Um alles deutlicher zu machen, ist die Zeichnung eines jonischen Gebälkes im Profil beygefüget.
[Abbildung]
Die Linie g h bezeichnet den Durchschnitt des Ge- bäudes, der von oben bis unten mitten durch den Säulenstamm durchgeht. Demnach zeiget die Fi- (*) S. Auslauf.gur die Auslanfungen (*) und die Höhen der zum Gebälke gehörigen Theile. Die ganze Höhe des Gebälkes a b wird von verschiedenen Baumeistern und in jeder Ordnung verschiedentlich genommen. Goldman, dem wir in diesem Werk in Ansehung der Verhältnisse überall folgen, macht jedes Gebälk, in jeder Ordnung, von vier Modeln, und dieses ist das Verhältniß des hier gezeichneten Gebälkes. Selten findet man, daß gute Baumeister diese Höhe bis auf drey Model vermindern; hingegen haben einige als Barozei und Cataneo das Gebälk der corinthi- schen und römischen Ordnungen bis auf fünf Model erhöhet. Eben so verschieden sind die Baumeister auch so wol in den Höhen, als in den Auslaufungen der einzeln Theile und in den Verzierungen.
Die Höhe des Unterbalkens d e, des Frieses e f, und des Kranzes c b macht Goldman in den niedri- gen Ordnungen gleich, nämlich jede von 1 1/3 Model; in den höhern Ordnungen aber giebt er dem Unter- balken 1 1/3 Model, dem Fries 1 und dem Kranz 1 3/5 Model.
[Spaltenumbruch]
Geb
Die Auslaufungen sind an dem Unterbalken und an dem Fries geringer, als die Höhen, hingegen hat der Kranz natürlicher Weise eine sehr starke Aus- ladung, von 21/2 bis 2 2/3 Model, so wol, weil er das ganze Gebäude begränzt, als weil er zugleich dienet das ablaufende Wasser von dem Gebäude ab- zuhalten.
Der Unterbalken wird in den meisten Ordnungen in zwey oder drey Streifen abgetheilet, und oben mit einen oder zwey kleinen Gliedern verziert. Der Fries kann glatt bleiben, oder mit Balkenköpfen, auch allerhand Schnizwerk verziert werden; (*) an(*) S. Fries. seinem obersten Ende werden ebenfalls ein Paar kleine Glieder angebracht. Am meisten aber gehen die verschiedenen Baumeister in Ansehung des Kran- zes von einander ab, und es würde ins unendliche fallen, alle Verändrungen mit demselben zu be- schreiben. (*)
(*) S. Kranz.
Gebäud. (Baukunst.)
Unter dieser Benennung begreifen wir jedes Werk der Baukunst, das für sich ein Ganzes ausmacht und nicht blos ein Theil eines größern Ganzen ist: also nicht blos Häuser, Palläste und Kirchen, son- dern auch Monumente, Ehrenpforten und derglei- chen. Wir betrachten hier das Gebäud überhaupt, als einen Gegenstand des Geschmaks, in der Absicht einige Grundsätze und Maximen zu entdeken, auf welche das Urtheil über die Schönheit oder Vollkom- menheit der Gebäude sich allemal gründen muß.
Die Werke der Kunst haben dieses mit einander gemein, daß der Stoff, den sie bearbeiten, außer der Kunst liegt, von ihr aber seine Form und Bear- beitung bekömmt (*). Der Stoff des Dichters ist(*) S. Werke der Kunst. etwas, das auch die gemeine Rede vortragen könnte; durch die Form und die besondere Art des Vortrags aber, wird er zum Gedicht. So ist ein Gebäud allemal ein Werk, das auch außer der Kunst noch sein Wesen hat; ein Haus würde auch ohne allen Ein- flus der Kunst, in so fern sie vom Geschmak geleitet wird, noch immer ein nuzbares Werk seyn.
Hieraus folget, daß ein Gebäude nicht anders, als in Rüksicht auf das, was es auch ohne die Kunst seyn würde, müsse beurtheilet werden. Man kann es nicht blos wie eine schöne Form ansehen; es ist allemal ein Werk zu gewissem Behuf bestimmt. Will man es als ein Werk der Kunst und des Ge-
schmaks
[Spaltenumbruch]
Geb
Um alles deutlicher zu machen, iſt die Zeichnung eines joniſchen Gebaͤlkes im Profil beygefuͤget.
