnze oder Cammertaͤnze. Sie ſind von
ſehr vielerley Gattungen, franzoͤſiſche, engliſche, pol-
niſche, deutſche Taͤnze u. ſ. f. deren jede wieder ver-
ſchiedene Arten hat. Verſchiedene Anmerkungen,
uͤber dieſe Taͤnze uͤberhaupt kommen in einem andern
Artikel vor (*).
(*) S.
Ballet.
(*) S.
Tanz.
Geſicht.
(Zeichuende Kuͤnſte.)
Dieſes Wort wird bisweilen als ein Kunſtwort ge-
braucht, um bey Zeichnung der Figuren ein gewiſ-
ſes Laͤngenmaaß auszudruͤken, welches, wie der
Model in der Baukunſt, zur Einheit angenommen
wird. Weil man gefunden, daß bey einem wolge-
wachſenen Menſchen die ganze Laͤnge des Koͤrpers,
ſo wie ſeine Breite bey gerade ausgeſtrekten Armen
von der Spitze des laͤngſtens Fingers der einen
Hand bis an die Spitze deſſelben an der andern, ohn-
gefehr zehenmal die Laͤnge des Geſichts vom An-
fang der Stirne bis unter das Kinn, ausmache, ſo
hat man die Geſichtslaͤnge uͤberhaupt zum Maaß-
ſtab der Groͤßen angenommen.
Dieſelbe wird in drey Theile getheilt, wozu die
Natur ſelbſt den Wink gegeben, indem ſie die Hoͤhe
der Stirn, die Laͤnge der Naſe, und dann die Laͤnge
von der Naſe bis unten an das Kinn gleich gemacht
hat. Dieſer Drittel des Geſichts wird auch eine
Naſe genennt.
Geſichtskreis.
(Zeichnende Kuͤnſte.)
Bedeutet den ganzen Raum, den ein Menſch mit
unverwandtem Aug auf einmal uͤberſehen kann,
oder wuͤrklich uͤberſieht. Es koͤmmt in den zeichnen-
den Kuͤnſten bey verſchiedenen Gelegenheiten viel
darauf an, wie weit der Geſichtskreis ausgedaͤhnt
oder eingeſchraͤnkt werde. Wenn man ſetzet, das
Aug liege in dem Mittelpunkt einer holen Kugel,
ſo iſt ohngefehr die Haͤlfte der, vor dem Auge liegen-
den, Haͤlfte der Kugelflaͤche ihr Geſichtskreis. Die-
ſes wird aus folgender Vorſtellung deutlich werden.
[Abbildung]
Bey a iſt der Mittelpunkt des halben Cirkels d g
h f e, den man ſich entweder in einer waagerech-
ten oder in einer ſenkrechten Flaͤche liegend vorſtel-
len kann. Jn dieſem Punkte liegt der Stern des
Auges, wodurch das Licht ins Aug faͤllt. Nun koͤn-
nen zwar aus jedem Punkte des halben Zirkels, wenn
man nur die Punkte e und d ausnihmt, Lichtſtrah-
len in das Aug fallen; aber die Strahlen, die ein
deutliches Sehen verurſachen ſollen, muͤſſen ſo ein-
fallen, daß ſie auch zugleich durch die ſo genannte
cryſtallene Linſe des Auges b c durchfallen, die in
einiger Entfernung hinter dem Augenſtern liegt.
Daher kann kein Punkt der Bogen d g oder e f
ſichtbar werden, und nur die Punkte des Zirkels,
die in dem Bogen f h g liegen, ſind ſichtbar. Wenn
man nun ſetzet, daß ſich der Zirkel an der Linie a h,
als an einer Axe herumdraͤhte, ſo beſchreibet der Bo-
gen f h g eine Kugelflaͤche, die der eigentliche Ge-
ſichtskreis des Auges iſt. Alles was in der Hoͤle
der Kugel außer dieſer Flaͤche liegt, iſt unſichtbar.
Ganz genau laͤßt ſich die Groͤße des Bogens f h g
nicht beſtimmen, weil der Abſtand der criſtallenen
Linſe vom Augenſtern, nicht immer gleich iſt. Man
kann indeſſen zum Behuf der zeichnenden Kuͤnſte
fuͤr gewiß annehmen, daß der Bogen f h g nicht
viel uͤber den vierten Theil des ganzen Umkreiſes
des Zirkels ſey.
Bisweilen verſteht man durch den Ausdruk Ge-
ſichtskreis, aber durch eine unrichtige Anwendung
des Worts, die Hoͤhe des Auges uͤber dem Horizont,
oder uͤber die waagerechte Flaͤche der Erde, weil
man von einem Gemaͤhlde ſagt, es habe einen ho-
hen oder niedrigen Horizont, wenn der Augenpunkt
in einer großen oder geringen Hoͤhe uͤber dieſer Flaͤ-
che genommen wird. Davon wird in dem folgen-
den Artikel geſprochen.
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