Diese Figuren kommen vornehmlich in der Haupt- stimme vor, und die andern, die ihr zur Beglei- tung dienen, haben alsdann nur einzele, zur Har- monie gehörige Töne. Oft aber trift es sich auch, daß, indem die Hauptstimme einen Ton länger anhält, eine der begleitenden Stimmen eine Figur darauf macht. Auch fällt die Figur bisweilen so gar in den begleitenden Baß, der alsdenn ein figu- rirter Baß genennt wird.
Figur. (Tanzkunst.)
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Beym Tanzen wird der Weg, den die Tänzer neh- men, in so fern er regelmäßig und symmetrisch ist, die Figur genennt. So kann man im Kreis herum tanzen, oder in schlangenförmigen Linien fortschrei- ten u. s. f. Die Figur ist also eines von den Din- gen, die nicht nur zur Annehmlichkeit, sondern auch zum Ausdruk und der Bedeutung des Tanzes das ihrige beyträgt. Sie kann nicht nur an sich etwas angenehmes haben, wie man es bey schlan- genförmigen Gängen, besonders, wenn zwey Per- sonen in solchen gegen einander tanzen, und ihre Figuren durch einander schlingen, leicht empfin- det, sondern sie dienet auch zur Verstärkung des Ausdruks. Man begreift leicht, daß der Gang der Menschen, auch in Ansehung des Weges, den sie nehmen, einigermaaßen durch das Leidenschaft- liche in ihnen bestimmt wird. Ein zorniger, oder überhaupt von einer verdrüslichen Leidenschaft ge- triebener Mensch geht nicht so regelmäßig, als ein vergnügter; und ruhige Gemüthsfaßungen bringen in dem Gang der Menschen weniger Abwechslungen hervor, als lebhafte. Darauf müssen also die Er- finder der Tänze, in Ansehung der Figuren noth- wendig acht haben, damit jede Figur, so viel mög- lich, mit dem Charakter des Tanzes selbst überein komme. Es giebt ernsthafte und scherzhafte, lustige und traurige, lebhafte und schläfrige Figuren. Der Tänzer hat mehr, als irgend ein andrer Künstler, auf das Charakteristische, das in den blossen Um- rißen der Figuren liegt, zu studiren. Es scheinet aber, daß man noch sehr wenig in diese Materie einschlagende Beobachtungen gesammelt habe. We- nigstens scheinen die Balletmeister eben nicht die Künstler zu seyn, die am meisten dem Geist ihrer Kunst nachdenken.
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Fig Fir
Figuranten. (Tanzkunst.)
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So nennt man in den Tänzen der Schaubühne die- jenigen Tänzer, die nicht anders, als trupweise, mit viel andern zugleich tanzen. Vermuthlich haben sie den Namen daher, weil ihre Tänze, die im Ballet blos zum Ausfüllen und zur Abwechslung dienen, strenger an regelmäßige Figuren gebunden sind, als Solotänze, oder die Duette, welche hingegen, so wol in ihren Schritten und Gebehrden, als im gan- zen Ausdruk, künstlicher und nachdrüklicher sind.
Firnis. (Zeichnende Künste.)
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Eine flüßige, oder doch sehr weiche Materie, mit wel- cher man die Oberflächen einiger Körper in verschie- denen Absichten überzieht. Entweder geschieht es blos, um sie glänzend zu machen, und zugleich vor der übeln Würkung der Feuchtigkeit zu bewahren; dieses nennt man eigentlich Lakiren: oder es wird mit dieser Absicht noch die verbunden, daß die Far- ben des Grundes, auf welchen der Firnis aufgetra- gen wird, lebhafter durchscheinen sollen. Alsdann muß der Firnis durchsichtig und ohne Farbe seyn. So überzieht man Gemählde und Kupferstiche mit Firnis, wovon hernach besonders soll gesprochen werden; oder man überzieht etwas mit Firnis um ihm eine Goldfarbe zu geben. S. Goldfirnis. Eine besondere Art dieser Arbeit ist die, wodurch eine Kup- ferplatte zum Aetzen zubereitet wird; auch davon wird hiernächst besonders gesprochen werden.