[Abbildung]
Die Linie g h bezeichnet den Durchſchnitt des Ge- baͤudes, der von oben bis unten mitten durch den Saͤulenſtamm durchgeht. Demnach zeiget die Fi- (*) S. Auslauf.gur die Auslanfungen (*) und die Hoͤhen der zum Gebaͤlke gehoͤrigen Theile. Die ganze Hoͤhe des Gebaͤlkes a b wird von verſchiedenen Baumeiſtern und in jeder Ordnung verſchiedentlich genommen. Goldman, dem wir in dieſem Werk in Anſehung der Verhaͤltniſſe uͤberall folgen, macht jedes Gebaͤlk, in jeder Ordnung, von vier Modeln, und dieſes iſt das Verhaͤltniß des hier gezeichneten Gebaͤlkes. Selten findet man, daß gute Baumeiſter dieſe Hoͤhe bis auf drey Model vermindern; hingegen haben einige als Barozei und Cataneo das Gebaͤlk der corinthi- ſchen und roͤmiſchen Ordnungen bis auf fuͤnf Model erhoͤhet. Eben ſo verſchieden ſind die Baumeiſter auch ſo wol in den Hoͤhen, als in den Auslaufungen der einzeln Theile und in den Verzierungen.
Die Hoͤhe des Unterbalkens d e, des Frieſes e f, und des Kranzes c b macht Goldman in den niedri- gen Ordnungen gleich, naͤmlich jede von 1⅓ Model; in den hoͤhern Ordnungen aber giebt er dem Unter- balken 1⅓ Model, dem Fries 1 und dem Kranz 1⅗ Model.
[Spaltenumbruch]
Geb
Die Auslaufungen ſind an dem Unterbalken und an dem Fries geringer, als die Hoͤhen, hingegen hat der Kranz natuͤrlicher Weiſe eine ſehr ſtarke Aus- ladung, von 2½ bis 2⅔ Model, ſo wol, weil er das ganze Gebaͤude begraͤnzt, als weil er zugleich dienet das ablaufende Waſſer von dem Gebaͤude ab- zuhalten.
Der Unterbalken wird in den meiſten Ordnungen in zwey oder drey Streifen abgetheilet, und oben mit einen oder zwey kleinen Gliedern verziert. Der Fries kann glatt bleiben, oder mit Balkenkoͤpfen, auch allerhand Schnizwerk verziert werden; (*) an(*) S. Fries. ſeinem oberſten Ende werden ebenfalls ein Paar kleine Glieder angebracht. Am meiſten aber gehen die verſchiedenen Baumeiſter in Anſehung des Kran- zes von einander ab, und es wuͤrde ins unendliche fallen, alle Veraͤndrungen mit demſelben zu be- ſchreiben. (*)
(*) S. Kranz.
Gebaͤud. (Baukunſt.)
Unter dieſer Benennung begreifen wir jedes Werk der Baukunſt, das fuͤr ſich ein Ganzes ausmacht und nicht blos ein Theil eines groͤßern Ganzen iſt: alſo nicht blos Haͤuſer, Pallaͤſte und Kirchen, ſon- dern auch Monumente, Ehrenpforten und derglei- chen. Wir betrachten hier das Gebaͤud uͤberhaupt, als einen Gegenſtand des Geſchmaks, in der Abſicht einige Grundſaͤtze und Maximen zu entdeken, auf welche das Urtheil uͤber die Schoͤnheit oder Vollkom- menheit der Gebaͤude ſich allemal gruͤnden muß.
