Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771.[Spaltenumbruch] Bog man ohne wichtige, aus der Nothwendigkeit entste-hende Ursachen, nicht abgehen soll. Die Höhe der Oefnung a b von dem Fußboden Es soll eine Bogenstellung mit dorischen Pfeilern Doch können diese Verhältnisse nicht allemal be- Der äusserste Pfeiler einer Bogenstellung muß Eine gothische und ziemlich abgeschmakte Art von Bou Bra Pallast in Venedig, wo die Bogen auf schlechtenvierekigten Pfeilern stehen, davon jeder mit zwey elenden Säulchen verzieret ist, die bis an die Käm- pfer der Bogen reichen. Bourree. (Musik.) Eine besondre Gattung eines Tonstüks zum Tan- [Abbildung]
Brabandische Schule. Wird sonst auch die flamändische Schule genennt. Es ist unnöthig hier ein Verzeichniß der zu die- C. Z 3
[Spaltenumbruch] Bog man ohne wichtige, aus der Nothwendigkeit entſte-hende Urſachen, nicht abgehen ſoll. Die Hoͤhe der Oefnung a b von dem Fußboden Es ſoll eine Bogenſtellung mit doriſchen Pfeilern Doch koͤnnen dieſe Verhaͤltniſſe nicht allemal be- Der aͤuſſerſte Pfeiler einer Bogenſtellung muß Eine gothiſche und ziemlich abgeſchmakte Art von Bou Bra Pallaſt in Venedig, wo die Bogen auf ſchlechtenvierekigten Pfeilern ſtehen, davon jeder mit zwey elenden Saͤulchen verzieret iſt, die bis an die Kaͤm- pfer der Bogen reichen. Bourree. (Muſik.) Eine beſondre Gattung eines Tonſtuͤks zum Tan- [Abbildung]
Brabandiſche Schule. Wird ſonſt auch die flamaͤndiſche Schule genennt. Es iſt unnoͤthig hier ein Verzeichniß der zu die- C. Z 3
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Bog
Bou Bra
man ohne wichtige, aus der Nothwendigkeit entſte-
hende Urſachen, nicht abgehen ſoll.
Die Hoͤhe der Oefnung a b von dem Fußboden
bis an den Scheitel des Bogens, ſoll der doppelten
Breite c d gleich ſeyn. Die Nebenpfeiler werden
ein Model breit gemacht, zum Bogen wird ein vol-
ler halber Zirkel genommen, und vom Scheitel
des Bogens bis an den Unterbalken, wird b e
zwey Model genommen. Dieſe Verhaͤltniſſe geben
den Bogenſtellungen das ſchoͤnſte Anſehen, und da-
nach muß nun alles uͤbrige beſtimmt werden. Ein
einziges Beyſpiel wird hinlaͤnglich ſeyn, zu zeigen,
wie die Eintheilungen zu machen ſeyen.
Es ſoll eine Bogenſtellung mit doriſchen Pfeilern
gemacht werden. Weil die doriſchen Pfeiler mit
zwey Unterſaͤtzen 18 Model hoch ſind, (*) vom
Unterbalken an bis auf den Scheitel des Bogens,
im Lichten aber zwey Model gerechnet werden, ſo
blieben fuͤr die Hoͤhe der Oefnungen (a b in der Fi-
gur) 16 Model uͤbrig; mithin wuͤrde die Weite
c d 8 Model ſeyn muͤſſen. Nun muß an jeder
Seite ein Model fuͤr die Breite des Nebenpfeilers,
und ebenfalls ein Model fuͤr die halbe Dike des
Pfeilers gerechnet werden; daher entſteht die Pfei-
lerweite f g von 12 Modeln.
(*) S. Do-
riſch.