Firnis, womit Gemählde überzogen werden. Ein guter Firnis ist den Gemählden sehr vortheil- haft, weil sie dadurch durchaus saftiger werden, weil die Farben mehr in einander fliessen, und auch, weil die feinesten Tinten, die sich sonst einzie- hen und matt werden, dadurch hervorkommen. Durch einen guten Firnis erhält das Gemähld über- dem eine immerwährende Jugend, und sieht auch in seinem Alter so aus, als wenn es eben aus der Hand des Künstlers gekommen wäre. Denn er hindert die corrosive Würkung der Luft auf einige Farben, und das Einsitzen des Staubes, wodurch so manches Gemählde verdorben worden; so daß durch den Firnis die Gemählde gleichsam einbalsa- mirt werden.
Soll
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Fig
Dieſe Figuren kommen vornehmlich in der Haupt- ſtimme vor, und die andern, die ihr zur Beglei- tung dienen, haben alsdann nur einzele, zur Har- monie gehoͤrige Toͤne. Oft aber trift es ſich auch, daß, indem die Hauptſtimme einen Ton laͤnger anhaͤlt, eine der begleitenden Stimmen eine Figur darauf macht. Auch faͤllt die Figur bisweilen ſo gar in den begleitenden Baß, der alsdenn ein figu- rirter Baß genennt wird.
Figur. (Tanzkunſt.)
[Spaltenumbruch]
Beym Tanzen wird der Weg, den die Taͤnzer neh- men, in ſo fern er regelmaͤßig und ſymmetriſch iſt, die Figur genennt. So kann man im Kreis herum tanzen, oder in ſchlangenfoͤrmigen Linien fortſchrei- ten u. ſ. f. Die Figur iſt alſo eines von den Din- gen, die nicht nur zur Annehmlichkeit, ſondern auch zum Ausdruk und der Bedeutung des Tanzes das ihrige beytraͤgt. Sie kann nicht nur an ſich etwas angenehmes haben, wie man es bey ſchlan- genfoͤrmigen Gaͤngen, beſonders, wenn zwey Per- ſonen in ſolchen gegen einander tanzen, und ihre Figuren durch einander ſchlingen, leicht empfin- det, ſondern ſie dienet auch zur Verſtaͤrkung des Ausdruks. Man begreift leicht, daß der Gang der Menſchen, auch in Anſehung des Weges, den ſie nehmen, einigermaaßen durch das Leidenſchaft- liche in ihnen beſtimmt wird. Ein zorniger, oder uͤberhaupt von einer verdruͤslichen Leidenſchaft ge- triebener Menſch geht nicht ſo regelmaͤßig, als ein vergnuͤgter; und ruhige Gemuͤthsfaßungen bringen in dem Gang der Menſchen weniger Abwechslungen hervor, als lebhafte. Darauf muͤſſen alſo die Er- finder der Taͤnze, in Anſehung der Figuren noth- wendig acht haben, damit jede Figur, ſo viel moͤg- lich, mit dem Charakter des Tanzes ſelbſt uͤberein komme. Es giebt ernſthafte und ſcherzhafte, luſtige und traurige, lebhafte und ſchlaͤfrige Figuren. Der Taͤnzer hat mehr, als irgend ein andrer Kuͤnſtler, auf das Charakteriſtiſche, das in den bloſſen Um- rißen der Figuren liegt, zu ſtudiren. Es ſcheinet aber, daß man noch ſehr wenig in dieſe Materie einſchlagende Beobachtungen geſammelt habe. We- nigſtens ſcheinen die Balletmeiſter eben nicht die Kuͤnſtler zu ſeyn, die am meiſten dem Geiſt ihrer Kunſt nachdenken.
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Fig Fir
Figuranten. (Tanzkunſt.)
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So nennt man in den Taͤnzen der Schaubuͤhne die- jenigen Taͤnzer, die nicht anders, als trupweiſe, mit viel andern zugleich tanzen. Vermuthlich haben ſie den Namen daher, weil ihre Taͤnze, die im Ballet blos zum Ausfuͤllen und zur Abwechslung dienen, ſtrenger an regelmaͤßige Figuren gebunden ſind, als Solotaͤnze, oder die Duette, welche hingegen, ſo wol in ihren Schritten und Gebehrden, als im gan- zen Ausdruk, kuͤnſtlicher und nachdruͤklicher ſind.