Die Werke der Kunſt haben dieſes mit einander gemein, daß der Stoff, den ſie bearbeiten, außer der Kunſt liegt, von ihr aber ſeine Form und Bear- beitung bekoͤmmt (*). Der Stoff des Dichters iſt(*) S. Werke der Kunſt. etwas, das auch die gemeine Rede vortragen koͤnnte; durch die Form und die beſondere Art des Vortrags aber, wird er zum Gedicht. So iſt ein Gebaͤud allemal ein Werk, das auch außer der Kunſt noch ſein Weſen hat; ein Haus wuͤrde auch ohne allen Ein- flus der Kunſt, in ſo fern ſie vom Geſchmak geleitet wird, noch immer ein nuzbares Werk ſeyn.
Hieraus folget, daß ein Gebaͤude nicht anders, als in Ruͤkſicht auf das, was es auch ohne die Kunſt ſeyn wuͤrde, muͤſſe beurtheilet werden. Man kann es nicht blos wie eine ſchoͤne Form anſehen; es iſt allemal ein Werk zu gewiſſem Behuf beſtimmt. Will man es als ein Werk der Kunſt und des Ge-
ſchmaks
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0438"n="426"/><cb/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Geb</hi></fw><lb/>
Um alles deutlicher zu machen, iſt die Zeichnung<lb/>
eines joniſchen Gebaͤlkes im Profil beygefuͤget.</p><lb/><figure/><lb/><p>Die Linie <hirendition="#aq">g h</hi> bezeichnet den Durchſchnitt des Ge-<lb/>
baͤudes, der von oben bis unten mitten durch den<lb/>
Saͤulenſtamm durchgeht. Demnach zeiget die Fi-<lb/><noteplace="left">(*) S.<lb/>
Auslauf.</note>gur die <hirendition="#fr">Auslanfungen</hi> (*) und die Hoͤhen der zum<lb/>
Gebaͤlke gehoͤrigen Theile. Die ganze Hoͤhe des<lb/>
Gebaͤlkes <hirendition="#aq">a b</hi> wird von verſchiedenen Baumeiſtern<lb/>
und in jeder Ordnung verſchiedentlich genommen.<lb/><hirendition="#fr">Goldman,</hi> dem wir in dieſem Werk in Anſehung der<lb/>
Verhaͤltniſſe uͤberall folgen, macht jedes Gebaͤlk, in<lb/>
jeder Ordnung, von vier Modeln, und dieſes iſt das<lb/>
Verhaͤltniß des hier gezeichneten Gebaͤlkes. Selten<lb/>
findet man, daß gute Baumeiſter dieſe Hoͤhe bis<lb/>
auf drey Model vermindern; hingegen haben einige<lb/>
als <hirendition="#fr">Barozei</hi> und <hirendition="#fr">Cataneo</hi> das Gebaͤlk der corinthi-<lb/>ſchen und roͤmiſchen Ordnungen bis auf fuͤnf Model<lb/>
erhoͤhet. Eben ſo verſchieden ſind die Baumeiſter<lb/>
auch ſo wol in den Hoͤhen, als in den Auslaufungen<lb/>
der einzeln Theile und in den Verzierungen.</p><lb/><p>Die Hoͤhe des Unterbalkens <hirendition="#aq">d e,</hi> des Frieſes <hirendition="#aq">e f,</hi><lb/>
und des Kranzes <hirendition="#aq">c b</hi> macht Goldman in den niedri-<lb/>
gen Ordnungen gleich, naͤmlich jede von 1⅓ Model;<lb/>
in den hoͤhern Ordnungen aber giebt er dem Unter-<lb/>
balken 1⅓ Model, dem Fries 1<formulanotation="TeX">\frac {1}{15}</formula> und dem Kranz<lb/>
1⅗ Model.</p><lb/><cb/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Geb</hi></fw><lb/><p>Die Auslaufungen ſind an dem Unterbalken und<lb/>
an dem Fries geringer, als die Hoͤhen, hingegen<lb/>
hat der Kranz natuͤrlicher Weiſe eine ſehr ſtarke Aus-<lb/>
ladung, von 2½ bis 2⅔ Model, ſo wol, weil er<lb/>
