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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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Tagebuch von einer nach Nizza
kommt man an den Fuß dieses Berges, an dessen
mittäglicher Seite sich die Straße durch ein angeneh-
mes Land von mittelmäßiger Fruchtbarkeit hinzieht.
Zur rechten Hand hat man den Berg, zur Linken aber
den ganzen weiten Strich Landes zwischen diesem und
der Rhone. Nicht weit von Coulange fängt man an,
in den Schlund der Berge hinein zu fahren, durch
welchen sich in uralten Zeiten die Rhone den Weg
nach Frankreich hinein eröffnet zu haben scheint. We-
nigstens ist der Paß queer durch den Berg so enge,
daß die Rhone die ganze Breite desselben einnimmt.
Man kann deutlich sehen, wie dieser reissende Strom
sich allmählig ein tieferes Bett durch die Felsen aus-
gegraben hat. Jn einer ziemlichen Höhe über die-
sem Bett ist die Straße an dem rechten Ufer in den
Felsen ausgehauen. Nicht weit von dem Eingange
Fort l'Eclusein diesen Schlund ist das Fort l'Ecluse, wo ein ein-
ziges befestigtes Thor den Paß verschließt. Es liegen
hier wenige Jnvaliden, die aber hinlänglich wären,
einer ganzen Armee den Paß zu versperren. Hier
muß man einen Paß vorzeigen, ohne den man nicht
nach Frankreich hinein kommen kann. Jnsgemein
läßt man sich von dem französischen Residenten in Ge-
neve
einen geben. Jch bediente mich eines allgemei-
nen Passes mit dem großen Siegel und Unterschrift
des Königs, den ich aus Berlin mitgebracht hatte.
Ehe man aber an dieses Fort kommt, wird man in
Coulange scharf visitirt. Jch mußte an diesem Ort
12 Livres für den Eingang in das Königreich bezah-
len, nämlich 6 für mich und eben so viel für meinen
Bedienten. Vermittelst dessen aber ist man hernach

von

Tagebuch von einer nach Nizza
kommt man an den Fuß dieſes Berges, an deſſen
mittaͤglicher Seite ſich die Straße durch ein angeneh-
mes Land von mittelmaͤßiger Fruchtbarkeit hinzieht.
Zur rechten Hand hat man den Berg, zur Linken aber
den ganzen weiten Strich Landes zwiſchen dieſem und
der Rhone. Nicht weit von Coulange faͤngt man an,
in den Schlund der Berge hinein zu fahren, durch
welchen ſich in uralten Zeiten die Rhone den Weg
nach Frankreich hinein eroͤffnet zu haben ſcheint. We-
nigſtens iſt der Paß queer durch den Berg ſo enge,
daß die Rhone die ganze Breite deſſelben einnimmt.
Man kann deutlich ſehen, wie dieſer reiſſende Strom
ſich allmaͤhlig ein tieferes Bett durch die Felſen aus-
gegraben hat. Jn einer ziemlichen Hoͤhe uͤber die-
ſem Bett iſt die Straße an dem rechten Ufer in den
Felſen ausgehauen. Nicht weit von dem Eingange
Fort l'Ecluſein dieſen Schlund iſt das Fort l'Ecluſe, wo ein ein-
ziges befeſtigtes Thor den Paß verſchließt. Es liegen
hier wenige Jnvaliden, die aber hinlaͤnglich waͤren,
einer ganzen Armee den Paß zu verſperren. Hier
muß man einen Paß vorzeigen, ohne den man nicht
nach Frankreich hinein kommen kann. Jnsgemein
laͤßt man ſich von dem franzoͤſiſchen Reſidenten in Ge-
neve
einen geben. Jch bediente mich eines allgemei-
nen Paſſes mit dem großen Siegel und Unterſchrift
des Koͤnigs, den ich aus Berlin mitgebracht hatte.
Ehe man aber an dieſes Fort kommt, wird man in
Coulange ſcharf viſitirt. Jch mußte an dieſem Ort
12 Livres fuͤr den Eingang in das Koͤnigreich bezah-
len, naͤmlich 6 fuͤr mich und eben ſo viel fuͤr meinen
Bedienten. Vermittelſt deſſen aber iſt man hernach

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[68/0086] Tagebuch von einer nach Nizza kommt man an den Fuß dieſes Berges, an deſſen mittaͤglicher Seite ſich die Straße durch ein angeneh- mes Land von mittelmaͤßiger Fruchtbarkeit hinzieht. Zur rechten Hand hat man den Berg, zur Linken aber den ganzen weiten Strich Landes zwiſchen dieſem und der Rhone. Nicht weit von Coulange faͤngt man an, in den Schlund der Berge hinein zu fahren, durch welchen ſich in uralten Zeiten die Rhone den Weg nach Frankreich hinein eroͤffnet zu haben ſcheint. We- nigſtens iſt der Paß queer durch den Berg ſo enge, daß die Rhone die ganze Breite deſſelben einnimmt. Man kann deutlich ſehen, wie dieſer reiſſende Strom ſich allmaͤhlig ein tieferes Bett durch die Felſen aus- gegraben hat. Jn einer ziemlichen Hoͤhe uͤber die- ſem Bett iſt die Straße an dem rechten Ufer in den Felſen ausgehauen. Nicht weit von dem Eingange in dieſen Schlund iſt das Fort l'Ecluſe, wo ein ein- ziges befeſtigtes Thor den Paß verſchließt. Es liegen hier wenige Jnvaliden, die aber hinlaͤnglich waͤren, einer ganzen Armee den Paß zu verſperren. Hier muß man einen Paß vorzeigen, ohne den man nicht nach Frankreich hinein kommen kann. Jnsgemein laͤßt man ſich von dem franzoͤſiſchen Reſidenten in Ge- neve einen geben. Jch bediente mich eines allgemei- nen Paſſes mit dem großen Siegel und Unterſchrift des Koͤnigs, den ich aus Berlin mitgebracht hatte. Ehe man aber an dieſes Fort kommt, wird man in Coulange ſcharf viſitirt. Jch mußte an dieſem Ort 12 Livres fuͤr den Eingang in das Koͤnigreich bezah- len, naͤmlich 6 fuͤr mich und eben ſo viel fuͤr meinen Bedienten. Vermittelſt deſſen aber iſt man hernach von Fort l'Ecluſe

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/86>, abgerufen am 23.11.2024.