Firnis. (Zeichnende Kuͤnſte.)
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Eine fluͤßige, oder doch ſehr weiche Materie, mit wel- cher man die Oberflaͤchen einiger Koͤrper in verſchie- denen Abſichten uͤberzieht. Entweder geſchieht es blos, um ſie glaͤnzend zu machen, und zugleich vor der uͤbeln Wuͤrkung der Feuchtigkeit zu bewahren; dieſes nennt man eigentlich Lakiren: oder es wird mit dieſer Abſicht noch die verbunden, daß die Far- ben des Grundes, auf welchen der Firnis aufgetra- gen wird, lebhafter durchſcheinen ſollen. Alsdann muß der Firnis durchſichtig und ohne Farbe ſeyn. So uͤberzieht man Gemaͤhlde und Kupferſtiche mit Firnis, wovon hernach beſonders ſoll geſprochen werden; oder man uͤberzieht etwas mit Firnis um ihm eine Goldfarbe zu geben. S. Goldfirnis. Eine beſondere Art dieſer Arbeit iſt die, wodurch eine Kup- ferplatte zum Aetzen zubereitet wird; auch davon wird hiernaͤchſt beſonders geſprochen werden.
Firnis, womit Gemaͤhlde uͤberzogen werden. Ein guter Firnis iſt den Gemaͤhlden ſehr vortheil- haft, weil ſie dadurch durchaus ſaftiger werden, weil die Farben mehr in einander flieſſen, und auch, weil die feineſten Tinten, die ſich ſonſt einzie- hen und matt werden, dadurch hervorkommen. Durch einen guten Firnis erhaͤlt das Gemaͤhld uͤber- dem eine immerwaͤhrende Jugend, und ſieht auch in ſeinem Alter ſo aus, als wenn es eben aus der Hand des Kuͤnſtlers gekommen waͤre. Denn er hindert die corroſive Wuͤrkung der Luft auf einige Farben, und das Einſitzen des Staubes, wodurch ſo manches Gemaͤhlde verdorben worden; ſo daß durch den Firnis die Gemaͤhlde gleichſam einbalſa- mirt werden.
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[386/0398]
Fig
Fig Fir
Dieſe Figuren kommen vornehmlich in der Haupt-
ſtimme vor, und die andern, die ihr zur Beglei-
tung dienen, haben alsdann nur einzele, zur Har-
monie gehoͤrige Toͤne. Oft aber trift es ſich auch,
daß, indem die Hauptſtimme einen Ton laͤnger
anhaͤlt, eine der begleitenden Stimmen eine Figur
darauf macht. Auch faͤllt die Figur bisweilen ſo
gar in den begleitenden Baß, der alsdenn ein figu-
rirter Baß genennt wird.
Figur.
(Tanzkunſt.)