das ganze Gebaͤude begraͤnzt, als weil er zugleich<lb/>
dienet das ablaufende Waſſer von dem Gebaͤude ab-<lb/>
zuhalten.</p><lb/><p>Der Unterbalken wird in den meiſten Ordnungen<lb/>
in zwey oder drey Streifen abgetheilet, und oben<lb/>
mit einen oder zwey kleinen Gliedern verziert. Der<lb/>
Fries kann glatt bleiben, oder mit Balkenkoͤpfen,<lb/>
auch allerhand Schnizwerk verziert werden; (*) an<noteplace="right">(*) S.<lb/>
Fries.</note><lb/>ſeinem oberſten Ende werden ebenfalls ein Paar kleine<lb/>
Glieder angebracht. Am meiſten aber gehen die<lb/>
verſchiedenen Baumeiſter in Anſehung des Kran-<lb/>
zes von einander ab, und es wuͤrde ins unendliche<lb/>
fallen, alle Veraͤndrungen mit demſelben zu be-<lb/>ſchreiben. (*)</p><noteplace="right">(*) S.<lb/>
Kranz.</note></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Gebaͤud.</hi><lb/>
(Baukunſt.)</head><lb/><p><hirendition="#in">U</hi>nter dieſer Benennung begreifen wir jedes Werk<lb/>
der Baukunſt, das fuͤr ſich ein Ganzes ausmacht<lb/>
und nicht blos ein Theil eines groͤßern Ganzen iſt:<lb/>
alſo nicht blos Haͤuſer, Pallaͤſte und Kirchen, ſon-<lb/>
dern auch Monumente, Ehrenpforten und derglei-<lb/>
chen. Wir betrachten hier das Gebaͤud uͤberhaupt,<lb/>
als einen Gegenſtand des Geſchmaks, in der Abſicht<lb/>
einige Grundſaͤtze und Maximen zu entdeken, auf<lb/>
welche das Urtheil uͤber die Schoͤnheit oder Vollkom-<lb/>
menheit der Gebaͤude ſich allemal gruͤnden muß.</p><lb/><p>Die Werke der Kunſt haben dieſes mit einander<lb/>
gemein, daß der Stoff, den ſie bearbeiten, außer<lb/>
der Kunſt liegt, von ihr aber ſeine Form und Bear-<lb/>
beitung bekoͤmmt (*). Der Stoff des Dichters iſt<noteplace="right">(*) S.<lb/>
Werke der<lb/>
Kunſt.</note><lb/>
etwas, das auch die gemeine Rede vortragen koͤnnte;<lb/>
durch die Form und die beſondere Art des Vortrags<lb/>
aber, wird er zum Gedicht. So iſt ein Gebaͤud<lb/>
allemal ein Werk, das auch außer der Kunſt noch ſein<lb/>
Weſen hat; ein Haus wuͤrde auch ohne allen Ein-<lb/>
flus der Kunſt, in ſo fern ſie vom Geſchmak geleitet<lb/>
wird, noch immer ein nuzbares Werk ſeyn.</p><lb/><p>Hieraus folget, daß ein Gebaͤude nicht anders,<lb/>
als in Ruͤkſicht auf das, was es auch ohne die Kunſt<lb/>ſeyn wuͤrde, muͤſſe beurtheilet werden. Man kann<lb/>
es nicht blos wie eine ſchoͤne Form anſehen; es iſt<lb/>
allemal ein Werk zu gewiſſem Behuf beſtimmt.<lb/>
Will man es als ein Werk der Kunſt und des Ge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſchmaks</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[426/0438]
Geb
Geb
Um alles deutlicher zu machen, iſt die Zeichnung
eines joniſchen Gebaͤlkes im Profil beygefuͤget.
[Abbildung]
Die Linie g h bezeichnet den Durchſchnitt des Ge-
baͤudes, der von oben bis unten mitten durch den
Saͤulenſtamm durchgeht. Demnach zeiget die Fi-
gur die Auslanfungen (*) und die Hoͤhen der zum
Gebaͤlke gehoͤrigen Theile. Die ganze Hoͤhe des
Gebaͤlkes a b wird von verſchiedenen Baumeiſtern
und in jeder Ordnung verſchiedentlich genommen.