Doch koͤnnen dieſe Verhaͤltniſſe nicht allemal be-
obachtet werden. An dem Coliſaum in Rom, wo
drey Bogenſtellungen uͤbereinander ſtehen, ſind fol-
gende Verhaͤltniſſe beobachtet worden: die unter-
ſte iſt von doriſcher Ordnung, die Saͤulenweite 14
Model und 11 Minuten; die Breite der Neben-
pfeiler beynahe 2 Model; die weite der Oefnungen
9 Model 28½ Min. die Hoͤhe nur 16 Model 13 Min.
Die zweyte Ordnung iſt joniſch mit Saͤulenſtuͤhlen, die
aber mit der Bruͤſtung der Oefnung in einem fort-
laufen. Die Saͤulenweite und die Breite der Ne-
benpfeiler, und die Weite der Oefnungen, ſind wie
vorher. Die Hoͤhe iſt nur 14 Model 28 Min. und
faſt eben ſo iſt auch die dritte Ordnung.
Der aͤuſſerſte Pfeiler einer Bogenſtellung muß
nothwendig ſtaͤrker ſeyn, als die andern, damit er
die Spannung des Bogens aushalte. Deswegen
ſetzt man auch insgemein zwey Wandpfeiler oder
Saͤulen auf der Eke neben einander. Von den Ein-
faſſungen der Bogen, von den Kaͤmpfern und Schluß-
ſteinen, iſt in beſondern Artikeln geſprochen worden.
Eine gothiſche und ziemlich abgeſchmakte Art von
Bogenſtellungen ſieht man an dem Herzoglichen
Pallaſt in Venedig, wo die Bogen auf ſchlechten
vierekigten Pfeilern ſtehen, davon jeder mit zwey
elenden Saͤulchen verzieret iſt, die bis an die Kaͤm-
pfer der Bogen reichen.
Bourree.
(Muſik.)
Eine beſondre Gattung eines Tonſtuͤks zum Tan-
zen. Sein Charakter iſt maͤßige Freude. Der
Takt iſt von [FORMEL], und faͤngt mit einem Viertel im
Aufſchlag an. Die Bouree hat, wie die meiſten
Taͤnze zwey Theile, von 4 oder 8 Takten. Es
kommt dabey ofte vor, daß der zweyte Theil der
erſten Zeit des Takts, durch eine Bindung auf eine
halbe Taktnote, mit dem erſten Theil der zweyten
Zeit zuſammen gezogen wird; als
[Abbildung]
Brabandiſche Schule.
Wird ſonſt auch die flamaͤndiſche Schule genennt.
Sie begreift eine Folge von vielen fuͤrtreflichen
Mahlern, die in Braband und Flandern die Kunſt
gelernt und getrieben haben. Vermuthlich hat
der Reichthum und eine ziemlich ruhige Regierung
verurſachet, daß in den Niederlanden und vornehm-
lich in den beyden bemeldeten Provinzen, die ſchoͤnen
Kuͤnſte ſehr fruͤh und mit groſſem Eifer getrieben
worden. Schon im 14ten Jahrhundert haben ſie
gute Mahler gehabt, denen man den gemeinen
Nachrichten zufolge, die Erfindung der Mahlerey
in Oelfarben zu danken hat. Von derſelben Zeit
an hat es in dieſen Laͤndern niemals an Mahlern ge-
fehlt, die, vornehmlich durch eine vorzuͤgliche Voll-
kommenheit der Farbengebung, andern zum Mu-
ſter dienen koͤnnen. Gegenwaͤrtig aber iſt dieſe
Schule faſt ganz eingegangen.
Es iſt unnoͤthig hier ein Verzeichniß der zu die-
ſer Schule gehoͤrigen Kuͤnſtler zu geben. Wer von
dem Werth der Kuͤnſtler aus dieſer Schule, beſon-
ders der zwey groſſen Lichter derſelben, Rubens
und van Dyk, richtig urtheilen will, muß noth-
wendig in dem Lande ſelbſt geweſen ſeyn; denn
wer blos die, auſſer den Niederlanden zerſtreute
Gemaͤhlde derſelben, geſehen hat, der kann ſich
nur einen ſehr unvollkommenen Begriff von der
Staͤrke dieſer Kuͤnſtler machen.
C.
Z 3
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