Beym Tanzen wird der Weg, den die Taͤnzer neh-
men, in ſo fern er regelmaͤßig und ſymmetriſch iſt,
die Figur genennt. So kann man im Kreis herum
tanzen, oder in ſchlangenfoͤrmigen Linien fortſchrei-
ten u. ſ. f. Die Figur iſt alſo eines von den Din-
gen, die nicht nur zur Annehmlichkeit, ſondern auch
zum Ausdruk und der Bedeutung des Tanzes
das ihrige beytraͤgt. Sie kann nicht nur an ſich
etwas angenehmes haben, wie man es bey ſchlan-
genfoͤrmigen Gaͤngen, beſonders, wenn zwey Per-
ſonen in ſolchen gegen einander tanzen, und ihre
Figuren durch einander ſchlingen, leicht empfin-
det, ſondern ſie dienet auch zur Verſtaͤrkung des
Ausdruks. Man begreift leicht, daß der Gang
der Menſchen, auch in Anſehung des Weges, den
ſie nehmen, einigermaaßen durch das Leidenſchaft-
liche in ihnen beſtimmt wird. Ein zorniger, oder
uͤberhaupt von einer verdruͤslichen Leidenſchaft ge-
triebener Menſch geht nicht ſo regelmaͤßig, als ein
vergnuͤgter; und ruhige Gemuͤthsfaßungen bringen
in dem Gang der Menſchen weniger Abwechslungen
hervor, als lebhafte. Darauf muͤſſen alſo die Er-
finder der Taͤnze, in Anſehung der Figuren noth-
wendig acht haben, damit jede Figur, ſo viel moͤg-
lich, mit dem Charakter des Tanzes ſelbſt uͤberein
komme. Es giebt ernſthafte und ſcherzhafte, luſtige
und traurige, lebhafte und ſchlaͤfrige Figuren. Der
Taͤnzer hat mehr, als irgend ein andrer Kuͤnſtler,
auf das Charakteriſtiſche, das in den bloſſen Um-
rißen der Figuren liegt, zu ſtudiren. Es ſcheinet
aber, daß man noch ſehr wenig in dieſe Materie
einſchlagende Beobachtungen geſammelt habe. We-
nigſtens ſcheinen die Balletmeiſter eben nicht die
Kuͤnſtler zu ſeyn, die am meiſten dem Geiſt ihrer
Kunſt nachdenken.
Figuranten.
(Tanzkunſt.)
So nennt man in den Taͤnzen der Schaubuͤhne die-
jenigen Taͤnzer, die nicht anders, als trupweiſe, mit
viel andern zugleich tanzen. Vermuthlich haben ſie
den Namen daher, weil ihre Taͤnze, die im Ballet
blos zum Ausfuͤllen und zur Abwechslung dienen,
ſtrenger an regelmaͤßige Figuren gebunden ſind, als
Solotaͤnze, oder die Duette, welche hingegen, ſo
wol in ihren Schritten und Gebehrden, als im gan-
zen Ausdruk, kuͤnſtlicher und nachdruͤklicher ſind.
Firnis.
(Zeichnende Kuͤnſte.)
Eine fluͤßige, oder doch ſehr weiche Materie, mit wel-
cher man die Oberflaͤchen einiger Koͤrper in verſchie-
denen Abſichten uͤberzieht. Entweder geſchieht es
blos, um ſie glaͤnzend zu machen, und zugleich vor
der uͤbeln Wuͤrkung der Feuchtigkeit zu bewahren;
dieſes nennt man eigentlich Lakiren: oder es wird
mit dieſer Abſicht noch die verbunden, daß die Far-
ben des Grundes, auf welchen der Firnis aufgetra-
gen wird, lebhafter durchſcheinen ſollen. Alsdann
muß der Firnis durchſichtig und ohne Farbe ſeyn.
So uͤberzieht man Gemaͤhlde und Kupferſtiche mit
Firnis, wovon hernach beſonders ſoll geſprochen
werden; oder man uͤberzieht etwas mit Firnis um
ihm eine Goldfarbe zu geben. S. Goldfirnis. Eine
beſondere Art dieſer Arbeit iſt die, wodurch eine Kup-
ferplatte zum Aetzen zubereitet wird; auch davon
wird hiernaͤchſt beſonders geſprochen werden.
Firnis, womit Gemaͤhlde uͤberzogen werden.
Ein guter Firnis iſt den Gemaͤhlden ſehr vortheil-
haft, weil ſie dadurch durchaus ſaftiger werden,
weil die Farben mehr in einander flieſſen, und
auch, weil die feineſten Tinten, die ſich ſonſt einzie-
hen und matt werden, dadurch hervorkommen.
Durch einen guten Firnis erhaͤlt das Gemaͤhld uͤber-
dem eine immerwaͤhrende Jugend, und ſieht auch
in ſeinem Alter ſo aus, als wenn es eben aus der
Hand des Kuͤnſtlers gekommen waͤre. Denn er
hindert die corroſive Wuͤrkung der Luft auf einige
Farben, und das Einſitzen des Staubes, wodurch
ſo manches Gemaͤhlde verdorben worden; ſo daß
durch den Firnis die Gemaͤhlde gleichſam einbalſa-
mirt werden.
Soll
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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie01_1771/398>, abgerufen am 22.11.2024.
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