Goldman, dem wir in dieſem Werk in Anſehung der
Verhaͤltniſſe uͤberall folgen, macht jedes Gebaͤlk, in
jeder Ordnung, von vier Modeln, und dieſes iſt das
Verhaͤltniß des hier gezeichneten Gebaͤlkes. Selten
findet man, daß gute Baumeiſter dieſe Hoͤhe bis
auf drey Model vermindern; hingegen haben einige
als Barozei und Cataneo das Gebaͤlk der corinthi-
ſchen und roͤmiſchen Ordnungen bis auf fuͤnf Model
erhoͤhet. Eben ſo verſchieden ſind die Baumeiſter
auch ſo wol in den Hoͤhen, als in den Auslaufungen
der einzeln Theile und in den Verzierungen.
(*) S.
Auslauf.
Die Hoͤhe des Unterbalkens d e, des Frieſes e f,
und des Kranzes c b macht Goldman in den niedri-
gen Ordnungen gleich, naͤmlich jede von 1⅓ Model;
in den hoͤhern Ordnungen aber giebt er dem Unter-
balken 1⅓ Model, dem Fries 1[FORMEL] und dem Kranz
1⅗ Model.
Die Auslaufungen ſind an dem Unterbalken und
an dem Fries geringer, als die Hoͤhen, hingegen
hat der Kranz natuͤrlicher Weiſe eine ſehr ſtarke Aus-
ladung, von 2½ bis 2⅔ Model, ſo wol, weil er
das ganze Gebaͤude begraͤnzt, als weil er zugleich
dienet das ablaufende Waſſer von dem Gebaͤude ab-
zuhalten.
Der Unterbalken wird in den meiſten Ordnungen
in zwey oder drey Streifen abgetheilet, und oben
mit einen oder zwey kleinen Gliedern verziert. Der
Fries kann glatt bleiben, oder mit Balkenkoͤpfen,
auch allerhand Schnizwerk verziert werden; (*) an
ſeinem oberſten Ende werden ebenfalls ein Paar kleine
Glieder angebracht. Am meiſten aber gehen die
verſchiedenen Baumeiſter in Anſehung des Kran-
zes von einander ab, und es wuͤrde ins unendliche
fallen, alle Veraͤndrungen mit demſelben zu be-
ſchreiben. (*)
(*) S.
Fries.
Gebaͤud.
(Baukunſt.)
Unter dieſer Benennung begreifen wir jedes Werk
der Baukunſt, das fuͤr ſich ein Ganzes ausmacht
und nicht blos ein Theil eines groͤßern Ganzen iſt:
alſo nicht blos Haͤuſer, Pallaͤſte und Kirchen, ſon-
dern auch Monumente, Ehrenpforten und derglei-
chen. Wir betrachten hier das Gebaͤud uͤberhaupt,
als einen Gegenſtand des Geſchmaks, in der Abſicht
einige Grundſaͤtze und Maximen zu entdeken, auf
welche das Urtheil uͤber die Schoͤnheit oder Vollkom-
menheit der Gebaͤude ſich allemal gruͤnden muß.
Die Werke der Kunſt haben dieſes mit einander
gemein, daß der Stoff, den ſie bearbeiten, außer
der Kunſt liegt, von ihr aber ſeine Form und Bear-
beitung bekoͤmmt (*). Der Stoff des Dichters iſt
etwas, das auch die gemeine Rede vortragen koͤnnte;
durch die Form und die beſondere Art des Vortrags
aber, wird er zum Gedicht. So iſt ein Gebaͤud
allemal ein Werk, das auch außer der Kunſt noch ſein
Weſen hat; ein Haus wuͤrde auch ohne allen Ein-
flus der Kunſt, in ſo fern ſie vom Geſchmak geleitet
wird, noch immer ein nuzbares Werk ſeyn.
(*) S.
Werke der
Kunſt.
Hieraus folget, daß ein Gebaͤude nicht anders,
als in Ruͤkſicht auf das, was es auch ohne die Kunſt
ſeyn wuͤrde, muͤſſe beurtheilet werden. Man kann
es nicht blos wie eine ſchoͤne Form anſehen; es iſt
allemal ein Werk zu gewiſſem Behuf beſtimmt.
Will man es als ein Werk der Kunſt und des Ge-
ſchmaks
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie01_1771/438>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.