die zweyte Poststation, wo ich bey schon völlig einge- fallener Dunkelheit der Nacht ankam.
Den 18 Julius. Reise von Schlaiz über Gera nach Zeiz.
Von Schlaiz nach Zeiz.
Gera ist der Hauptort in dem Vogtlande, und eine volkreiche durch Handlung und Fabriken nahrhaf- te und angenehme Stadt. Die umliegende Gegend ist fürtrefflich, und den Wohlstand der Einwohner schließt man bey Annäherung gegen die Stadt aus ei- nigen schönen Landhäusern und Gärten, die man an der Straße siehet. Das Schloß, worauf der hier regierende Landesherr, ein Graf Reuß, wohnet, liegt eine kleine halbe Stunde seitwärts der Stadt auf einer sehr angenehmen Höhe, und scheinet von weitem ein schönes und großes Gebäude.
Man hat auf dieser Straße von der Höhe, über die man fährt, eine weite Aussicht auf einen Theil der chursächsischen Länder hinein, die sich von weitem als eine fürtreffliche etwas unebene Pläne zeigen. Dieser Strich von Sachsen hat in der That einen sehr fruchtbaren Boden, wenig Holzung, schöne und große Dörfer, um welche man eine Menge trefflicher Obst- bäume siehet. Diese Nacht blieb ich in Zeiz.
Den 19 Julius hatte ich nur noch eine halbe Ta- gereise nach Leipzig. Man kommt über viele schöne und fruchtbare Felder; aber gegen Leipzig hin wird der Boden etwas sandig. Jch langte in der Mit- tagsstunde hier an; und hier will ich das Tagebuch meiner Rückreise endigen.
Tagebuch von der Ruͤckreiſe ꝛc.
die zweyte Poſtſtation, wo ich bey ſchon voͤllig einge- fallener Dunkelheit der Nacht ankam.
Den 18 Julius. Reiſe von Schlaiz uͤber Gera nach Zeiz.
Von Schlaiz nach Zeiz.
Gera iſt der Hauptort in dem Vogtlande, und eine volkreiche durch Handlung und Fabriken nahrhaf- te und angenehme Stadt. Die umliegende Gegend iſt fuͤrtrefflich, und den Wohlſtand der Einwohner ſchließt man bey Annaͤherung gegen die Stadt aus ei- nigen ſchoͤnen Landhaͤuſern und Gaͤrten, die man an der Straße ſiehet. Das Schloß, worauf der hier regierende Landesherr, ein Graf Reuß, wohnet, liegt eine kleine halbe Stunde ſeitwaͤrts der Stadt auf einer ſehr angenehmen Hoͤhe, und ſcheinet von weitem ein ſchoͤnes und großes Gebaͤude.
Man hat auf dieſer Straße von der Hoͤhe, uͤber die man faͤhrt, eine weite Ausſicht auf einen Theil der churſaͤchſiſchen Laͤnder hinein, die ſich von weitem als eine fuͤrtreffliche etwas unebene Plaͤne zeigen. Dieſer Strich von Sachſen hat in der That einen ſehr fruchtbaren Boden, wenig Holzung, ſchoͤne und große Doͤrfer, um welche man eine Menge trefflicher Obſt- baͤume ſiehet. Dieſe Nacht blieb ich in Zeiz.
Den 19 Julius hatte ich nur noch eine halbe Ta- gereiſe nach Leipzig. Man kommt uͤber viele ſchoͤne und fruchtbare Felder; aber gegen Leipzig hin wird der Boden etwas ſandig. Jch langte in der Mit- tagsſtunde hier an; und hier will ich das Tagebuch meiner Ruͤckreiſe endigen.
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Tagebuch von der Ruͤckreiſe ꝛc.
die zweyte Poſtſtation, wo ich bey ſchon voͤllig einge-
fallener Dunkelheit der Nacht ankam.
Den 18 Julius. Reiſe von Schlaiz uͤber Gera
nach Zeiz.
Gera iſt der Hauptort in dem Vogtlande, und
eine volkreiche durch Handlung und Fabriken nahrhaf-
te und angenehme Stadt. Die umliegende Gegend
iſt fuͤrtrefflich, und den Wohlſtand der Einwohner
ſchließt man bey Annaͤherung gegen die Stadt aus ei-
nigen ſchoͤnen Landhaͤuſern und Gaͤrten, die man an
der Straße ſiehet. Das Schloß, worauf der hier
regierende Landesherr, ein Graf Reuß, wohnet,
liegt eine kleine halbe Stunde ſeitwaͤrts der Stadt auf
einer ſehr angenehmen Hoͤhe, und ſcheinet von weitem
ein ſchoͤnes und großes Gebaͤude.
Man hat auf dieſer Straße von der Hoͤhe, uͤber
die man faͤhrt, eine weite Ausſicht auf einen Theil
der churſaͤchſiſchen Laͤnder hinein, die ſich von weitem
als eine fuͤrtreffliche etwas unebene Plaͤne zeigen.
Dieſer Strich von Sachſen hat in der That einen ſehr
fruchtbaren Boden, wenig Holzung, ſchoͤne und große
Doͤrfer, um welche man eine Menge trefflicher Obſt-
baͤume ſiehet. Dieſe Nacht blieb ich in Zeiz.
Den 19 Julius hatte ich nur noch eine halbe Ta-
gereiſe nach Leipzig. Man kommt uͤber viele ſchoͤne
und fruchtbare Felder; aber gegen Leipzig hin wird
der Boden etwas ſandig. Jch langte in der Mit-
tagsſtunde hier an; und hier will ich das Tagebuch
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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/434>, abgerufen am 22.07.2024.
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